Ein 24 Stunden EKG – auch Holter EKG genannt – ist ein sehr wertvolles Hilfsmittel, wenn es darum geht Rhythmusstörungen über einen längeren Zeitraum zu beurteilen. Häufig kann man in einem einfachen, nur wenige Minuten geschriebenen EKG nicht beurteilen, ob gefährliche Arrhythmien vorhanden sind oder ob eventuell vorhandenen Arrhythmien auch für bestimmte Symptome, wie z.B. Schwäche, Ohnmachtsanfälle oder Taumeln verantwortlich sind. 

 

Welche Gründe gibt es um ein 24 Stunden EKG anzufertigen? 

  • Ohnmachtsanfälle, Schwächeepisoden etc. 

Wenn ein Hund (selten auch eine Katze) sogenannte Synkopen zeigt, gilt es rasch zu handeln und die Ursache zu finden. Synkopen sind kurze Ohnmachtsanfälle, meist ohne vorherige Anzeigen und einer relativ raschen Erholungsphase. Taumeln oder kurze Schwächeanfälle können dabei Beinahe-Synkopen darstellen. Die Ursache muss nicht zwingend eine Rhythmusstörung sein, allerdings besteht bei herzbedingten Arrhythmien das Risiko, dass eine Synkope im plötzlichen Herztod endet, d.h. der Hund nicht mehr aufsteht und verstirbt. Deshalb sollte die Abklärung auf keinen Fall aufgeschoben werden. Weitere Ursachen für diese Art von Symptomen können z.B. ähnlich aussehende epileptische Anfälle oder Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes) sein. Auch orthopädische Probleme können Schwäche oder Taumeln auslösen, sollten aber keine Ohnmacht verursachen. 

Rhythmusstörungen, welche zu langsame Herzfrequenzen bedingen, wie z.B. AV-Blöcke oder Sick-Sinus-Syndrom, können ebenfalls Synkopen und Schwäche verursachen. Diese haben zwar nicht unbedingt ein hohes Risiko im plötzlichen Herztod zu enden, aber auch hier muss eine Entscheidung über die Therapie getroffen werden. Da es dabei meist um die Frage geht, ob ein Schrittmacher eingesetzt werden muss, was mit einer OP verbunden ist, wird auch bei diesen Erkrankungen häufig ein 24 Stunden EKG nötig. 

 

  • Arrhythmien ohne Symptome

Werden beim Abhören, bei einer Ultraschalluntersuchung oder bei einem Kurzzeit-EKG Rhythmusstörungen diagnostiziert, kann es ebenfalls sinnvoll sein ein 24 Stunden EKG anzufertigen, auch wenn keine Symptome vorhanden sind. Dies kommt natürlich darauf an, ob eine Grunderkrankung im Herzen vorliegt, welche Arrhythmie vorhanden ist und auch welcher Rasse das Tier angehört. Generell gilt es dabei das Risiko für den plötzlichen Herztod besser einzuschätzen. Außerdem kann besser beurteilt werden, ob eine Therapie mit antiarrhythmischen Medikamenten empfohlen werden soll. Da alle antiarrhythmische Medikamente das Potential haben, Rhythmusstörungen auch zu verschlimmern, bzw. mit Nebenwirkungen behaftet sind, sollte diese Entscheidung sorgfältig abgewogen und durch ein 24 Stunden EKG unterstützt werden. 

 

  • Beurteilung ob eine Therapie anschlägt

Wird die Entscheidung getroffen eine antiarrhythmische Therapie zu starten, sollte der Therapieerfolg nach einer gewissen Zeit (z.B. 4 Wochen) mittels erneutem 24 Stunden EKG überprüft werden. Antiarrhythmische Medikamente müssen nach Effekt dosiert werden und nicht jedes Medikament schlägt bei jedem Tier gleich gut an. Leider gibt es bisher auch kein Medikament, welches den plötzlichen Herztod sicher verhindern kann. Allerdings kann das Risiko durch eine gute medikamentöse Einstellung deutlich vermindert werden. Eine drastische Reduktion der Anzahl und Malignität der Arrhythmien im 24 Stunden EKG im Vergleich zu vor dem Therapiestart ist daher wünschenswert. Da Arrhythmien auch mit der Zeit schlimmer werden können, ist nach erfolgreicher Einstellung eine regelmäßige Holter Kontrolle anzuraten. 

 

  • Frühdiagnose bestimmter Krankheiten

Einige Hunderassen entwickeln außergewöhnlich häufig gefährliche Rhythmusstörungen. Dazu zählt vor allem der Dobermann. Aber auch der Boxer (Arrhythmogene Rechtsventikuläre Kardiomyopathie) kann davon betroffen sein. Beim Dobermann sind Rhythmusstörungen ein frühes Anzeichen einer Dilatativen Kardiomyopathie und nicht selten bereits gefährlich, bevor im Ultraschall überhaupt Veränderungen des Herzens darstellbar sind. Jährliche Holter-Untersuchungen sind daher bei dieser Rasse auch schon in jungen Jahren empfohlen, um ein erhöhtes Risiko am plötzlichen Herztod zu sterben zu erkennen und ggf. zu minimieren. Bereits die erste Synkope kann im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres führen. 

 

Wie läuft ein 24 Stunden EKG ab? Muss das Tier in der Klinik bleiben?

Ein 24 Stunden EKG wird direkt mittels Klebeelektroden am seitlichen Brustkorb des Tieres befestigt, alles gut mit Verbandsmaterial fixiert und das Gerät mit einem kleinen Rucksack auf den Rücken geschnallt. Damit kann der Patient wieder nach Hause und einen ganz normalen Tag verbringen. Nach 24 Stunden wird alles wieder abmontiert und zurückgebracht oder -geschickt. Viele Kardiologen verwenden mittlerweile spezielle Neoprenwesten, um das Gerät an Ort und Stelle zu halten. Bei Katzen wird ein 24 Stunden EKG seltener durchgeführt, aber auch bei diesen Tieren ist es möglich. Ob dabei ein stationärer Aufenthalt sinnvoll sein kann, muss von Fall zu Fall entschieden werden, da Katzen das Gerät auf dem Rücken eventuell weniger gut tolerieren. In den meisten Fällen ist es jedoch gewünscht, dass ein normaler Tag stattfindet, damit das EKG unter Alltagsbedingungen aufgezeichnet wird. 

Rhythmusstörungen

Dobermann mit 24-Stunden-EKG (Holter)

Auf was ist während des 24 Stunden EKG ’s zu achten?

Während das EKG aufzeichnet sollte alles so wie an jedem anderen Tag auch stattfinden. Sind Symptome vorhanden, oder wird z.B. die Ursache für Schwäche gesucht, so ist es natürlich hilfreich, diese auch bewusst zu provozieren. Ist ein Hund immer beim Spielen schlapp, so sollten auch mit EKG gespielt werden und die Uhrzeit genau notiert werden, damit der Kardiologe sich den Rhythmus während dieser symptomatischen Phase genau ansehen kann. Hat ein Hund z.B. immer dann Synkopen, wenn eine bestimmte Person das Haus betritt, so sollte dies ebenfalls provoziert und notiert werden. Generell macht es Sinn, die verschiedenen Aktivitäten mit Uhrzeit aufzuschreiben und dem Kardiologen mitzugeben. 

 

Was haben die Ergebnisse des 24 Stunden EKG ’s für Konsequenzen?

Die Interpretation des Rhythmus über 24 Stunden kann dazu führen, dass Medikamente – sogenannte Antiarrhythmika – empfohlen werden, da das Risiko für den plötzlichen Sekundentod erhöht ist oder die Rhythmusstörungen zu Symptomen führen. Leider gibt es keine genauen Richtlinien, ab wann Rhythmusstörungen gefährlich sind. Es gibt jedoch gewissen Malignitätskriterien, welche die meisten Kardiologen verwenden. Arrhythmien im Zusammenhang mit Synkopen sollten z.B. immer ein Anlass zur Therapie sein. 

Dabei gibt es auch Synkopen, welche nicht durch Arrhythmien ausgelöst werden. Diese Fälle sind manchmal etwas komplizierter. Sichere Aussagen können nur dann getroffen werden, wenn der Rhythmus während der Episode aufgezeichnet wird. Ist der Rhythmus während der Synkope normal, so sollte man keine Antiarrhythmika einsetzten. Mehr dazu im Artikel über Synkopen. Es besteht bei diesen Tieren auch die Möglichkeit sogenannte Eventmonitore einzusetzen. Diese können über längere Zeit (bis zu einer Woche) am Tier bleiben und speichern den Herzrhythmus nur, wenn sie vom Besitzer aktiviert werden, also z.B. bei einem Anfall. Dies ist besonders hilfreich, wenn der Verdacht auf Reflexsynkopen besteht, die Anfälle aber nicht täglich oder eben sehr unregelmäßig auftreten. Leider stehen Eventmonitore nur in wenigen Kliniken zur Verfügung. 

Treten Ohnmachtsanfälle aufgrund von zu langsamen Herzfrequenzen auf, kann oftmals nur ein Schrittmacher Abhilfe schaffen. Erfahrungsgemäß sprechen diese Art von Rhythmusstörung kaum auf Medikamente an. 

Selbstverständlich muss jede Therapie individuell besprochen und abgewogen werden. 

 


Quellen: