Angeborene Herzerkrankungen sind beim Welpen häufiger als man denkt. Ca. einer von 200 Hundewelpen wird mit einem Defekt im Herzen geboren, bei Katzen sind es zum Glück weniger. Ein Loch in der Herzscheidewand zwischen den Vorkammern, ein sogenannter Atriumseptumdefekt oder ASD, kommt zwar nicht allzu häufig vor, ist aber auch besonders gemein, da er nicht zwingend ein Herzgeräusch verursacht und somit leicht übersehen wird.

 

Was ist ein ASD?

Ein ASD bedeutet, dass sich die Trennwand zwischen linker und rechter Vorkammer während der Entwicklung nicht komplett geschlossen hat und dadurch eine Verbindung zwischen Lungenkreislauf und Körperkreislauf nach der Geburt bestehen bleibt. Beim gesunden Herzen ist die einzige Verbindung zwischen rechter und linker Herzhälfte die Lunge. Dort wird das Blut mit Sauerstoff beladen, bevor es in den Körper gepumpt werden kann. Besteht nun eine Verbindung der beiden Vorkammern, so kann Blut von der linken Herzhälfte auf die rechte Seite fließen (weniger Widerstand auf der rechten Seite bestimmt die Flussrichtung). Insgesamt kommt ein isolierter ASD (keine anderen Defekte) selten vor. Bei einigen ist er jedoch nicht ganz so selten. Dazu zählen Boxer, Samojede und Neufundländer.

 

ASD bei Hund und Katze

 

Was sind die Folgen eines ASD bei Hund und Katze?

Die klinischen Folgen sind abhängig davon, wie groß der Defekt ist und ob zusätzliche Defekte präsent sind. Beim Tier sind isolierte ASDs eher selten. Bei kleinen Löchern sind meist auch keine Symptome zu erwarten. Die Menge an Blut, welche durch die Öffnung fließt, hat keine großen Auswirkungen auf die Funktion des Herzens. Bei größeren Defekten kommt es jedoch zur Ausdehnung der rechten Vorkammer, da mit jeder Füllung eine bestimmte Menge an Blut aus der linken Vorkammer hinzu kommt. Auch die rechte Hauptkammer muss mit einer vermehrten Blutmenge zurechtkommen und dehnt sich ebenfalls aus. Können die Kammern sich nicht weiter ausdehnen, so entsteht Rechtsherzversagen. Das bedeutet, Blut staut sich in die Venen zurück und es bilden sich Flüssigkeitsansammlungen in Brustkorb (Thoraxerguss) und Bauchraum (Aszites).

Zudem werden die Lungengefäße vermehrt belastet, da permanent eine größere Menge Blut durch die Lungen fließt. Dies kann zu Veränderungen der Lungengefäße und zu einem erhöhten Lungendruck führen. Ein erhöhter Lungendruck verschlimmert das Rechtsherzversagen und die Belastung des rechten Herzens.

Zusätzliche Defekte:

Bestehen zusätzliche schwere Defekte wie z.B. eine Pulmonalstenose, eine Trikuspidalstenose oder eine pulmonale Hypertension (erhöhter Druck in den Lungengefäßen), so kann sich der Blutfluss auch umdrehen. Bei einem Fluss von rechts nach links gelangt sauerstoffarmes Blut in den Körperkreislauf, was eine erhöhte Menge an roten Blutkörperchen nach sich ziehen kann. Dieser Kompensationsmechanismus des Körpers macht das Blut “dicker”, was weitere Komplikationen mit sich bringt (Durchblutungsstörungen, Thrombosen, Embolien).

 

Was sind die Symptome bei einem ASD bei Hund und Katze?

Kleine Defekte verursachen keine Symptome und bleiben sicherlich auch häufig unentdeckt. Bei größeren Defekten kann es zu Rechtsherzversagen kommen, was folgende Symptome auslösen kann:

  • Zunehmender Bauchumfang durch Wasseransammlungen
  • Erschwerte Atmung und Atemnot durch Flüssigkeit im Brustkorb
  • Husten
  • Leistungsschwäche, Müdigkeit
  • Ohnmachtsanfälle (Synkopen)

Bei zusätzlichen Komplikationen kann sich die Flussrichtung durch die Öffnung umkehren. In diesem Fall können eventuell folgende Symptome beobachtet werden:

  • Leistungsintoleranz
  • Blaue Schleimhäute
  • Schwäche
  • Müdigkeit
  • Kollaps, Ohnmachtsanfälle (Synkopen)

 

ASD bei Hund und Katze

Wie wird ein ASD bei Hund und Katze festgestellt?

Ein ASD ist einer der wenigen angeborenen Defekte, welcher kein Herzgeräusch auslöst. Der Blutfluss durch die Öffnung ist langsam, da die Drücke in beiden Vorkammern ähnlich sind und somit Blut nicht durch das Loch gepresst wird. Es entsteht also kein Geräusch dadurch. Möglicherweise kann jedoch der erhöhte Blutfluss durch die Pulmonalarterie als systolisches Herzgeräusch auskultiert werden (Mehr Volumen muss in der gleichen Zeit in die Lunge gepumpt werden, dadurch muss das Blut schneller fließen und dies kann man als Herzgeräusch wahrnehmen). Zudem kann es zum geteilten zweiten Herzton kommen, weil sich die Klappe in die Lungen später schließt (es muss ja erst mal mehr Blut durch, das dauert minimal länger). Im Röntgenbild kann bei größeren Defekten die Vergrößerung der rechten Herzhälfte auffallen, zudem kann man möglicherweise Veränderungen durch eine vermehrte Lungendurchblutung erkennen. Im EKG kommt es ebenfalls zu typischen Veränderungen bei einer Vergrößerung des rechten Herzens. Eine abnorme Erregungsleitung (Rechtsschenkelblock) ist ein häufiger Fund bei einem ASD, ist aber klinisch nicht relevant. Die Diagnose kann nur im Herzultraschall gestellt werden. Hier kann der Defekt dargestellt werden, wobei im normalen Bild Vorsicht geboten ist. Erst der Farbdoppler und der Spektraldoppler, welche den Blutfluss sichtbar machen und Messen können, geben Gewissheit. Die Auswirkungen auf das rechte Herz können im Echo ebenfalls beurteilt und somit eine Prognose abgegeben werden. Falls weitere Defekte vorhanden sind, werden sie auch im Ultraschall diagnostiziert.

Hier findet ihr ein tolles Video zur Erklärung eines ASD beim Menschen (auf Englisch).

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Bei Kindern wird ein ASD operativ verschlossen. Beim Tier wird dies zurzeit leider nicht routinemäßig durchgeführt. Kleine Defekte bedürfen normalerweise auch keiner Therapie und verursachen keine Symptome. Bei größeren Defekten ist eine symptomatische Therapie mit Medikamenten indiziert. Kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen im Bauch und Brustkorb, so werden Entwässerungsmedikamente verabreicht. Entstehen Arrhythmien, so kann es nötig sein, diese mit Antiarrhythmika zu therapieren. Bei einem umgekehrten Blutfluss, was nur sehr selten passiert, ist eventuell eine regelmäßige Blutabnahme nötig, um die Menge der roten Blutkörperchen zu kontrollieren.

Mehr zum Thema Herzmedikamente findet ihr hier für Katzen oder Hunde.

 

Wie ist die Prognose?

Die Prognose ist von der Größe des Defektes abhängig. Kleine Defekte haben eine sehr gute Prognose mit normaler Lebenserwartung. Bei größeren Defekten können Symptome bereits im Welpenalter oder erst im Laufe des Lebens auftreten. Da nur eine symptomatische Therapie möglich ist, ist die Prognose bei Defekten, die bereits Symptome auslösen vorsichtiger zu stellen.