Hat man dir schon einmal den Blutdruck gemessen? Und deiner Katze? In der Humanmedizin scheint dies ein sehr wichtiges Thema zu sein. Bluthochdruck bei Katzen ist ebenfalls weit verbreitet, vor allem bei älteren Tieren (ab ca. 9 Jahren) steigt die Gefahr deutlich an. Im Vergleich zur Humanmedizin sind Blutdruckmessungen bei der Katze in vielen Praxen noch keine Routineuntersuchung und werden leider zu selten oder gar nie durchgeführt. Das liegt zum einen daran, dass es oft schwierig ist bei Katzen Blutdruck zu messen und es nicht immer gelingt, eine verlässliche Messung zu bekommen. Zum anderen an den Geräten selber, welche erst angeschafft werden müssen. Zusätzlich müssen der Tierarzt oder das Personal geschult werden. Manche unterschätzen vielleicht auch die Gefahr von Bluthochdruck, da die Symptome nicht offensichtlich sind.

Symptome
Gefahren
Messung und Diagnose
Behandlung
Ernährung
Kosten

Symptome von Bluthochdruck bei Katzen

Anfängliche Symptome von Bluthochdruck (Hypertonie) können sehr mild sein und oftmals werden sie von Katzenhaltern gar nicht erkannt. Beim Menschen sind dies z.B. Kopfschmerzen und Angstzustände. Beim Tier wurde verminderter Appetit, Lethargie, Bewegungsunlust und Lichtsensibilität beschrieben. Also unspezifische Symptome, die bei vielen Krankheiten vorkommen.
Da in ca. 80% der Fälle eine Grunderkrankung vorhanden ist, sollten bei der Diagnose von folgenden Krankheiten immer der Blutdruck im Auge behalten werden:

  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Nierenversagen
  • Herzgeräusche (verdickter Herzmuskel)
  • Rhythmusstörungen, plötzliches Herzversagen
  • Neurologische Probleme
  • Diabetes mellitus
  • Nebennieren-Erkrankungen

 

Bei Fällen ohne offensichtliche Grunderkrankung wird Bluthochdruck oftmals erst deutlich, wenn schon Schäden an Augen, Nieren, Herz und Gehirn vorhanden sind und deshalb Symptome auftreten.

Symptome können sein:

  • Sehstörungen und Blindheit
  • Proteinverlust über die Nieren 
  • Lethargie
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Verhaltensänderungen
  • Orientierungsstörungen
  • Akute Bewusstseinsänderung
  • Anfälle

Gefahren von Bluthochdruck bei Katzen

Lässt man einen hohen Blutdruck unbehandelt, kommt es früher oder später zu Schäden an den sogenannten Zielorganen:

Augen: Durch den hohen Druck in den kleinen zarten Gefäßen im Auge kommt es zu Blutungen und später sogar zur Netzhautablösung. Die Katze erblindet.


Nieren: Durch den hohen Druck in den Nierengefäßen wird vermehrt Protein ausgeschieden und die Gefäße werden geschädigt. Da oft Nierenversagen das primäre Problem ist, verschlimmert Bluthochdruck dieses also noch und führt dazu, dass die Krankheit schneller fortschreitet.


Das Herz muss permanent gegen einen hohen Druck anpumpen. Wie ein Bodybuilder mit hohen Gewichten mehr Muskeln aufbaut, wird dabei auch der Herzmuskel dicker. Dies führt vor allem zu Problemen bei Katzen, welche schon eine Herzerkrankung haben.


Auch die Gefäße im Gehirn können nicht unbeschadet für längere Zeit einem zu hohen Druck standhalten und es kann zu Blutungen und Schlaganfall-Symptomen kommen.

 

Messung und Diagnose von Bluthochdruck bei Katzen

 

Bluthochdruck bei Katzen

Generell gibt es zwei Methoden den Blutdruck beim wachen Tier zu messen. Wie beim Menschen kann man ein automatisches Gerät verwenden (Oszillometrie) oder mit Stethoskop (beim Tier Doppler) und Manschette messen. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile, liefern aber bei korrekter Technik vergleichbare Ergebnisse.

Bei Katzen ist es oftmals schwierig den Blutdruck zu messen ohne sie einem gewissen Stress auszusetzen. Stress führt zu erhöhtem Blutdruck und verfälscht das Ergebnis, deshalb ist eine ruhige Umgebung und minimale Fixierung extrem wichtig.

→ Eine Katze die man mit zwei Personen halten muss um die Manschette anzulegen, wird mit Sicherheit einen astronomischen Blutdruck haben, da sie maximal gestresst ist in diesem Moment.  Eine Messung macht dann nur noch wenig Sinn. Leider führt eine Ruhigstellung mit Medikamenten zu falschen Ergebnissen, sodass dies keine Option ist.

 

Hat man einen glaubwürdigen Wert ermittelt, gibt es folgende Richtlinien für den systolischen Blutdruck:

  • > 160 mmHg bedeutet erhöhtes Risiko für Organschäden
  • > 180 mmHg bedeutet ein hohes Risiko für Organschäden
  • > 200 mmHg bedeutet extrem hohes Risiko für Organschäden

Messungen sollten immer wiederholt werden, bevor eine Diagnose gestellt wird. Ist der Wert unter 160 mmHg oder knapp darüber kann die erneute Untersuchung in ein paar Wochen stattfinden. Je höher der Wert geht, desto schneller sollte die Untersuchung wiederholt werden, bzw.  bei extrem hohen Werten macht es eventuell Sinn, sofort mit der Behandlung zu beginnen. Meist sind bei diesen Tieren auch bereits Schäden z.B. an den Augen oder anderen Zielorganen zu erkennen. Die Untersuchung der Zielorgane sollte bei Verdacht auf Bluthochdruck Teil der Untersuchung sein.

 

Behandlung von Bluthochdruck bei Katzen

Da in 80% der Fälle eine Grunderkrankung vorhanden ist, sollte diese immer gemeinsam mit der Behandlung des Blutdrucks in Angriff genommen werden. Bei Katzen wird der Blutdruck mit Medikamenten in Tablettenform gesenkt. Das Ziel ist eine langsame Senkung auf unter 140 mmHG. Die meisten Katzen sprechen zum Glück sehr gut auf den Wirkstoff Amlodipin an. Herkömmliche ACE-Hemmer (z.B. Benazepril) werden auch eingesetzt, haben aber nur minimalen Effekt und sollten daher nicht als einziges oder ersten Medikament gewählt werden. Neuere ACE-Hemmer wie Telmisartan (Semintra®), zeigten in aktuellen Studien ebenfalls eine gute blutdrucksenkende Wirkung. Ob es auch in der Praxis ausreichend Wirkung zeigt, muss von Fall zu Fall entschieden werden.

→ Wie wirkt Amlodipin:

Amlodipin wirkt vorzugsweise an den Blutgefäßen im Körper und führt dazu, dass diese sich erweitern und somit weniger Druck im Blutgefäßsystem anfällt. Das gelingt über geblockte Kalziumkanäle, die für die Muskelkontraktion in der Wand der Blutgefäße verantwortlich sind. Da Amlodipin selektiv an den Gefäßen wirkt, sind Nebenwirkungen zum Beispiel am Herz relativ gering.
Man kann sich den Effekt so vorstellen, also ob man eine bestimmte Menge an Flüssigkeit durch eine Gartenschlauchsystem pumpt. Ist der Schlauch dünn, wird er maximal gespannt sein und das Wasser wird am Ende mit hohem Druck rausspritzen. Nimmt man für die gleiche Menge Wasser einen dicken Schlauch, läuft das Wasser am Ende raus ohne zu spritzen. Amlodipin führt also dazu, dass die Gefäße weiter werden und somit weniger Druck durch das durchfließende Blut erzeugt wird.

→ Welche Nebenwirkungen hat Amlodipin:

Leichtes Erbrechen und Probleme mit dem Verdauungstrakt (Durchfall, Appetitlosigkeit) sowie Lethargie und Dehydratation können auftreten. Diese Nebenwirkungen sind aber meist vorübergehend und die Behandlung kann fortgeführt werden. Bei jungen Katzen wurden Probleme mit dem Zahnfleisch festgestellt, bei älteren Katzen trat dies nicht auf.

Sobald die Diagnose gestellt ist, wird Amlodipin 1x täglich verabreicht. Die Startdosis beträgt dabei 0,625mg pro Katze. Sollte der Blutdruck extrem hoch sein, kann man auch mit einer höheren Dosis anfangen. Ist der Blutdruck bei den Kontrollen nicht ausreichend gesenkt, sollte die Dosis erhöht werden bis der Blutdruck unter Kontrolle ist. Dabei kann die Dosis bis zu 2.5 mg pro Tag und Katze gehen.

→ Überdosis

Bei zu hohen Dosen besteht die Gefahr eines zu niedrigen Blutdrucks. Bei einer langsamen Steigerung der Dosis und regelmäßigen Kontrolle ist die Gefahr dafür aber relativ gering.

Symptome von zu niedrigem Blutdruck sind:

  • Schwäche, Lethargie und Depression
  • Kollaps
  • blasse Schleimhäute
  • Übelkeit
  • Koordinationsprobleme

 

Ernährung bei Bluthochdruck

Die Ernährung sollte sich nach der Grunderkrankung richten. D.h. bei Nierenversagen ist z.B. eine Nierendiät zu empfehlen. Ob eine extrem salzarme Ernährung Sinn macht, wird kontrovers diskutiert. Salzrestriktion alleine konnte aber bisher in Studien nicht den Blutdruck ausreichend senken Eine moderate Salzzufuhr (< 80mg/100 kcal oder < 0,4 % der Trockenmasse)  ist aber auf jeden Fall zu empfehlen. Leckerlies und Essen vom Tisch sind dabei häufig versteckte Salzquellen. Da Katzen Fleischfresser sind und im Vergleich zu uns Menschen einen viel kürzeren Verdauungstrakt haben, kann ernährungstechnisch nicht vom Mensch auf die Katze geschlossen werden, wenn es um Bluthochdruck geht.

Kosten

Eine Blutdruckmessung beim Tierarzt kostet zwischen 10 und 30 Euro (laut Gebührenordnung für Tierärzte in Deutschland). Besteht der Verdacht auf Bluthochdruck, sollte die Messung jedoch mindestens 1x wiederholt werden, bevor die Diagnose gestellt wird. Wird therapiert, so sollten regelmäßige Therapiekontrollen stattfinden.

Das wichtigste Medikament zur Blutdrucksenkung bei der Katze ist Amlodipin. Seit ein paar Jahren gibt es dies auch speziell für Tiere in Form von Kautabletten. Davor gab es nur Tabletten aus der Humanmedizin, welche man in 8 Teile zerlegen musste, was nicht immer ganz so einfach war. Der Preis für das tiermedizinische Produkt ist dafür auch etwas höher und liegt je nachdem welche Dosis eingesetzt wird bei ca. 25 Cent pro Tag (nur grobe Schätzung, da Preise variieren). Semintra® ist ein neueres vielversprechendes Medikament, welches zwar teurer ist, aber dafür in flüssiger Form verabreicht werden kann. Der Preis hängt von Dosis und Gewicht der Katze ab.

 

In meinem praktischen Handbuch gibt es alle Informationen zur

Niereninsuffizienz bei der Katze auf einen Blick:

Niereninsuffizienze Katze

 


Quellen:

Mark J. Acierno, Scott Brown, Amanda E. Coleman, Rosanne E. Jepson, Mark Papich, Rebecca L. Stepien, Harriet M. Syme. J Vet Intern Med. 2018 Nov-Dec; 32(6): 1803–1822. Published online 2018 Oct 24
 
Valérie Chetboul, Brice Stéphane Reynolds, Emilie Trehiou-Sechi, Patrick Nguyen, Didier Concordet, Carolina Carlos Sampedrano, Isabelle Testault, Jonathan Elliott, Jérôme Abadie, Vincent Biourge, Hervé Pierre Lefebvre. PLoS One. 2014; 9(6): e97862. Published online 2014 Jun 18