Auch Katzen können an einer Herzmuskelschwäche erkranken. Die Dilatative Kardiomyopathie, kurz DCM, ist bei Katzen heutzutage zum Glück sehr selten. Sie kann genetisch bedingt sein, oder durch einen Nährstoffmangel versacht werden.

Was ist eine DCM?
DCM aufgrund von Taurinmangel
Symptome
Diagnose
Therapie
Was kann ich Zuhause tun?
Prognose

Was bedeutet eine DCM bei der Katze?

Bei einer DCM nimmt die Pumpkraft des Herzmuskels zunehmend ab und es wird nicht mehr genügend Blut in den Körper gepumpt. Als Ursache wird von einer genetischen Komponente ausgegangen, auch wenn dies noch nicht eindeutig für Katzen belegt werden konnte. Außerdem kann ein Nährstoffmangel (siehe unten) oder eine Herzmuskelentzündung sekundär zu einer DCM führen.

Die Krankheit betrifft hauptsächlich die linke Herzhälfte. Infolge der Pumpschwäche kommt es zu Kompensationsmechanismen im Körper (u.a. erhöhtes Blutvolumen) und Umbauvorgängen im Herzmuskel, welche dazu führen, dass sich die linke Herzkammer und die linke Vorkammer immer weiter ausdehnen. Dabei können zudem gefährliche Arrhythmien entstehen. Ist die Kapazität der Kammern sich weiter auszudehnen erschöpft, staut sich Blut zurück in die Lungengefäße und es kommt zu Wasser in der Lunge (Lungenödem) und oft auch zu Flüssigkeitsansammlungen im Brustkorb (Thoraxerguss).

ARVC – Sonderform der DCM

Eine seltene Sonderform der DCM ist die ARVC (Arrhythmogene Rechtsventrikuläre Kardiomyopathie). Bei einer ARVC kommt es zur Herzmuskelschwäche auf der rechten Herzseite, begleitet von gefährlichen Arrhythmien. Im weit fortgeschrittenen Stadium kann sich Wasser im Brustkorb (Thoraxerguss) und Bauchraum (Aszites) sammeln. Zudem kann es zum plötzlichen Herztod kommen.

 

DCM bei der Katze durch Taurinmangel

Noch vor einigen Jahrzehnten wurde die DCM sehr häufig bei Katzen beobachtet. Katzen können die Aminosäure Taurin nicht selbst herstellen und müssen sie über das Futter aufnehmen. Nachdem man dies Mitte der 80iger Jahre erkannt hat, wurden alle kommerziellen Katzenfutter ausreichend mit Taurin versetzt und die Krankheit wird seitdem bei der Katze nur noch selten diagnostiziert. Werden Katzen jedoch nicht kommerziell gefüttert, kann es auch heute noch zum Taurinmangel und somit zur DCM kommen. Man kann den Taurinspiegel im Blut messen und Taurin mittels Tabletten oder Pulver zufüttern. Der Herzmuskel erholt sich über Monate hinweg wieder vollständig, vorausgesetzt die Erkrankung ist noch nicht zu weit fortgeschritten.

Gründe für Taurinmangel heute:

  • Selbstgekochtes Futter mit vorwiegend Hünchenfleisch (beim Kochen kann Taurin verloren gehen)
  • Fütterung von Hundefutter (Hundefutter enthält kein Taurin, da Hunde es selbst produzieren)
  • Vegetarische Fütterung
  • Ausschließliche Fütterung mit Nassfutter mit nur einer einzigen Dosenfutterart

 

Welche Symptome verursacht eine DCM bei der Katze?

Die Symptome der DCM sind derer anderer Herzerkrankungen sehr ähnlich. Meist kommt es erst zu Symptomen, wenn sich Wasser in Lunge oder Brustkorb ansammelt. Die Katze zeigt Atemnot, welche rasant schlimmer wird. Zusätzlich können auch schon davor Leistungsschwäche und Ohnmachtsanfälle auftreten. Diese sind oft durch Rhythmusstörungen bedingt oder durch die verminderte Pumpkraft des Herzmuskels ausgelöst.

Durch die vergrößerten Herzkammern besteht auch bei dieser Erkrankung die Gefahr einer Aortenthrombose. Eine Aortenthrombose ist eine plötzliche, schmerzhafte Lähmung der Hinterbeine, welche durch ein Gerinnsel in der Hauptschlagader ausgelöst wird. Das Gerinnsel bildet sich dabei in den ausgedehnten Herzkammern und wird in die Aorta abgeschwemmt. Mehr zur Aortenthrombose im separaten Artikel.


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Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose wird im Herzultraschall gestellt. Ein Röntgenbild, kardiale Biomarker oder ein EKG können auf eine Herzerkrankung hinweisen, jedoch kann damit keine Abgrenzung von anderen Herzerkrankungen stattfinden. Ein EKG macht in jedem Fall Sinn, wenn man Rhythmusstörungen beobachtet oder Symptome wie Ohnmachtsanfälle (Synkopen) vorhanden sind. Vermutet man ein Lungenödem, so sollte auf jeden Fall ein Röntgenbild der Lunge angefertigt werden.

Nicht immer kann eine DCM von einer HCM im Endstadium unterschieden werden. Man nennt dieses Endstadium auch Burn-Out Kardiomyopathie. Dabei wird der Herzmuskel, welcher sich bei einer HCM immer mehr verdickt, nun dünn und schwach. Er ähnelt in diesem Zustand sehr dem Erscheinungsbild einer DCM. Eine wirkliche Unterscheidung ist eigentlich nur dann möglich, wenn davor bereits eine HCM diagnostiziert wurde. Für die Therapie spielt eine Unterscheidung jedoch keine Rolle, da sie exakt gleich ist.

DCM im Ultraschall

Vergrößerter linker Vorhof und linke Hauptkammer bei DCM

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einer DCM bei der Katze?

Die Therapie richtet sich danach, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Hat die Katze noch keine Symptome, so wird der Herzmuskel mittels Pimobendan beim Pumpen unterstützt. Bei bereits vergrößerten Vorkammern, werden viele Kardiologen dazu raten, ein Medikament zur Reduktion des Thromboserisikos zu verabreichen. In den meisten Fällen wird die Katze jedoch mit Atemnot vorgestellt, da sie bereits ein Lungenödem und oder Thoraxerguss entwickelt hat. In diesem Fall wird zusätzlich zu Pimobendan vor allem eine Entwässerungstherapie wichtig. Ein Thoraxerguss kann zudem punktiert werden, um dem Tier rasch Erleichterung zu verschaffen. Ein Medikamente zur Gerinnungshemmung und eventuell ein ACE-Hemmer (+/- Spironolakton) gehören ebenfalls zur Standardtherapie. Sind gefährliche Arrhythmien vorhanden, werden diese unabhängig vom Krankheitsstadium mit Antiarrhythmika behandelt. Mehr zu den Herzmedikamenten bei der Katze gibt hier.

Besteht ein Taurinmangel, was durch einen Bluttest bestätigt werden kann, so wird Taurin zu gefüttert. Alle Katzen mit DCM sollten jedoch Taurin supplementiert bekommen, bis die Testergebnisse vorhanden sind. Die empfohlene Dosis beträgt 250 mg Taurin 2x täglich.

Was kann ich Zuhause tun?

Das tägliche Katzenleben muss durch die Diagnose nicht eingeschränkt werden. Solange die Katze täglich ihre Medizin bekommt, darf sie tun was sie gerne mag. Mit der richtigen Fütterung kann man Herzpatienten unterstützen (Salzarm, Omega-3-Festtsäuren), allerdings sind Katzen bei Futter sehr eigen und nicht immer gelingt eine Futterumstellung. Wichtig ist, dass die Katze überhaupt frisst. Mehr zum Thema Fütterung von Herzpatienten findet ihr hier: Fütterung von Herzpatienten.

Wichtig: Atemfrequenzkontrolle

Eine steigende Atemfrequenz ist bei Katzen häufig das erste und auch einzige Anzeichen für Flüssigkeitsansammlungen. Deshalb ist es extrem wichtig, das Besitzer herzkranker Katzen regelmäßig die Ruheatemfrequenz bestimmen. Nur so weiß man, was für die eigene Katze “normal” ist und wenn sich etwas ändert. Die Atemfrequenz liegt dabei in Ruhe deutlich unter 40 Atemzüge pro Minute. Steigt sie stetig an oder liegt sie bereits deutlich darüber, so sollte man umgehend einen Tierarzt aufsuchen.

Wie bestimme ich die Ruheatemfrequenz?

Man beobachtet das Tier, wenn es z.B. schläft und zählt, wie oft sich der Brustkorb in der Minute hebt und senkt. Einmal Heben und Senken entspricht einem Atemzug. Wenn man geübter ist, kann man auch eine halbe oder viertel Minute zählen und die Anzahl der Atemzüge entsprechend multiplizieren.
Als kleinen Helfer beim Zählen und Dokumentieren gibt es eine App der Firma CEVA. Die App ist zwar für Hunde, funktioniert aber auch für Katzen. Diese findet ihr unter “Atemfrequenz-Zähler” im App-Store oder bei Google-Play.

RCM bei der Katze - App zum AF zählen

Wie sieht die Prognose einer DCM bei der Katze aus?

Wird die Diagnose früh im Krankheitsverlauf gestellt und sind noch keine Symptome vorhanden, kann es Monate oder Jahre dauern bis sich Symptome entwickeln. Wie schnell die Krankheit tatsächlich fortschreitet ist sehr schwer einzuschätzen. Die Prognose bei Katzen mit fortgeschrittener DCM ist sehr vorsichtig. In einer Studie wurde eine durchschnittliche Überlebenszeit von nur ca. 2 Wochen nach der Diagnose verzeichnet. Anders sieht es aus, wenn ein Taurinmangel hinter der Pumpschwäche steckt. Wird dieser rechtzeitig erkannt, so kann sich der Herzmuskel erholen und die Prognose ist sehr gut. Besteht bereits Herzversagen, so sind die ersten Wochen kritisch. Werden diese überlebt, ist die Langzeitprognose ebenfalls gut.