Nambe – eine mittelalte Whippet-Hündin war meine Patienten als ich auf den Falkland Inseln gearbeitet habe. Ihr Hauptsymptom war extreme Leistungsschwäche. Sie konnte nur kurze Strecken laufen und musste sich immer wieder ausruhen. Für einen Wippet, der zum Laufen geboren wird, ganz sicher nicht normal. Bei der klinischen Untersuchung fiel vor allem eine sehr langsame Herzfrequenz auf, weshalb eine Herzabklärung der nächste diagnostische Schritt war.

Der Herzultraschall zeigte bei einer Herzfrequenz von maximal 40 Schlägen pro Minute eine hochgradig volumenüberladene linke Hauptammer und eine vergrößerte linke Vorkammer. Das Herz war derart vergrößert, dass es mich gewundert hat, dass Nambe nicht ständig husten musste. Ich hätte erwartet, dass dieses Herz auf die Bronchien drückt, aber scheinbar hatte sie genügend Platz in ihrem Brustkorb. Die rechte Seite des Herzens war unverändert. Die Mitralklappe – Klappe zwischen linker Vorkammer und linker Hauptkammer – zeigte eine zentrale Undichtigkeit, war aber strukturell nicht verändert. Die Volumenüberladung hat vermutlich die Klappe auseinandergezogen und es lag kein primäres Klappenproblem vor. Die Pumpkraft war in Ordung, wenn man die Herzfrequenz in Betracht zog, also ging ich auch nicht von einer primären Pumpschwäche aus. Vielmehr musste die langsame Herzfrequenz für die Veränderungen am Herzen verantworlich sein. Die Herzfrequenz konnte nicht durch Stress oder Bewegung gesteigert werden. Zudem waren die Kontraktionen der Vorhöfe und der Hauptkammern unkoordiniert.

Als nächstes wurde ein EKG angefertigt und somit schnell dir Ursache für die Bradykardie (langsame Herzfrequenz) gefunden. Nambe hatte einen AV-Block III. Grades. Das bedeutet, dass die Erregung zwischen Vorhöfen und Hauptkammern nicht mehr übergleitet wird. Der Schrittmacher des Herzens, der Sinusknoten befindet sich im rechten Vorhof und generiert mit einer Frequenz von ca. 80 – 100/min (je nach Belastung) elektrische Impulse. Diese Erregung breitet sich im Anschluss über das ganze Herz aus und verursacht erst eine Kontraktion der Vorhofmuskulatur, dann eine Kontraktion der Kammermuskulatur. Die Zellen in den Hauptkammern können zwar auch Impulse generieren, allerdings nur mit einer  Frequenz von 35 – 40 / Minute und im gesunden Herzen kommt ihnen der Impuls aus dem Sinusknoten immer zuvor. Kann ein Impuls aus dem Vorhof nicht auf die Kammermuskulatur übertragen werden, so übernehmen die Zellen dort die Schrittmacherfunktion in ihrer eigenen Frequenz. Die Vorhöfe folgen dem schnellen Sinusknoten, die Hauptkammer den langsamen Schrittmacherzellen.

Mit dieser Diagnose war die einzige Möglichkeit Nambe zu helfen ein Herzschrittmacher. Medikamente zur Steigerung der Herzfrequenz sind in diesem Fall keine Option, da sie schlichtweg nichts bringen. Durch einen Herzschrittmacher wird der Impuls in den Hauptkammern durch eine Elektrode übernommen, wodurch die Frequenz auf ein normales Level eingestellt werden kann. Leider war diese Therapie auf den Falkland Inseln nicht möglich, was äußerst traurig war. Selbst Menschen werden dort für diese Art von Eingriff ins Ausland geflogen. Auch eine Reise, welche mit dem Schiff 3 Wochen und mit dem Flieger mehrere Tage gedauert hätte war keine Option. Der Stress hätte bei Nambe vermutlich Herzversagen verursacht. Mal ganz abgesehen von den extrem hohen Kosten.

Nambe überlebte beachtlicherweise noch ca. 1 Jahr nach der Diagnose. Sie war eine äußerst liebenswerte Hündin und eine gute, wenn auch sehr langsame Gefährtin für den jüngeren schwarzen Labradorrüden Sam. Die Menschen dort sind an die Limitationen, welche das Inselleben mit sich bringt, gewohnt. Für mich war die Situation sehr frustrierend, da ich wusste, Nambe könnte geholfen werden.