Bruno ist ein 5 Jahre alter Deutscher Schäferhundrüde. Er ist normalgewichtig, aktiv und hat keine bekannten Einschränkungen oder Krankheiten. Vor ca. einem Monat fing er jedoch an Schwäche zu zeigen. Er konnt nicht mehr so weit gehen, war schnell müde und hatte bei Anstrengung eine erhöhte Atemfrequenz, hat sich dann aber wieder beruhigt, wenn er sich ausruhen konnte. Als es nicht besser wurde, bzw. noch mangelnder Appetit hinzu kam, wurde Bruno einem Tierarzt vorgestellt.

Klinisch konnte eine verschärfte Atmung, etwas gedämpfte Herztöne und ein schwacher Puls festgestellt werden. Blutuntersuchungen wurden eingeleitet und ein Röntgenbild vom Brustkorb wurde angefertig. Allerdings war Bruno kaum in Seitenlage zu fixieren, weshalb die Qualität des Röntgenbildes nicht ideal war, bzw. die Aufnahme des Brustkorbs nicht komplett in Inspiration war. Im Röntgenbild war die Lunge gut belüftet und das Herz beim Ausmessen im Normalbereich (allerdings nicht besonders aussagekräftig, da nicht in Inspiration). Nachdem alle Tests unauffällig waren, wurde Bruno zusätzlich einem Kardiologen vorgestellt. Es konnte kein Herzgeräusch auskultiert werden, allerdings waren die Herztöne leise, der Puls schwach und Bruno hatte zudem innerhalb weniger Tage einige Kilo zugenommen, was auf Flüssigkeitsansammlungen schließen ließ.

Herzultraschall

Im Herzultraschall wurde sehr schnell klar, was das Problem war. Bruno hatte einen Perikarderguss (Flüssigkeit im Herzbeutel). Interessanterweise war dies im Röntgenbild nicht ersichtlich. Vermutlich lag dies auch daran, dass das Bild nicht in Inspiration aufgenommen wurde.

Durch die Flüssigkeit im Herzbeutel wurde das Herz so in seiner Funktion eingeschränkt, dass eine normale Kreislauffunktion nicht mehr gewährleistet war. Die rechte Herzseite wurde komprimiert, sodass sich Blut zurückstaute und dadurch Flüssigkeitsansammlungen im Bauch entstanden.

Das Herz wurde zudem eingehend auf Hinweise zur Ursache des Perikardergusses untersucht. Es konnte zum Glück keine Umfangsvermehrung, was für einen Tumor gesprochen hätte, gefunden werden. Eine primäre Herzerkrankung war ebenfalls nicht vorhanden. Die Flüssigkeit im Herzbeutel wurde daraufhin punktiert und ca. 500ml Flüssigkeit entfernt. Im Anschluss wurden noch mehrere Liter klare Flüssigkeit aus dem Bauchraum abgezogen. Da Bruno schon realtiv lange liegen musste, wurde der Ultraschall des Abdomens auf den nächsten Kontrolltermin verschoben.

Kontrolle

10 Tage später kam Bruno zur Kontrolle. Die Besitzer berichteten, dass es ihm am nächsten Tag schon wieder sehr gut ging und er wieder ganz der Alte ist. Der Herzultraschall zeigte ein vollkommen normales Herz, keinen erneuten Perikarderguss und wiederum kein Hinweiß auf einen Tumor. Im Abdomeuntraschall konnte ebenfalls kein Hinweis auf einen Tumor gefunden werden. Die Milz wurde dabei ganz besonders begutachtet (da die häufigste Tumorart – ein Hämangiosarkom -meist von der Milz ausgeht), stellte sich jedoch vollkommen unauffällig dar.

Prognose

Aufgrund der Untersuchungsergebnisse besteht die Hoffnung, dass es sich bei Bruno um einen idiopatischen Perikarderguss handelt. Also keine spezifische Ursache dahinter steckt. Differentialdiagnostisch steht vor allem eine Hämangiosarkom im Raum, da dies bei Schäferhunde gehäuft auftritt. Bisher konnten wir jedoch keinen Hinweiß darauf finden. Es bleibt abzuwarten. Ein erneutes Nachlaufen des Perikardergusses ist durchaus möglich. Auch idiopatische Perikardergüsse können immer wieder kommen und müssen in diesem Fall durch eine operative Fensterung des Herzbeutels therapiert werden. Die Prognose ist in diesem Fall trotzdem sehr gut. Hämangiosarkome haben dagegen eine schlechte Prognose mit einer durchschnittlichen Überlebenszeit von 3 Monaten.

Update: Selbst nach 6 Monaten geht es Bruno gut und es gibt keine Hinweise auf einen erneuten Perikarderguss oder ein Tumorgeschehen.

Mehr zum Thema Perikarderguss gibt im entsprechenden Artikel.