Habt ihr einen Herzpatienten zu Hause und wollt gerne mit dem richtigen Futter oder mit Futterzusätzen unterstützen? Die Forschung in den letzten Jahren hat gezeigt, dass man durchaus das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen, die Medikamentendosis reduzieren oder die Lebensqualität verbessern kann, wenn man einige Dinge bei der Fütterung beachtet. In manchen speziellen, seltenen! Fällen kann man die Krankheit sogar heilen. Allerdings gibt es auch Fehlerquellen, die man kennen sollte.
Leider gibt es nicht „das spezielle Futter“, welches für alle Tiere geeignet ist. Es muss immer die individuelle Situation beurteilt werden und so das optimale Futter und eventuelle Zusätze für das Tier ausgewählt werden. Zudem ändern sich die Bedürfnisse im Laufe der Erkrankung, was eine regelmäßige Kontrolle und Anpassung der Fütterung sinnvoll macht.
ZU BEACHTEN:
- Oft reicht das richtig Fertigfutter aus, um die Fütterung zu optimieren – ohne komplizierte Ernährungsstrategien zu entwickeln
- Bestimmte Stoffe kann man als Zusätze füttern. ABER: Futterzusätze werden ohne Nachweis von Sicherheit und Wirksamkeit verkauft und sollten nicht leichtsinnig verabreicht werden
- Wenn viele Tabletten täglich gegeben werden müssen gilt: Medikamente sind wichtiger als Zusatzmittel
Lest mehr zu Herzmedikamenten bei der Katze und beim Hund in den entsprechenden Artikeln.
Asymptomatisches Stadium – noch keine Symptome, keine Therapie
- In diesem Stadium sollte auf einen moderaten Salzgehalt im Futter geachtet werden. Da es dem Tier in diesem Stadium gut geht, ist dies ein idealer Zeitpunkt um Gewohnheiten wie z.B. salzreiche Leckereien vom Esstisch zu ändern oder abzuschaffen.
- Der Ernährungszustand des Tieres sollte optimiert werden. Tiere die zu dick sind, müssen abnehmen, Tiere die zu dünn sind müssen zunehmen und im Idealfall sollte Muskelmasse durch regelmäßige Bewegung aufgebaut werden.
- Omega-3-Fettsäuren haben viele positive Eigenschaften und können auch im frühen Stadium einer Herzerkrankung eingesetzt werden. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass Hunde länger überlebten, wenn sie ausreichend Omega-3-Fettsäuren zu sich genommen haben. (Mehr zu Omega-3-Fettsäuren im nächsten Abschnitt)

Mild oder moderates Herzversagen – Symptome vorhanden aber mit Medikamenten unter Kontrolle
Der Ernährungszustand wird in diesem Stadium noch wichtiger, da die Tiere oft an Gewicht und vor allem Muskelmasse verlieren. Es ist daher essentiell, die Medikamente richtig einzustellen und ausreichend Kalorien und vor allem Eiweiß zu füttern.
Tipps um Futteraufnahme zu erhöhen:
- Von Trocken- auf Nassfutter umstellen
- Neue Futtermarke
- Selber Kochen (nur nach Beratung)
- Joghurt, Ahornsirup, Apfelsoße, Sahne oder Honig ins Futter mischen
- bei Katzen Fisch oder Fleisch untermischen
- Omega-3- Fettsäuren dazu füttern (z.B. Fischöl)
- Eiweiß sollte nicht reduziert werden. Da wir meist mit Muskelabbau zu kämpfen haben, sollte der Gehalt an hochwertigem Protein hoch sein. Nierendiäten werden manchmal wegen des niedrigen Salzgehaltes empfohlen, sollten aber nicht verwendet werden, wenn der Proteingehalt niedrig ist. Als Richtwert kann man bei Katzen 5.1g /100 kcal und bei Hunden 6.5g /100 kcal heranziehen.
- Bei Fetten sollte man darauf achten, dass vor allem Omega-3-Fettsäuren im Futter sind. Viele Futtermittel haben hauptsächlich Omega-6- Fettsäuren. Omega-3-FS wirken antientzündlich, antiarrhythmisch und haben in Studien positive Effekte bei Herzpatienten gezeigt. Genaue Mengenangaben gibt es nicht, aber auch hier kann man als Richtwert folgendes nehmen:
→ Pro Tag 40mg/kg Körpergewicht EPA (Eicosapentaensäure) +
→ Pro Tag 25mg/kg Körpergewicht DHA (Docosahexaensäure)
Ergänzungsmittel oder Fischölkapseln können mit Vitamin E versetzt sein, sollten sonst aber keine Zusätze haben. Leinöl und Lebertran sollten nicht verwendet werden. Näheres zu Omega-3 Fettsäuren inklusive potentiellen Nebenwirkungen lest ihr hier.
Produktempfehlung:
1. Vit4ever® Fischöl Omega 3 Kapseln
- Reines EPA und DHA mit Vitamin E Zusatz
- Produkt wird auf Schwermetalle u.a. überprüft
- Pro Kapsel 180 mg EPA und 120 mg DHA
- Preis: ca. 5 Cent pro Kapsel
2. tetesept Omega-3 1000 – Seefisch- und Lachsöl Kapseln
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- Eine moderate Salzaufnahme wird in diesem Stadium noch wichtiger. Der Gehalt sollte unter 80mg /100kcal liegen. Zu beachten ist dabei, dass vor allem Leckereien wie Wurst, Brot etc. viel Salz enthalten und diese unbedingt reduziert werden müssen. Manchmal ist es das einzige Mittel, um Medikamente zu verabreichen, in diesem Fall ist es natürlich wichtiger die Medikamente zu geben. Aber vielleicht gibt es auch hier eine salzarme Alternative wie z.B. Quark.
- Kalium und Magnesium sind ein wichtiges Thema bei Herzpatienten. Beide Elektrolyte sind wichtig für die Herztätigkeit und entsteht ein Mangel oder Überschuss (beides ist möglich), verursachen sie Probleme wie z.B. Herzrhythmusstörungen. Entwässerung führt oft dazu, dass zu wenig Kalium im Blut ist. Andere Medikamente wie z.B. ACE-Hemmer oder zu hohe Aufnahme übers Futter können eventuell auch zu einem Überschuss an Kalium führen. Es ist deshalb sinnvoll, diese Werte regelmäßig im Blut zu überprüfen und das Futter – eventuell auch die Medikamente – entsprechend anzupassen.
Hochgradiges Herzversagen, wiederkehrende schlecht kontrollierte Symptome trotz Medikamente
- Das Futter sollte eiweißreich und salzarm sein (Natrium < 50mg /100 kcal)
- Meist hat man in diesem späten Stadium mit Gewichtsverlust und Abmagerung zu tun und sollte versuchen so viele Kalorien wie möglich in das Tier zu bekommen.
- Alle oben genannten Prinzipien bezüglich Fettsäuren und Elektrolyten gelten auch in diesem Stadium.
Tipps um viele Kalorien zu füttern:
- selbst gekochtes Fleisch
- salzarme Müsliriegel
- Energieriegel
- Appetitanreger untermischen (Ahornsirup, Jogurt, Fisch, Apfelsoße)
- Omega-3-Fettsäuren
- v.a. Bei der Katze hilft der Appetitanreger Mirtazapine
Spezialfälle bei denen Futter die Krankheit auslöst und/oder heilt
- DCM bei der Katze durch Taurinmangel: Vor ca. 40 Jahren hat man festgestellt, dass Katzen die Aminosäure Taurin nicht ausreichend selber im Körper produzieren können und daher ein Mangel entsteht, wenn sie es nicht mit der Nahrung aufnehmen. Dieser Mangel führt zu einer Herzmuskelschwäche – Dilatative Kardiomyopathie. Seither ist ausreichend Taurin in jedem kommerziellen Katzenfutter und die Krankheit kommt nur noch äußerst selten vor. Gefährlich kann es jedoch werden, wenn man Katzen vegetarisch ernährt oder selbstgekochtes Futter nicht genügend Taurin enthält.
- DCM beim Hund durch Taurinmangel: Hunde können Taurin selbst produzieren, allerdings gibt es Rassen, bei denen ein Taurinmangel auftritt und dies kann ebenfalls zu Herzmuskelschwäche – Dilatative Kardiomyopathie – führen. Betroffen Rassen sind der Amerikanische Cocker Spaniel, Neufundländer und Golden Retriever. Außerdem tritt Taurinmangel bei Hunden auf, die mit Lamm und Reis, Futter mit hohem Fasergehalt oder niedrigem Eiweißgehalt gefüttert werden. Mit einem Bluttest kann dieser Mangel nachgewiesen werden und eine dauerhafte Supplementation von Taurin kann die Herzmuskelschwäche heilen.

Weitere Zusatzstoffe die in der Humanmedizin eine Rolle spielen
- L-Carnitin: Es ist unklar welche Rolle L-Carnitin spielt. Es kommt in hohen Dosen im Herzmuskel vor und ein Mangel kann beim Menschen zur Herzmuskelschwäche führen. Eine Fütterung von L-Carnitin wird beim Hund und vor allem beim Boxer mit Dilatativer Kardiomyopathie empfohlen, da ein Mangel vor 30 Jahren in einer Familie von Boxer-Hunden beschrieben wurde, ist aber kein Muss. L-Carnitin ist relativ teuer, hat aber durchaus Potential sich positiv auf Herzmuskelschwäche auszuwirken. Weitere Studien fehlen leider.
- Antioxidantien: Auch hier ist die Rolle bei Herzproblemen unklar. Beim Menschen werden Antioxidantien bei Gefäßerkrankungen als wichtig angesehen. Gefäßerkrankungen spielen beim Tier kaum eine Rolle. Die meisten Futtermischungen enthalten Antioxidantien, ob eine zusätzliche Zufuhr Vorteile bringt ist bis heute nicht geklärt.
- Coenzyme Q10: Auch Q10 wird nachgesagt bei Menschen mit Herzmuskelschwäche positive Effekte zu haben. Möglicherweise hilft eine Supplementation mit Q10 dem Herzmuskel, aber weder beim Menschen noch beim Tier gibt es aussagekräftige Untersuchungen dazu.
Habt ihr Fragen oder Anregungen zu diesem Thema? Oder habt ihr ein spezielles Thema über das ihr gerne mehr lesen würdet? Dann würde ich mich freuen, wenn ihr kommentiert oder mir schreibt.
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