HCM ist die häufigste Herzmuskelerkrankung bei der Katze. Vermehrt, aber nicht ausschließlich kommt eine HCM bei Maine Coon, Perser, Rex, Ragdoll und Britisch- und Amerikanisch Kurzhaar vor. Insgesamt sind ca. 15% aller Katzen von der Krankheit betroffen. Bei den über 9-jährigen Katzen sind es bereits 25 %.

Was passiert bei einer HCM?

Die sogenannte „Hypertrophe Kardiomyopathie“ ist eine genetisch bedingte Veränderung des Herzmuskels der linken Hauptkammer. Dieser verdickt sich zunehmend, wodurch der Platz in der Kammer kleiner wird und weniger Blut in den Körper gepumpt werden kann. Die Folge ist ein Blutdruckabfall.

Bestimmte Mechanismen im Körper wirken dem Blutdruckabfall entgegen, was die Arbeit des Herzens zusätzlich erschwert (mehr Druck gegen den das Herz arbeiten muss). Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es außerdem zu einer Versteifung der Herzmuskulatur, was die Kammerfüllung zustätzlich erschwert. Das Resultat ist ein „Rückstau“ von Blut in die Vorkammer und später die Lungengefäße was letztendlich zu Wasseransammlungen in Lunge oder Brustraum führt.

Welche Rolle spielt SAM – Systolic Anterior Motion

Durch die Veränderung des Herzmuskels kann es passieren, dass ein Teil der Mitralklappe (Klappe zwischen Vor- und Hauptkammer) ebenfalls seine Lage verändert. Dieser Teil wird nun in den Ausflusstrakt der Aorta gezogen und verursacht bei jeder Kontraktion des Herzmuskels (Systole) eine Verengung. Die Verengung bedeutet, Blut fließt schneller und verwirbelt, was durch ein systolisches Herzgeräusch bei der Auskultation zu hören ist. SAM ist vor allem bei hohen Herzfrequenzen präsent. Es kann sein, dass dieses Herzgeräusch bei niedrigeren Herzfrequenz nicht vorhanden ist. Ist SAM vorhanden, wurde bisher vermutet, dass es die Herzmuskelverdickung zusätzlich beschleunigt. Neueren Studien zufolge besteht aber kein Unterschied zwischen HCM mit oder ohne SAM in Bezug auf die Dauer bis zum Herzversagen oder die Überlebenszeit.

Aortenthrombose

Eine gefürchtete Komplikation von Herzmuskelerkrankungen bei der Katze ist die Aortenthrombose. Durch den Rückstau von Blut in die linke Vorkammer, wird diese immer weiter ausgedehnt und der Blutfluss darin immer langsamer. Da Katzen ein sehr spezielles Blutgerinnungssystem haben, bilden sich hier gerne Blutgerinnsel. Wird ein solcher Thrombus abgeschwemmt, bleibt er meist in der Aorta oder der Femoralarterie (Gefäß, welches die Beine mit Blut versorgt) stecken und führt zur plötzlichen Lähmung der Hinterbeine. Seltener gelangt ein solches Gerinnsel in die Vordergliedmaßen oder das Gehirn. Mehr zur Aortenthrombose lest ihr hier.

Andere Ursachen für Herzmuskelverdickungen – sekundäre HCM

Wird eine Verdickung des Herzmuskels festgestellt, sollten folgende Krankheiten immer abgeklärt werden:

Wie jeder andere Muskel, kann sich auch der Herzmuskel verdicken, wenn er über längere Zeit mehr arbeiten muss. Dies passiert zum Beispiel bei Bluthochdruck. Ein erhöhter Blutdruck ist meist mit einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer Niereninsuffizinez assoziiert und muss unbedingt behandelt werden, da er nicht nur den Herzmuskel belastet, sondern auch noch Schäden an den Augen, den Nieren und im Gehirn verursachen kann. Dabei ist es eher unwahrscheinlich, dass eine reine sekundäre HCM zum Herzversagen führt. Besteht jedoch eine genetisch bedingte primäre HCM, kann ein erhöhter Blutdruck dazu beitragen, dass es schneller zur Dekompensation (Wasseransammlungen) kommt. Eine angeborene Subaortenstenose bei Katzen ist zwar selten, ist aber nicht immer leicht zu diagnostizieren und kann mit einer HCM verwechselt werden.

Besteht eine ausgeprägte „Austrocknung“, kann sich der Herzmuskel verdickt darstellen. Nach Rehydratation normalisiert sich der Zustand und die Messungen sollten wieder normal sein.

 


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Symptome

Katzen sind Meister darin Symptome von Krankheit und Schwäche sehr lange zu verbergen. Deshalb werden Herzkrankheiten oftmals sehr spät im Krankheitsverlauf festgestellt. Im Falle der HCM ist dies, wenn die Katze Atemnot aufgrund von Flüssigkeitsansammlungen in Lunge oder Brustkorb hat oder eine Aortenthrombose auftritt. Bei einem Teil der Katzen kann jedoch bereits im früheren Stadium ein Herzgeräusch oder ein „Galloprhythmus“ festgestellt werden. Ist dies der Fall, sollte immer ein Herzultraschall durchgeführt werden.

Symptome sind:

  • Reduzierter Appetit
  • Höheres Schlafbedürfnis oder Müdigkeit (sie sind weniger aktiv, weniger spielfreudig)
  • Angestrengte Atmung, Atmung aus dem Bauch heraus
  • Hecheln, Atmen mit offenem Maul
  • (Husten) – Husten ist bei Katzen sehr selten
  • Bläuliche Schleimhäute

Diagnose einer HCM bei der Katze

Die Diagnose wird im Herzultraschall gestellt. Dabei werden verschiede Schnitte des Herzens aufgenommen und die Dimensionen vermessen. Anhand der Messungen kann auch der Schweregrad bestimmt werden. Allerdings sind mehrere Untersuchungen in bestimmten Abständen nötig, um Aussagen über den Verlauf zu treffen. Man unterscheidet geringgradig, mittelgradig, hochgradig und dekompensiert (Bei Wasseransammlungen). Es ist ratsam für diese Untersuchungen einen Kardiologen aufzusuchen, da eine gewisse Erfahrung nötig ist um z.B. die Gefahr für Aortenthrombosen richtig einzuschätzen oder die richtige Therapieempfehlung zu geben. Medikamente werden oftmals zu früh oder falsch eingesetzt – was gerade bei Katzen, die ungern Tabletten verabreicht bekommen, problematisch sein kann.

HCM bei der Katze

Blick auf den linken Vorhof und die Aorta. Der Vorhof sollte maximal 1,5x so breit sein wie die Aorta. Hier ist er hochgradig vergrößert.

Therapie

Die Therapie hängt vom Krankheitsstadium und ein paar weiteren Faktoren ab:

  1. Asymptomatisches Stadium:

    Geringgradige HCM – keine Therapie, Kontrolle 1x pro Jahr
    Mittelgradige HCM – keine Therapie, Kontrolle 2x pro Jahr
    Hochgradige HCM- keine Therapie, Kontrolle 4x pro Jahr

  2. Symptomatisches Stadium (Dekompensiert)

    Ab dem Zeitpunkt des ersten Herzversagens – Wasser in Lunge oder Brustkorb – muss dauerhaft mit entwässernden Medikamenten behandelt werden. Kontrollen alle 3 Monate oder öfter. Zusätzlich werden unterstützende Medikamente wie ACE-Hemmer, kaliumsparende Diuretika und Pimobendan verabreicht. Mehr Inforamtionen zu den einzenen Medikamenten gibt es in einem separaten Beitrag über Herzmedikamente bei der Katze.

  3. Gefahr für Aortenthrombosen

    Werden im Ultraschall Hinweise für eine Gerinnselbildung gefunden, sollte ein Gerinnungshemmer verabreicht werden. Dies kann auch im asymptomatischen Stadium schon vorkommen. Die meisten Kardiologen verwenden Clopriogrel, sobald eine Vergrößerung der linken Vorkammer messbar ist.

  4. Herzrhythmusstörungen

    Werden Arrhythmien festgestellt, ist es eventuell nötig Antiarrhythmika zu verabreichen.

Wie man mit dem richtigen Futter unterstützen kann lest ihr im Artikel über Ernährung von Herzpatienten.

Prognose

Nicht jede Katze mit HCM entwickelt Symptome. Viele leben mit der Krankheit, ohne jemals irgendwelche Einschränkungen zu haben. Wie schnell die Krankheit voranschreitet, kann erst beurteilt werden, wenn man mehrere Untersuchungen in gewissen Abständen vergleichen kann. Katzen, welche bereits Wasser auf der Lunge hatten, haben dabei eine deutlich schlechtere Prognose als Katzen die mit einer geringgradigen Verdickung des Herzmuskels vorgestellt werden. Dabei spielen bestimmte Faktoren für die Prognose mit eine Rolle. Durchschnittlich liegt die Überlebenszeit ab der Dekompensation bei 1,3 Jahren, kann aber deutlich länger oder kürzer sein

Diese Faktoren können die Prognose beeinflussen:

  • Wie gut sprechen die Patienten auf die Medikamente an
  • Ist die Katze gut mit Medikamenten eingestellt und wird die Medikamentendosis bei Veränderungen rasch angepasst
  • Sind die Besitzer gut auf Veränderungen sensibilisiert und reagieren entsprechend (Anpassung der Dosis von Entwässerungsmedikamente nach Absprache mit dem Tierarzt, Zufütterung von Kalium, wenn dies zu niedrig ist etc.)
  • Kommen andere Krankheiten gleichzeitig vor (z.B. Niereninsuffizienz)
  • Lässt sich die Katze gut behandeln oder ist jegliche Medikamentengabe ein Kampf

Was kann man als Besitzer tun?

Ein einfaches Mittel, um seine Katze zu Hause gut zu überwachen und Veränderungen frühzeitig zu erkennen, ist das regelmäßige Zählen der Atemfrequenz. Ein Anstieg der Atemfrequenz bedeutet meist, dass sich Flüssigkeit in der Lunge ansammelt und Entwässerungsmedikamente nötig sind oder die Dosis erhöht werden muss. Zählt man regelmäßig die Ruheatemfrequenz (Katze schläft oder liegt ruhig auf dem Sofa), dann bekommt man ein Gefühl für den Normalzustand und kann reagieren, wenn sich etwas verändert. Dabei wird über mehrere Minuten gezählt, wie oft sich der Brustkorb der Katze hebt und wieder senkt (1 Atemzug ist 1x Heben und 1x Senken). Die Ruheatemfrequenz sollte unter 40 Atemzüge pro Minute sein. Steigt sie an oder ist sie deutlich höher, sollte unbedingt ein Tierarzt kontaktiert werden.

 

 

Habt ihr Fragen oder Anregungen zum Thema HCM? Dann würde ich mich freuen, wenn ihr kommentiert oder mir schreibt.