Herzerkrankungen bei jungen Katzen sind zwar selten, aber immer wieder gibt es Ausnahmefälle mit Katzen, die noch nicht einmal zwei Jahre alt sind und bereits eine HCM entwickelt haben. Häufig werden ähnliche Symptome bei jungen Tieren jedoch von anderen Erkrankungen wie z.B. Asthma ausgelöst. Dabei ist die Unterscheidung nicht immer einfach und bedarf einer sorgfältigen Abklärung.

Angeborene Herzfehler sind bei der Katze zum Glück auch selten, kommen aber immer wieder vor und müssen nicht immer gleich von Geburt an Probleme machen, sondern können auch im Laufe der ersten Monate oder des ersten Lebensjahres symptomatisch werden.

Inhalt

Erworbene Herzerkrankungen

  • Welche gibt es ?
  • Symptome
  • Diagnose
  • Therapie
  • Was sind die Differentialdiagnosen?

Angeborene Herzerkankungen

  • Welche gibt es?
  • Wie erkennt man angeborenen Herzfehler?
  • Muss man Geschwister auch untersuchen?
  • Wie sieht die Therapie aus?

 

Erworbene Herzerkrankungen bei jungen Katzen

Von “erworbenen Herzerkrankungen” spricht man, wenn sich das Herzproblem erst im Laufe des Lebens entwickelt und nicht von Geburt an besteht. Dabei kommen die meisten dieser Probleme erst in höherem Alter vor. Selten gibt es jedoch auch Fälle, bei denen bereits sehr junge Katzen betroffen sind.

Welche Krankheiten gibt es?

Zu den erworbenen Herzerkrankungen zählen die Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) – die häufigste Herzerkrankung bei der Katze. Daneben gibt es auch die Dilatative Kardiomyopathie (DCM), eine Restriktive Kardiomyopathie (RCM) und eine Unklassifizierte Kardiomyopathie (UCM). Sehr selten treten degenerative oder entzündliche Veränderungen an den Klappen, Tumore oder Herzbeutelergüsse auf. Bei Katzen aus dem Ausland oder mit einer vorangegangenen Reise in betroffene Länder können auch Herzwürmer vorkommen und Probleme verursachen.

Welche Symptome verursachen erworbene Herzerkrankungen bei jungen Katzen

Katzen sind besonders gut darin Krankheiten zu verstecken, weshalb die Diagnose oftmals erfolgt, wenn die Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. Symptome sind bei den meisten erworbenen Krankheiten des Herzens ähnlich:

  • Atemnot (evtl. mit Maulatmung) durch Wasser in der Lunge oder im Brustkorb
  • Flüssigkeitsansammlungen im Bauch (Aszites)
  • Leistungsschwäche
  • Erhöhtes Schlafbedürfnis
  • Ohnmachtsanfälle
  • Fressunlust und Gewichtsverlust
  • Husten ist eher untypisch und kommt nur selten vor

Diagnose

Wird die Katze wegen Atemnot oder Husten vorgestellt, so sollte auf jeden Fall ein Röntgenbild vom Brustkorb angefertigt werden. Im Röntgenbild sieht man, ob Wasser in der Lunge oder im Brustkorb vorhanden ist und auch die Herzgrößer kann beurteilt werden. Ein Röntgenbild geht in der Regel rasch und ist wichtig um die richtige Therapie einzuleiten. Trotzdem sind diese Tiere oft instabil und dürfen nicht gestresst werden. Im Herzultraschall erfolgt schließlich die Diagnose oder der Ausschluss einer Herzerkrankung. Gerade bei jungen Katzen ist eine genaue Diagnose wichtig, da auch andere Krankheiten, wie z.B. Asthma in Betracht gezogen werden müssen.

Therapie

Ist tatsächlich eine angeborene Herzerkrankung bei jungen Tieren vorhanden, so wird mit Medikamenten versucht das Fortschreiten zu verlangsamen. Zu den Herzmedikamente zählen dabei Gerinnungshemmer um das Risiko für eine Aortenthrombose zu minimieren, Medikamente zur Entwässerung (Furosemid) und zur Unterstützung von Herz und Kreislauf (Pimobendan, ACE-Hemmer). Mehr dazu im Artikel zur Therapie von Herzerkrankungen bei der Katze.  

ACHTUNG: Werden Katzen mit Atemnot vorgestellt, so werden Entwässerungsmedikamente oftmals auch ohne die finale Diagnose einer Herzerkrankung eingesetzt und die meisten Patienten kann man damit erst einmal stabilisieren. Bei Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge kann auf die Entwässerung nicht mehr verzichtet werden und es muss lebenslang weitergegeben werden, wenn auch in geringeren Dosen als am Anfang. Allerdings hat das Entwässerungsmedikament Furosemid auch die Eigenschaft Bronchien zu erweitern und hilft somit initial auch bei Asthma oder Bronchitis Patienten. Dies kann oft zur Verwirrung und Fehldiagnose führen, wenn keine richtige Abklärung erfolgt. Auf Dauer benötigt ein Asthma Patient nämlich Kortison anstatt Entwässerung um die Krankheit in den Griff zu bekommen.

Herzerkrankungen bei Katzen - graue Katze mit offenem Maul

Differentialdiagnosen

Angeborenen Herzerkrankungen, die bereits in jungen Jahren Symptome machen sind selten. Dagegen kommen Asthma oder Bronchitis vor allem bei jungen Katzen vor und zeigen ganz ähnliche Symptome.

Asthma/Bronchitis

Asthma ist eine allergisch bedingte Verengung der Bronchien, welche sich durch intermittierende Atemnot und Husten zeigt. Eine Bronchitis ist durch eine chronischen Entzündung mit gleicher Symptomatik gekennzeichnet. Bei akuten Schüben ist die Symptomatik nicht von Atemnot aufgrund von Herzerkrankungen zu unterscheiden. Um die Verwechslung mit Herzproblemen noch einfacher zu machen, sprechen diese Krankheiten anfangs auch auf Entwässerungsmedikamente an, da Furosemid einen erweiternden Effekt auf die Bronchien hat. Die Langzeittherapie besteht jedoch aus Kortison. Dieses wird anfangs höher dosiert gegeben um dann zunehmend reduziert. Dabei gibt es die Möglichkeit mittels Atemmaske das Kortison als Aerosol zu verabreichen (weniger Nebenwirkungen), oder mittels Tabletten oder Spritzen zu therapieren. Die Diagnose wird meist nach dem Ausschluss anderer Ursachen und anhand von Ansprechen auf die Therapie gestellt. Selten sind weitere Untersuchungen wie z.B. eine Endoskopie nötig.

Parasiten

Lungenwürmer oder Larven von bestimmten Würmern, die in ihrer Entwicklung durch das Lungengewebe wandern können ebenfalls respiratorische Symptome verursachen. Eine Sammelkotprobe kann oft schon zur Diagnose ausreichen und die Behandlung besteht aus einer entsprechenden Wurmkur.

Fremdkörper

Junge Tiere sind äußerst neugierig und stecken ihre Nase in alles Mögliche. Daher kann es schon mal vorkommen, dass ein Grashalm oder sonstige Fremdkörper in den Bronchien landen und dort Probleme verursachen. Ein Röntgenbild sollte deutliche Hinweise darauf geben. Mittels Endoskop kann der Fremdkörper in der Regel entfernt werden.

Infektionen

Bakterien, Viren oder Pilze können ebenfalls zu Atemprobleme führen, allerdings werden Infektionen häufig von anderen Symptomen wie z.B. Fieber, schlechtes Allgemeinbefinden, Fressunlust begleitet.

Tumore (bei jungen Tieren sehr selten)

 

Angeborene Herzerkrankungen

Angeborene oder vererbte Herzfehler sind bei Katzen selten, kommen aber immer wieder mal vor.

Herzerkrankungen bei jungen Katzen- drei Welpen auf Sofa

 

Was für Herzfehler kommen bei der Katze vor?

  • Persistierender Ductus Arteriosus Botalli (PDA)
    Der Ductus Arteriosus Botalli ist die Verbindung zwischen Lungenkreislauf und Körperkreislauf vor der Geburt, da die Lunge noch nicht belüftet und somit auch nicht zum Gasaustausch durchblutet werden muss. Nach der Geburt verschließt sich diese Verbindung innerhalb kurzer Zeit. Bleibt die Verbindung bestehen, so fließt ein Teil des Blutes permanent an der Lunge vorbei und wird somit nicht mit Sauerstoff beladen. Es entsteht ein typisches, oftmals sehr lautes Herzgeräusch.
  • Stenosen der Klappen (Pulmonalstenose, Aortenstenose, Subaortenstenose)
    Sind die Klappen verklebt oder verengt, so muss die Herzkammer schwerer arbeiten um das Blut durch die kleinere Öffnung zu pumpen. Der Herzmuskel wird dicker. Wenn das Blut durch die verengte Klappe fließt, ist der normale Blutfluss gestört, verwirbelt und es entsteht ein Herzgeräusch.
  • Fehlbildungen der Klappen
    Die Klappen können aber auch durch Fehlbildungen ungenügend schließen und “undicht” sein. Dadurch fließt eine kleine Menge Blut permanent in die falsche Richtung durch die Undichte Herzklappe, mit der Folge, dass die Herzkammern sich vergrößern. Dieser Rückfluss erzeugt ebenfalls ein Herzgeräusch.
  • Löcher in der Herzscheidewand (Ventrikel -Septum-Defekt, Atrium-Septum-Defekt)
    Die beiden Hauptkammern und Vorkammern sind jeweils durch eine dünne Muskelschicht (Septum) voneinander getrennt. Schließt sich diese Trennwand in der embryonalen Entwicklung nicht vollständig, so entstehen “Löcher”. Sauerstoffarmes Blut kann sich mit sauerstoffreichem Blut vermischen bzw. Blut kann die Lung umgehen. Diese Defekte verursachen nicht immer ein Herzgeräusch. Die Auswirkungen sind abhängig von der Größe der Defekte. Kleinere Löcher bleiben oft unentdeckt.
  • Tetralogie of Fallot (TOF)
    Eine Tetralogie besteht aus vier Defekten: Eine Pulmonalstenose, ein Ventrikel-Septum-Defekt, eine Verdickung des rechten Herzmuskels und eine überreitende Aorta. Das Herzgeräusch entsteht hauptsächlich durch die Verengung der Lungenarterie (Pulmonalstenose).

Wie erkennt man angeborene Herzfehler bei der Katze?

Nicht alles betroffene Tiere haben sichtbare Symptome oder sind von ihren gesunden Geschwistern zu unterscheiden. Mache sind aber auch deutlich kleiner und bleiben etwas in ihrer Entwicklung zurück. Dies hängt immer von der Größe und vom Schweregrad der Erkrankung ab. Kleinere Defekte können auch vollkommen unentdeckt bleiben und nie Probleme verursachen. Folgende Symptome treten auf:

  • Schnelle Ermüdung, vor allem beim Spielen
  • Schwäche, eventuell auch nur in den Hinterbeinen
  • Bläuliche Schleimhäute (z.B. das Zahnfleisch)
  • Ohnmachtsanfälle
  • Flüssigkeitsansammlungen im Bauch (Aszites)
  • Atemnot und Husten

Häufig wird aber auch bei der ersten Impfung ein Herzgeräusch festgestellt. Diese sollten immer weiter abgeklärt werden.

Muss ich Geschwistertiere untersuchen?

Da es sich um vererbte Defekte handelt, ist es ratsam auch Geschwistertiere zu untersuchen. Diese müssen nicht zwingend den gleichen Herzfehler haben, sollten aber auch wenn sie gesund sind von der Zucht ausgeschlossen werden. Die Elterntiere dürfen ebenfalls nicht weiter zur Zucht verwendet werden und auf keinen Fall nochmals gleich verpaart werden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Bei Verdacht auf ein Herzproblem beim Welpen sollte auf jeden Fall ein erfahrener Kardiologe aufgesucht werden. Herzgeräusche sind nicht normal und “verwachsen” sich auch nicht. Sie können sogar schlimmer werden, bis das Tier ausgewachsen ist. Je nachdem welches Herzproblem vorhanden ist, gibt es Möglichkeiten den Defekt zu operieren: PDAs können mittels Kathetereingriff verschlossen werden. Ist dieser erfolgreich, kann von einer normalen Lebenserwartung ausgegangen werden. Verengungen der Pulmonalarterie können ebenfalls mittels Kathetereingriff verringert werden. Bei erfolgreicher Operation kann die Lebenserwartung und Lebensqualität deutlich erhöht werden. Andere Herzerkrankungen bedürfen dagegen gar keiner Therapie oder müssen lediglich beobachtet werden. Es kann aber auch sein, dass bereits sehr früh Medikamente nötig sind. Die individuelle Situation und mögliche Therapiemethoden werden nach der Diagnose mit dem Kardiologen ausführlich besprochen.