Einer von ungefähr 200 Hundewelpen wird mit einem Herzfehler geboren. Betroffene Tiere sind meist nicht von ihren gesunden Wurfgeschwistern zu unterscheiden und ein lautes Herzgeräusch ist in vielen Fällen der einzige Hinweis auf das defekte Herz im Welpenalter. Symptome entwickeln sich dann oftmals im Laufe des ersten Jahres und können von mild bis lebensbedrohlich sein.
Welche Defekte gibt es?
- Persistierender Ductus Arteriosus Botalli (PDA)
- Subaortenstenose /Aortenstenose (SAS/AS)
- Pulmonalstenose (PS)
- Tetralogie of Fallot (TOF)
- Dysplasien und Stenosen der AV-Klappen (TVD, MVD)
- Ventrikel Septum Defekt (VSD)
- Atrium Septum Defekt (ASD)
- Sehr seltene weitere Defekte wie z.B. Cor triatriatum dexter und sinister (CTD, CTS), Double outlet right ventricle (DORV), Peritoneopericardiale diaphragmatische Hernie (PPDH) etc.
Welche Symptome können auftreten?
In den meisten Fällen sind betroffene Welpen anfangs symptomlos und entwickeln sich normal. Manchmal sind sie kleiner oder ruhiger als ihre Wurfgeschwister. Bei der ersten Impfung wird dann ein Herzgeräusch festgestellt und somit zum ersten mal der Verdacht auf ein Herzproblem geäußert. Offensichtliche Symptome entwickeln sich meist im Laufe des ersten Lebensjahres, allerdings ist dies abhängig vom Schweregrad des Defektes. Manche Hunde leben auch mehrere Jahre oder ein Leben lang völlig symptomlos.
Mögliche Symptome sind:
- Leistungsschwäche, Leistungsintoleranz
- Kümmern
- Husten
- Atemnot
- Flüssigkeitsansammlungen im Bauch und Brustkorb
- Blaue Schleimhäute, evtl. auch nur in der hinteren Körperhälfte
- Ohnmachtsanfälle
Können sich Herzgeräusche “verwachsen”?
Es gibt leise Geräusche beim Welpen, welche physiologisch sein können. Diese sind jedoch gar nicht oder kaum hörbar ( nur durch sehr trainierte Ohren in sehr leiser Umgebung) und verschwinden in der Regel im Alter von 6 Monaten, bei großen Rassen auch später. Herzgeräusche die durch Defekte verursacht werden, sind meist lauter und je nach Defekt an unterschiedlichen Stellen des Brustkorbs und des Herzzyklus hörbar. Pathologische Geräusche “verwachsen” sich nicht – im Gegenteil – sie werden häufig sogar mit zunehmender Körpergröße schlimmer. Jedes Herzgeräusch beim Welpen sollte mittels Ultraschall abgeklärt werden.
Wie wird ein Herzfehler beim Welpen diagnostiziert?
Die Diagnose von Herzfehlern wird im Ultraschall gestellt. Dafür muss der Welpe weder ruhig gestellt werden, noch ist ein Ultraschall schmerzhaft. Lediglich das Stillhalten kann für einen kleinen Hund und den Untersucher eine Herausforderung sein. Da das feststellen angeborener Herzfehler Erfahrung und Können erfordern, sollte ein qualifizierter Kardiologie für den Herzultraschall aufgesucht werden. Röntgenbilder, EKG und Interpretation des Herzgeräusches können Hinweise auf die Art des Defekts geben – der Schweregrad und die sekundären Auswirkungen auf das Herz werden jedoch erst im Ultraschall deutlich und messbar.
Wichtig: Jeder Welpe sollte bei den ersten Impfungen/Untersuchungen gründlich abgehört werden. Dafür muss es im Zimmer ruhig sein und der Tierarzt sollte sich Zeit nehmen ohne Störungen oder Ablenkungen.
Kann man Herzfehler beim Welpen therapieren?
Die Therapie hängt von der Art des Defektes ab. Ein PDA kann in den meisten Fällen verschlossen werden. Wird er früh genug entdeckt, kann der Welpe nach der Operation ein normales Leben führen. Hochgradige Pulmonalstenosen können durch einen Kathetereingriff häufig im Schweregrad reduziert werden. Seltener wird dies bei Subaortenstenosen versucht. Andere Defekte werden vor allem symptomatisch behandelt. Klappenersatz und Operationen am offenen Herzen wie beim Menschen werden in der Tiermedizin nicht routinemäßig durchgeführt. Mehr zur Therapie in den Artikeln zu den jeweiligen Defekten.
Soll man Geschwistertiere auch untersuchen?
Bei den meisten angeborenen Herzfehler wird angenommen, dass sie vererbt werden – die Ursache also in den Genen liegt. Bei einigen Rassen und bestimmten Defekten ist dies bereits nachgewiesen worden. Das bedeutet jedoch, dass die Elterntiere in dieser Konstellation nicht mehr verpaart werden oder ganz aus der Zucht genommen werden sollten. Wird bei einem Welpen ein Herzfehler diagnostiziert, so macht es Sinn, auch die Geschwistertiere eingehend zu untersuchen.
Wie sieht die Prognose aus?
Die Prognose ist abhängig vom Defekt und vom Schweregrad. Es ist durchaus möglich, dass ein Hund auch mit Herzfehler ein vollkommen normales Leben haben kann und niemals Symptome entwickelt. Beim PDA (häufigster angeborener Herzfehler beim Hund) ist es z.B. wichtig, dass die Verschluss so früh wie möglich stattfindet. Bei anderen Herzfehlern können Medikamente die Lebenserwartung deutlich erhöhen. Bei extrem großen Defekten kann es allerdings auch schon zum frühen Tod des Welpen kommen. Mehr zur Prognose in den Artikeln zu den jeweiligen Krankheiten.
Video in dem angeborene Herzfehler beim Welpen (und was dabei zu beachten ist ) erklärt werden!
Welche Rassen sind gehäuft von welchen Defekten betroffen?
Basset Hound | PS |
Beagle | PS |
Bichon Frise | PDA |
Boxer | SAS, PS, ASD |
Boykin Spaniel | PS |
Bull Terrier | MVD, AS |
Chihuahua | PDA, PS |
Chow Chow | PS, CTD |
Cocker Spaniel | PDA, PS |
Collie | PDA |
Dobermann Pinscher | ASD |
Englische Bulldogge | PS, VSD, TOF |
Englischer Springer Spaniel | PDA, VSD |
Deutscher Schäferhund | SAS, PDA, TVD, MVD |
Deutsches Kurzhaar | SAS |
Golden Retriever | SAS, TVD, MVD |
Great Dane | TVD, MVD, SAS |
Labrador Retriever | TVD, PDA, PS |
Malteser | PDA |
Mastiff | PS, MVD |
Neufundländer | SAS, MVD, PS |
Pomeraner | PDA |
Pudel | PDA |
Rottweiler | SAS |
Samojede | PS, SAS, ASD |
Schnauzer | PS |
Shetland Sheepdog | PDA |
Terrier Rassen | PS |
Weimaraner | TVD, PPDH |
Welsh Corgi | PDA |
West Highland White Terrier | PS, VSD |
Wolfsspitz | TOF, PDA |
Yorkshire Terrier | PDA |
Quelle: Textbook of Veterinary Internal Medicine (Stephen J. Ettinger, Edward C. Feldman)
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