Vielleicht kommt dir das Szenario bekannt vor: Bei einer Routineuntersuchung wird ein Herzgeräusch festgestellt. Die Aussage steht damit erst einmal im Raum, aber natürlich willst du wissen, was dies genau bedeutet. Zur Abklärung wird deshalb ein Herzultraschall empfohlen. Im Folgenden beschreibe ich, wie ein Herzultraschall abläuft, wann er sinnvoll ist, was untersucht wird und welche Kosten auf dich zukommen.
Wie sieht ein Herzultraschall bei Hund und Katze aus?
Das große Plus einer Ultraschalluntersuchung ist, dass es vollkommen schmerzfrei ist und die Besitzer bei der Untersuchung dabei sein können. Je nach Gerät muss eine kleine Stelle links und rechts am seitlichen Brustkorb rasiert werden, worüber manche Besitzer etwas unglücklich sind, aber dem Tier natürlich vollkommen egal ist.
Vor dem eigentlichen Ultraschall wird der Kardiologe einige Fragen stellen und eine kardiologische Untersuchung durchführen (Herz- und Lunge abhören, Puls fühlen, Schleimhäute beurteilen etc.). Im Anschluss gehts auf den Ultraschalltisch und der Patient wird auf die Seite gelegt. Anfängliche Nervosität ist ganz normal, meist beruhigen sich die Tiere aber zunehmend, wenn sie merken es passiert nichts Schlimmes. Manch erfahrener Besitzer bringt sogar extra Leckerli mit, die er permanent füttert um das Tier abzulenken. Dabei bleibt die vertraute Person am Kopf des Tieres. Eine weitere Person hält die Hinterbeine, damit der Patient nicht aufsteht. Manche Kardiologen untersuchen größere Hunde auch im Sitzen oder Stehen.

Typischer Ultraschallraum mit Ultraschallgerät und Untersuchungstisch. Das Tier liegt auf der Seite. Die rasierte Stelle befindet sich über der Aussparung, sodass der Kardiologe den Schallkopf von unten ansetzen kann.
Zur Untersuchung werden kleine Klemmen für das mitlaufende EKG an den Beinen angebracht. Für einen möglichst guten Kontakt des Ultraschallkopfes wird die vorher rasierte Stelle mit Alkohol entfettet, was sich kalt anfühlen kann (bei besonders hochwertigen Geräten kann man auch auf das Rasieren verzichten). Danach ist der Patient fertig vorbereitet und mit großzügig Ultraschallgel auf der Sonde wird nun ein Bild auf dem Monitor erzeugt. Das Gel ist harmlos und auch unbedenklich, wenn sich das Tier im Anschluss putzt und Reste davon aufschleckt.
Eine komplette Ultraschalluntersuchung beinhaltet eine Betrachtung von links und von rechts, d.h. während der Untersuchung muss das Tier einmal auf die andere Seite gedreht werden. In besonderen Fällen wird eventuell auf die Untersuchung von links verzichtet (z.B. wenn die Geduld des Tieres am Ende und die Diagnose bereits eindeutig ist oder der Zustand des Patienten kritisch ist). Da bestimmte Messungen aber nur von links möglich sind, sollte immer versucht werden, von beiden Seiten zu untersuchen.
Die gesamte Untersuchung dauert zwischen 30-60 Minuten.
Wann ist ein Herzultraschall bei Hund und Katze sinnvoll?
Bei Verdacht auf ein Herzproblem ist ein Herzultraschall eigentlich immer sinnvoll. Durch eine direkte Beurteilung der Herzdimensionen, der Pumpleistung und etwaigen Veränderungen an den Herzklappen kann ziemlich sicher beurteilt werden, ob bestimmte Symptome herzbedingt sind oder nicht. Auch wenn noch keine Symptome vorhanden sind, kann der Zeitpunkt für einen Therapiestart bestimmt werden. Im besten Fall lautet die Diagnose auch „Herzgesund“, d.h. das Herz wird als Ursache für bestimmte Symptome ausgeschlossen.
Besonderheit bei jungen Tieren:
Angeborene Herzfehler sind häufig zu Beginn symptomlos, verursachen jedoch ein lautes Herzgeräusch. Da es wichtig ist, die Krankheiten früh zu erkennen, sollte jeder Welpe mit Herzgeräusch einem Kardiologen vorgestellt werden. Die Annahme, dass sich Herzgeräusche “verwachsen” ist schlichtweg falsch. Es gibt zwar harmlose Geräusche, die tatsächlich wieder verschwinden können, allerdings sind diese nur sehr leise und kaum hörbar und zudem nicht von Herzgeräuschen aufgrund von Herzdefekten durch Abhören zu unterscheiden.
Besonderheit bei Katzen:
Bei Katzen gibt es gutartige und bösartige Herzgeräusche. Beide hören sich beim Abhören gleich an, können also nur im Ultraschall unterschieden werden. Deshalb sollte jede Katze mit Herzgeräusch abgeklärt werden. Zudem haben Katzen mit HCM (Hypertrophe Kardiomyopathie) häufig einen sogenannten Galopprhythmus. Da nicht immer ein Herzgeräusch vorhanden sein muss, kann ein Galopprhythmus der erste Hinweis auf eine Herzerkrankung sein und ist daher ein Anlass für einen Besuch beim Kardiologen. Bei vergrößerten Herzkammern durch z.B. eine HCM steigt das Risiko für eine Aortenthrombose und eine Behandlung kann nur gestartet werden, wenn man das Herz untersucht hat und die Diagnose kennt. Katzen zeigen meist erst sehr spät im Krankheitsverlauf Symptome – d.h. wenn sich Wasser in der Lunge sammelt oder sich ein Blutgerinnsel gebildet hat (Aortenthrombose), daher sollte jeder Hinweis auf ein Herzproblem ernst genommen werden.
Zuchtzulassung
Einige Zuchtverbände verlangen sogar eine Herzuntersuchung bevor Tiere zur Zucht zugelassen werden. Der Hintergrund ist ein gehäuftes Auftreten diverser Erkrankungen bei bestimmten Rassen. Durch einen Ausschluss betroffener Tiere wird versucht die Häufigkeit der Erkrankung innerhalb der Rasse zu reduzieren.
Wann besteht der Verdacht auf ein Herzproblem?
Bei folgenden Symptomen sollte an ein Herzproblem gedacht werden:
Herzgeräusche
Arrhythmien und Galopprhythmus (Katze)
Chronischer, trockener Husten (Hund)
Atemnot und Husten (Wasser in der Lunge)
Flüssigkeitsansammlung im Bauch
Leistungsschwäche
Ohnmachtsanfälle
Schmerzhafte Lähmung der Hinterbeine (Aortenthrombose bei Katzen)
Blauen Schleimhäute
Vergrößertes Herz im Röntgenbild
Auffälliger EKG-Befund
Erhöhte Biomarker (kardiales Troponin und NT-proBNP)
Können EKG oder Röntgenbilder zur Diagnose ausreichen?
Nichte jede Praxis oder Klinik hat die Möglichkeit eine Herzultraschall anzubieten. Eine Überweisung zum Kardiologen oder der Besuch eines mobilen Kardiologen ist also nötig (Eine Liste mit Kardiologen gibts hier). Da aber häufig eine schnelle Diagnose gewünscht ist, kann man mittels Röntgenbild bereits gewissen Aussagen treffen
- Ist die Herzsilhouette vergrößert
- Welche Kammer ist vergrößert
- Sind die Gefäße gestaut
Vor allem bei Verdacht auf Wasser in der Lunge hilft ein Röntgenbild, da Lungengewebe im Röntgenbild sehr gut beurteilt werden kann. Auch im EKG können bereits viele Dinge herausgelesen werden, wenn man die nötige Erfahrung dafür hat (Vergrößerung einer Herzseite oder bestimmter Herzkammern, Arrythmien). Die endgültige Diagnose einer Herzerkrankung oder der Schweregrad ist jedoch nur im Herzultraschall zu bestimmen. Ein normales Herz im Röntgenbild oder ein normales EKG schließt eine Herzerkrankung nicht aus.
Besonderheit Mitralklappenendokardiose
Bei Klappenerkrankungen (häufigste Herzerkrankung bei kleineren Hunderassen) ist es durchaus legitim bei einem entsprechenden Herzgeräusch und vergrößertem Herz im Röntgenbild eine Verdachtsdiagnose zu stellen und mit der Behandlung (Pimobendan) zu beginnen. Trotzdem sollte ein Ultraschall so bald als möglich nachgeholt werden.

Im Röntgenbild kann die Größe des Herzens ausgemessen werden. Man spricht dabei vom VHS (Vertebral-Heart-Score)
Was wird im Herzultraschall untersucht?
Im Ultraschall wird das Herz aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und beurteilt. Es wird dabei subjektiv bewertet und objektiv durch Messungen mit Referenzwerten verglichen. Für eine subjektive Beurteilung und korrekte Messungen ist eine gewisse Erfahrung des Kardiologen natürlich Voraussetzung.
Als Hilfsmittel kommen dabei Doppler zum Einsatz. Diese Ultraschalltechniken machen es möglich, den Blutfluss farblich zu veranschaulichen, sowie dessen Geschwindigkeit zu messen. Dadurch können Undichtigkeiten von Klappen, Löcher in der Herzscheidewand und Verwirbelungen des Blutes aufgrund von Engstellen gefunden werden. Druckunterschiede zwischen Herzkammern und großen Gefäßen führen zu bestimmten Blutflussgeschwindigkeiten, welche bei den bestimmten Krankheiten verändert sind und gemessen werden können.
Die gesamte Untersuchung führt letztendlich zur Diagnose und zur Bestimmung des Schweregrades einer Erkrankung. Bei mehreren Untersuchungen in bestimmten Abständen können die Messwerte verglichen werden. Dadurch kann man Aussagen über das Fortschreiten der Erkrankung und das Ansprechen auf etwaige Medikamente treffen.
Limitationen des Herzultraschalles bei Hund und Katze
Ein Ultraschallgerät ist das perfekte Gerät für die Diagnose von Herzerkrankungen. Die Besonderheit des Herzens im Vergleich zu anderen Organen ist, dass die Bewegungen der Klappen und des Herzmuskels sehr gut zu erkennen sind und der Kontrast zwischen Blut im Inneren und Muskelgewebe optimal ist. Aber es hat auch seine Grenzen:
- Was man im Ultraschall nicht erkennt, ist die elektrische Aktivität. Zwar läuft ein EKG mit, dies dient aber eher den Messungen. Für die Aufzeichnung der elektrischen Herzaktivität bei Verdacht auf Arrhythmien ist ein ausgedrucktes separates EKG nötig. Manche Rhythmusstörungen sind nicht kontinuierlich vorhanden und können nur über ein Langzeit aufgezeichnet werden.
- Bei Tumoren kann man zwar aufgrund der Lokalisation der Masse einen Verdacht äußern, aber die Art des Tumors kann durch den Ultraschall nicht sicher bestimmt werden. Dafür ist eine Gewebeprobe nötig. Tumore am Herzen sind zum Glück selten und meist spielt die Art des Tumors dabei keine allzu große Rolle.
- Lungengewebe kann im Ultraschall nicht dargestellt werden, da die Luft in den Lungen das Eindringen der Ultraschallwellen verhindert. Will man die Lunge beurteilen – z.B. bei Verdacht auf ein Lungenödem (Wasser in den Lungen), so benötigt man zusätzlich ein Röntgenbild.
Was kostet ein Herzultraschall?
In Deutschland richten sich die Kosten nach der Gebührenordnung für Tierärzte. Dabei gibt es einen Spielraum von einfach- bis dreifachem Satz. Ein Herzultraschall kann demnach zwischen 42 und 127 € kosten. Hinzu kommt noch die kardiologische Untersuchung. Der Preis für die Herzuntersuchung wird also im Bereich von ca. 150 € liegen, wenn man einen erfahrenen Kardiologen aufsucht. Bei Tierärzten die weniger Erfahrung auf diesem Gebiet haben, kann er auch deutlich darunter sein (Minimum nach GOT 52 €). Jenachdem welche zusätzlichen Untersuchungen nötig sind, können weitere Kosten hinzu kommen (z.B. EKG, Röntgen und Blutdruckmessung). Werden Behandlungen wie z.B. Punktionen von Flüssigkeitsansammlungen oder Herzbeutelerguss durchgeführt, fallen ebenfalls weitere Kosten an. Die genauen Gebührensätze für die einzelnen Untersuchungen und Behandlungen kann jeder in der Gebührenordnung für Tierärzte nachschlagen. Kosten für Medikamente sind natürlich immer extra.
Mich würden hier noch einige Dinge sehr interessieren. Verwendet man bei Tieren und Menschen dieselben Ultraschallgeräte? Oder gibt es dabei große Unterschiede?
Hallo Lotto, also ich bin kein Ultraschallgeräte-Experte, deswegen sicher nicht der beste Ansprechpartner für dieses Thema. Aber die meisten Geräte sind speziell für die Tiermedizin. Man kann auch ein human-medizinisches Gerät verwenden, die Technik ist im Prinzip ja gleich. Der Unterschied liegt zum einen an den Sonden die man verwendet und dann müssen die Einstellungen am Gerät eben speziell auf das entsprechende Tier und auf den Bereich den man untersucht angepasst sein, was meistens nicht ganz so leicht ist.