Was ist ein Biomarker?

Ein Biomarker ist eine Substanz (z.B. ein Hormon, Protein oder Stoffwechselprodukt), welche der Körper selbst produziert. Idealerweise ist sie mit relativ einfachen Methoden messbar und zeigt an, wenn ein bestimmtes Organ krank oder verletzt ist.  Ein sehr bekanntes Beispiel sind die Nierenwerte Harnstoff und Kreatinin. Diese Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels sind z.B. bei Nierenerkrankungen erhöht.

Welche kardialen Biomarker gibt es bei Hund und Katze?

Auch in der Kardiologie gibt es eine ganze Reihe an Substanzen, an denen geforscht wird und es kommen stets Neue dazu. Zurzeit gibt es vor allem zwei Biomarker die im Praxisalltag verwendet werden:

  • NT-ProBNP (B-Typ-natriuretisches Peptid)

Ein Hormon, welches im Herzmuskel produziert wird, wenn dieser gedehnt wird. Das Hormon hat den Zweck in der Niere die Wasserausscheidung anzukurbeln, wenn die Herzkammern sich zu sehr vergrößern (bei Herzerkrankungen). Dadurch soll dem Herz Erleichterung verschafft werden, ähnlich einer Entwässerungstherapie bei Wasser in der Lunge durch Herzversagen.

Beim gesunden Tier kommt NT-ProBNP nur in sehr geringen Mengen vor. Beim herzkranken Tier dagegen steigt die Konzentration im Blut mit fortschreitender Erkrankung immer mehr an. Die Substanz ist im Blut messbar und die Bestimmung wird mittlerweile von allen Laboren angeboten. Referenzwerte findet ihr in den Tabellen unten.

  • cTNI (Troponin I)

Das kardiale Troponin I ist ein natürlicher Eiweißbaustein des Herzmuskels. Kommt es zur Schädigung der Herzmuskulatur (Herzerkrankung, Entzündung), so gelangt es in großen Mengen in die Blutbahn und kann dort gemessen werden. Bei Herzerkrankungen ist es permanent erhöht. Hoch-sensitive Tests werden von vielen Laboren mittlerweile angeboten, allerdings gibt es noch nicht für alle Indikationen etablierte Grenzwerte. Beim Dobermann wurde ein Grenzwert von 0.113 ng/ml als guter Indikator für eine DCM untersucht. Bei Katzen gilt bei einem Wert größer 0.06 ng/mL eine HCM als wahrscheinlich. Der Diagnose muss jedoch mit Ultraschall und evtl. EKG bestätigt werden. Generell gilt, ein hoher cTNI-Wert macht eine Herzmuskelschädigung sehr wahrscheinlich.

 

Kardiale Biomarker NT-proBNP

Wann sollten kardiale Biomarker bestimmt werden?

Biomarker werden immer öfter von Tierärzten bestimmt, wenn es um die Frage geht, ob ein Herzproblem für bestimmte Symptome die Ursache sein kann oder nicht. Dies ist dann vorteilhaft, wenn eine Herzuntersuchung nicht so einfach möglich ist (limitierte finanzielle Mittel, kein Kardiologe vor Ort). Vor allem bei Patienten mit Atemnot, bei denen eine Unterscheidung zwischen kardial und nicht kardial lebenswichtig sein kann, ist das NT-proBNP eine sehr gutes Hilfsmittel. Dafür gibt es für Katzen mittlerweile sogar einen Schnelltest. Zusätzlich kann man bei Tiere ohne Symptome, aber Risikofaktoren wie z.B. einem Herzgeräusch, mittels Biomarker besser abschätzen, ob die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist. Eine weitere wichtige Indikation ist das Screening auf Herzerkrankungen, die z.B. kein Herzgeräusch verursachen müssen wie eine HCM bei der Katze oder DCM beim Hund.

 

Wie aussagekräftig sind Biomarker?

Biomarker sind Hilfen bei der Diagnose von Herzerkrankung, bei der Unterscheidung ob Symptome kardial bedingt sind oder eher nicht und beim der Früherkennung von Krankheiten. Sie können eine Herzuntersuchung mittels Ultraschall, EKG und Röntgen ergänzen, jedoch nicht ersetzen. Sie sollten daher immer im Zusammenhang mit weiteren Befunden und Symptomen interpretiert werden.

NT-proBNP und cTNI können bei Erkrankungen wie z.B. einer Niereninsuffizienz falsch hoch sein. Bei Transport oder Lagerungsfehler der Proben können sie dagegen auch falsch niedrig sein. Daher ist es nicht zu empfehlen, sich alleinig auf Biomarker zu verlassen und Therapieentscheidung anhand dieser Werte zu treffen. Die wichtigste Aufgabe der Biomarker in der Praxis ist sicherlich das Vorsortieren von Patienten in vermutlich fortgeschritten herzkrank und nicht herzkrank, sowie die Differenzierung von kardial bedingter Atemnot und nicht kardial bedingter Atemnot.

 

Referenzwerte von NT-proBNP

Generell gilt ein Wert von 900 pmol/l als Grenzwert zwischen gesund und herzkrank beim Hund. Allerdings gibt es in den verschiedenen Studien unterschiedliche Ergebnisse, was dies betrifft. Die Grenzwerte sollte nicht als absolut, sondern wohl eher als Richtwerte angesehen werden. Beim Dobermann wurde sogar ein Referenzwert von 500pmol/l als Grenze ermittelt, der anzeigt ob ein vergrößertes Herz vorliegt oder nicht.

 

HUND

Biomarker NT-proBNP

KATZE

Biomarker Katze

Zusammenfassung

Kardiale Biomarker sind ein sehr gutes Hilfsmittel bei der Diangose von Herzproblemen und als Screeningtest, aber müssen immer im Zusammenhang mit anderern Befunde beurteilt werden. Ein Herzultraschall sollte bei hohen oder fraglichen Werten immer folgen. Viele Wissenschafter arbeiten intensiv an der Erforschung und Etablierung neuer Biomarker. Ob und wann diese Einzug in den Praxisalltag finden, bleibt abzuwarten.