Das Herz besteht aus 4 Kammern und 4 Herzklappen. Diese Herzklappen können Fehlbildungen (Dysplasien) aufweisen, die sie entweder nicht richtig öffnen lassen (Stenose) oder nicht komplett schließen lassen (Insuffizienz). Diese Veränderungen können an allen Klappen auftreten und lösen unterschiedliche Krankheitsbilder aus. Die häufigsten angeborenen Anomalien sind sicherlich die Aortenstenose und die Pulmonalstenose, welche in separaten Artikeln ausführlich beschrieben werden. Daneben gibt es Stenosen oder Insuffizienzen der Mitralklappe oder Trikuspidalklappe. Selten findet man relevante Insuffizienzen der Pulmonal- oder Aortenklappe.
Was ist die Ursache von Klappendysplasien beim Welpen
Die Ursache von Klappenveränderungen ist nicht vollständig geklärt. Eine genetische Komponente wird bei vielen angeborenen Herzerkrankungen stark vermutet bzw. bei einigen Rassen wurde sie bereits nachgewiesen (Labrador mit Trikuspidaldysplasie)
Mitralklappe – Klappe zwischen linker Vor- und Hauptkammer
1. Mitralklappeninsuffizienz
Fehlbildungen der Mitralklappe sind in vielen verschiedenen Formen beschrieben (Verkürzung, Verdickung, Eingerollt etc..) Die häufigste Konsequenz ist eine Undichtigkeit der Klappe. Konkret bedeutet dies, dass bei jeder Kontraktion des Herzmuskels Blut nicht nur in den Körper gepumpt wird, sondern auch eine bestimmte Menge an Blut durch die undichte Mitralklappe zurück in die Vorkammer fließt. Es befindet sich somit mehr Volumen in der linken Vorkammer (normale Menge + Rückfluss), welches beim nächsten Herzzyklus auch in die Hauptkammer gelangt. Eine Ausdehnung der linken Vorkammer und der linken Hauptkammer sind die Folge. Können sich die Kammern irgendwann nicht mehr weiter ausdehnen, so staut sich Blut zurück in die Lungengefäße und es sammelt sich Wasser in der Lunge (bei Katzen evtl. auch im Brustkorb).
2. Mitralklappenstenose
Ist die Klappe dagegen so verändert, dass sie sich nicht richtig öffnen kann, spricht man von einer Stenose. Dabei vergrößert sich die linke Vorkammer, da nicht genügend Blut durch die stenosierte Klappe weiter in die Hauptkammer fließen kann. Linksherzversagen ist auch hier die Folge. Zudem kann es durch einen permanent erhöhten Druck im Vorhof und in den Lungengefäßen zu Rechtsherzversagen kommen. Weitere Symptome können Kollaps, Leistungsschwäche oder Ohnmachtsanfälle sein, da die Blutmenge welche tatsächlich im Körper ankommt schlichtweg nicht für eine normale Durchblutung ausreicht. Die Entwicklung von Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder supraventrikuläre Extrasystolen ist keine Seltenheit bei dieser Erkrankung.
Diagnose
Eine Undichtigkeit der Mitralklappe verursacht ein systolisches Herzgeräusch, welches am lautesten auf der linken Brustseite im Bereich der Herzspitze zu hören sein sollte. Systolisch bedeutet, man hört es nach dem ersten Herzton, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht. Eine Stenose hört man an der gleichen Stelle, aber während der Diastole, also nach dem 2. Herzton, wenn sich der Herzmuskel entspannt. Wird beim Welpen oder jungen Tier ein Herzgeräusch festgestellt, so sollte dieses in jedem Fall per Herzultraschall abgeklärt werden. Mit einem “Verwachsen” des Geräusches sollte nicht gerechnet werden. Röntgenbilder und EKG können Hinweise auf ein Linksherzproblem geben, die Diagnose wird jedoch im Herzultraschall gestellt. Dort kann die Klappe, der Blutfluss durch die Klappe und die sekundären Veränderungen am Herzen beurteilt werden.
Therapie
Theoretisch könnte die Klappe operativ ersetzt werden. Dies wird in der Tiermedizin jedoch noch nicht routinemäßig durchgeführt. Die Gründe sind der hohe technische, finanzielle und personelle Aufwand. Es gibt zudem weltweit nur wenige Kardiologen die über das nötige Können und die Erfahrung verfügen, diesen Eingriff erfolgreich durchzuführen. Die Therapie ist daher palliativ und richten sich nach den klinischen Symptomen. Da die Mitralklappeninsuffizienz ähnlich der Mitralklappenendokardiose beim ausgewachsenen Hund verläuft, kann man argumentieren, dass Pimobendan eingesetzt werden sollte, sobald sich das Herz vergrößert. Ab dem Zeitpunkt von Herzversagen müssen Entwässerungsmedikamente verabreicht werden. Eventuell werden auch ACE-Hemmer verschrieben. Bei Katzen wird eine Therapie zur Thromboseprophylaxe sinnvoll, sobald der linke Vorhof vergrößert ist. Sind Arrhythmien vorhanden, müssen diese ggf. auch therapiert werden. Bei jedem Tier wird die Therapie jedoch individuell gestaltet und kann daher vom Standard abweichen.
Mehr zu Herzmedikamenten könnt ihr in den entsprechenden Kapiteln nachlesen:
Trikuspidalklappe – Klappe zwischen rechter Vor- und Hauptkammer
1. Trikuspidalinsuffizienz
Dysplasien der Trikuspidalklappe kommt bei Katzen zwar vor, werden aber am häufigsten bei großen männlichen Hunden – vor allem beim Labrador – beobachtet. Ist die Trikuspidalklappe undicht, fließt Blut bei jeder Kammerkontraktion in die rechte Vorkammer zurück. Die rechte Vorkammer dehnt sich aus. Da sich mehr Blut in der Vorkammer befindet, fließt auch mehr Blut in die rechte Hauptkammer und auch diese dehnt sich schließlich aus. Es kommt zur deutlichen Vergrößerung des gesamten rechten Herzens und im weiteren Verlauf zu Rechtsherzversagen mit Flüssigkeitsansammlungen in Brust- und Bauchraum. Typisch dafür ist ein rasant zunehmender Bauchumfang durch die große Menge an Flüssigkeit die sich dort sammelt.
2. Trikuspidalstenose
Bei einer Stenose kann nicht ausreichend Blut in die Hauptkammer gelangen und der rechte Vorhof dehnt sich aus. Auch hier ist Rechtsherzversagen die Folge, jedoch ohne eine Beteiligung der rechten Hauptkammer. Arrhythmien sind oftmals vorhanden. Vor allem Vorhofflimmern und supraventrikuläre Extrasystolen können den Zustand drastisch verschlimmern. Symptome wie Kollaps, Ohnmachtsanfälle und Schwäche sind möglich. Besteht zusätzlich ein Atriumseptumdefekt (Loch in der Herzscheidewand zwischen den beiden Vorhöfen), so kann es auch zur Zyanose kommen (blaue Schleimhäute bei Anstrengung), da sauerstoffarmes Blut durch dieses Loch in den Körperkreislauf gelangt ohne durch die Lunge zu fließen.
Diagnose
Eine Undichtigkeit der Trikuspidalklappe verursacht ein systolisches Herzgeräusch, welches am lautesten auf der rechten Brustseite zu hören sein sollte. Systolisch bedeutet, man hört es nach dem ersten Herzton, dann wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht. Eine Stenose hört man an der gleichen Stelle, aber während der Diastole, also nach dem 2. Herzton, wenn sich der Herzmuskel entspannt. Wird beim Welpen oder jungen Tier ein Herzgeräusch festgestellt, so sollte diese in jedem Fall per Herzultraschall abgeklärt werden. Mit einem “Verwachsen” des Geräusches sollte nicht gerechnet werden. Im EKG zeigt sich oftmals ein gesplitteter QRS-Komplex und Anzeichen einer Rechtsherzvergrößerung. Im Röntgenbild ist die rechte Herzseite meist massiv vergrößert. Gestaute Halsvenen mit positiver Pulswelle sind ebenfalls ein Hinweis auf ein Rechtsherzproblem. Die Diagnose wird im Herzultraschall gestellt.
Wer sich gerne ein Bild einer Trikuspidaldysplasie im Ultraschall machen möchte wird in diesem Viedo fündig.
Therapie
Beim Menschen würde die Klappe operativ ersetzt werden, beim Tier ist dies nicht möglich. In manchen Fällen einer Stenose kann über eine Sprengung der Trikuspidalklappe durch einen Ballonkatheter nachgedacht werden. In den meisten Fällen wird jedoch eine symptomatische Therapie mit Medikamenten erfolgen. Dabei wird das Tier entwässert, sobald sich Flüssigkeitsansammlungen in Brust- und Bauchraum bilden. Zudem können kreislaufstabilisierende Medikamente (z.B. ACE-Hemmer) und ggf. Antiarrhythmika eingesetzt werden. Die Therapie muss immer individuell auf das jeweilige Tier angepasst werden und kann sich von der Standardtherapie auch unterscheiden.
Aorteninsuffizienz
Eine angeborene Aorteninsuffizienz ist selten und wenn man sie findet, dann häufig gemeinsam mit anderen Defekten (Subaortenstenose, Ventrikelseptumdefekt, Fallotsche Tetralogie). Ist eine isolierte Undichtigkeit der Aortenklappe groß genug, kann diese zu Linksherzversagen (Wasser in der Lunge, bei Katzen auch im Brustkorb) führen. Typischerweise würde man ein diastolisches Herzgeräusch hören. Durch den vermehrten Blutfluss durch die Aorta, kann auch systolisch ein Herzgeräusch auskultierbar sein. Zudem kann ein pochender Puls auffallen. Die Therapie ist symptomatisch. Blutdrucksenker sind denkbar und wenn Linksherzversagen entsteht kommen Entwässerungsmedikamente und evtl. Pimobendan und ACE-Hemmer zum Einsatz. Bei Katzen ist Thromboseprophylaxe indiziert, sobald der linke Vorhof vergrößert ist. Jedes Tier muss jedoch individuell auf die richtige Therapie eingestellt werden.
Pulmonalinsuffizienz
Eine isolierte, relevante Undichtigkeit der Pulmonalklappe ist selten. Häufiger findet man eine Pulmonalinsuffizienz gemeinsam mit Pulmonalstenosen, nach Ballonierung einer Pulmonalklappe, bei PDAs und vor allem bei erhöhtem Lungendruck. Triviale Undichtigkeiten können auch bei sonst gesunden Tieren häufig beobachtet werden, spielen aber keine Rolle. Ist eine Pulmonalinsuffizienz groß genug, kann es zur Volumenüberladung des rechten Herzens kommen. Rechtsherzversagen mit Flüssigkeitsansammlungen in Brust- und Bauchraum sind extrem selten, theoretisch aber möglich. Bei erhöhter Blutflussgeschwindigkeit der Insuffizienz (ab ca. 3 m/s) kann auf einen erhöhten Lungendruck geschlossen werden, welcher z.B. bei Lungenfibrosen, Parasiten oder sonstigen Krankheiten der Lungen entstehen kann. Klinisch kann ein diastolisches Herzgeräusch auskultiert werden. Der erhöhte Blutfluss in der Systole ist meist ebenfalls hörbar, wodurch ein typisches “to-and-frow” Geräusch entsteht. Im Röntgenbild ist eventuell eine prominente Pulmonalarterie und ein vergrößertes rechtes Herz zu erkennen. Therapeutisch werden Medikamente zur Entwässerung gegeben, sobald Anzeichen von Rechtsherzversagen vorhanden sind. Bei einem erhöhter Lungendruck (pulmonale Hypertonie) sollte die jeweilige Ursache behandelt werden, ist dies nicht möglich so kann mittels Sildenalfil (Viagra) der Druck in den Lungengefäßen gesenkt werden.