Viele Hunde werden dem Kardiologen vorgestellt, weil sie Leistungsschwäche zeigen. Die meisten Herzerkrankungen gehen tatsächlich auch mit Leistungsschwäche einher, manche früher, andere später im Krankheitsverlauf. Tatsache ist aber auch, dass Leistungsschwäche beim Hund ein unspezifisches Symptom ist und sehr viele Ursachen haben kann.

Wie zeigt sich Leistungsschwäche beim Hund?

Leistungsschwäche kann sich ganz unterschiedlich präsentieren und reicht von subtilen Symptomen wie minimal verminderter Kondition bis hin zum Kollaps. Milde Ausprägungen können sein, dass der Vierbeiner zunehmend länger für die gewohnte Spazierrunde braucht oder im Vergleich zu gleichaltrigen Hunden deutlich langsamer oder weniger sportlich ist. Dies kann eine normale Alterserscheinung, bzw. einfach typ- oder rasseabhängig sein, da natürlich nicht jeder Hund gleich sportlich ist. Allerdings kann auch eine gesundheitliche Ursache dahinter stecken. Es macht daher Sinn Leistungsschwäche abzuklären – vor allem wenn sie plötzlich auftritt, noch weitere Symptome vorhanden sind oder sie stark ausgeprägt ist. Extremere Symptome sind z.B. starkes Hecheln oder gar Atemnot, bläuliche Schleimhäute, Lethargie, Lahmheiten oder Ohnmachtsanfälle.

Wann muss ich bei Leistungsschwäche an ein Herzproblem denken?

Wie sich ein Herzproblem symptomatisch präsentiert, hängt von der Art der Erkrankung und vom Krankheitsstadium ab. Beim erwachsenen Hund sind die häufigsten Ursachen entweder eine Herzmuskelschwäche (DCM) oder undichte Herzklappen (Mitralklappenendokardiose oder MVD). Beim Welpen oder Jungtieren können angeborene Herzfehler zur Leistungsschwäche führen, typischerweise erst im Laufe des ersten Lebensjahres.

Erwachsene Hunde

Bei einer DCM ist Leistungsschwäche häufig sogar das erste Symptom, das der Hund zeigt. Durch den geschwächten Herzmuskel fällt es dem Herz schwer genügend Blut in den Körperkreislauf zu pumpen, was vor allem bei Anstrengung deutlich wird. Zusätzlich können Herzrhythmusstörungen die Fähigkeit des Herzens den Körper mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen einschränken. Nicht immer kann man bei einer DCM ein Herzgeräusch hören, eine Abklärung mittels Herzultraschall beim Kardiologen ist also essentiell. Mehr zum Thema Herzgeräusche beim Hund gibt hier.

Bei einer undichten Herzklappe – was vor allem bei kleineren Hunderassen sehr häufig vorkommt – kommt es meist (nicht immer) spät im Krankheitsverlauf zur merklichen Leistungsschwäche. Oftmals sind davor bereits Symptome wie Husten oder Atemnot vorhanden. Kranke Klappen produzieren immer ein Herzgeräusch – d.h. hat man ein Herzgeräusch und Leistungsschwäche, so sollte das Herz auf jeden Fall abgeklärt werden. Hört man kein Herzgeräusch, so ist eine Herzerkrankung bei kleinen Hunderassen weniger wahrscheinlich aber trotzdem ohne Ultraschall nicht sicher auszuschließen.

Leistungsschwäche beim Hund

 

Rhythmusstörungen können auch unabhängig von oben genannten Krankheiten auftreten und zur Leistungsschwäche führen. Die Diagnose kann etwas schwierig werden, wenn sie nicht permanent auftreten. Hat man trotzdem den Verdacht, ist ein 24-Stunden-EKG zu empfehlen.

Zusätzlich gibt es beim Hund Erkrankungen wie Herzbeutelergüsse (Perikarderguss), Infektionen (Endokarditis) oder Parasitenbefall (Herzwürmer) die ebenfalls Leistungsschwäche verursachen können.

Welpen und Junghunde

Bei angeborenen Herzfehlern kann es sein, dass die Welpen in den ersten Monaten vollkommen normal erscheinen und erst im Laufe des ersten Jahres Symptome wie Leistungsschwäche entwickeln. Manche betroffenen Tiere sind auch von Geburt an schwach und deutlich weniger aktiv als ihre Wurfgeschwister. Zusätzlich zeigen diese Tiere je nach Problem blaue Schleimhäute, Schwäche in den Hinterbeinen, Husten, Ohnmachtsanfälle und Atemnot. Da diese Herzfehler in den meisten Fällen ein lautes Herzgeräusch erzeugen, sollte besonders viel Wert darauf gelegt werden jeden Welpen sorgfältig abzuhören.

Wie kann man ein Herzproblem feststellen?

Hat man den Verdacht, dass die Ursache für die Leistungsschwäche im Herzen liegt, so kann dies durch einen Herzultraschall relativ schnell und sicher abgeklärt werden. Ein Herzultraschall macht auch Sinn, wenn die Ursache vollkommen unklar ist und eine Möglichkeit nach dem anderen ausgeschlossen werden soll. Lediglich Arrhythmien können nicht immer sofort im Ultraschall oder Kurzzeit-EKG festgestellt werden. Ein 24-Stunden-EKG ist in diesem Fall empfehlenswert. Es ist immer ratsam einen qualifizierten Kardiologen für die Herzuntersuchung aufzusuchen.

Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass ein vorhandenes Herzproblem nicht für die Leistungsschwäche verantwortlich ist. Eine Mitralklappenendokardiose im frühen Stadium z.B. macht kaum oder gar keine Symptome und beeinträchtigt die sportliche Leistung in der Regel nicht.

–> Liste mit qualifizierten Kardiologen in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Was kommt sonst als Ursache für Leistungsschwäche beim Hund in Frage?

Im Folgenden sind einige (sicher nicht alle) Differentialdiagnosen oder möglichen Ursachen für Leistungsschwäche beim Hund aufgelistet.

Probleme mit Gelenken oder Knochen

Verletzungen, Arthrosen, oder sonstige Knochen- oder Gelenkprobleme können zu Schmerzen beim Laufen oder bei bestimmten Bewegungen führen. Wie wir Menschen auch, versucht der Hund eventuell die Schmerzen zu vermeiden indem er versucht die Bewegung zu vermeiden. Hinweise auf ein orthopädisches Problem sind z.B. Lahmheiten, Schmerzen beim Anfassen der Gelenke oder betroffenen Gliedmaßen, Schwellungen und Probleme beim Aufstehen oder Hinlegen.

Schlechte Kondition oder Übergewicht

Gerade im Vergleich zu anderen Hunden kann eine schlechte Kondition wie Leistungsschwäche aussehen. Allerdings tritt diese nicht plötzlich auf oder wird bei gleichbleibender Belastung schlechter. Ein Problem kann es sein, wenn man die Geschichte des Hundes nicht kennt wie z.B. bei Hunden aus dem Tierheim oder aus dem Ausland. Auch Übergewicht mindert die Leistungsfähigkeit. Nicht immer sieht man als Besitzer, wenn der Hund ein paar Fettpölsterchen zu viel auf den Rippen trägt und wunderst sich, wenn der Hund langsamer wird.

Schmerzen

Nicht nur orthopädische Schmerzen können zu Bewegungsunlust führen. Auch z.B. Bauchschmerzen (Blähungen durch Futterunverträglichkeit, Magenschmerzen, Bauchspeicheldrüsenentzündungen etc.) können dem Hund die Lust am Laufen nehmen oder dazu beitragen, dass er keine Leistung zeigt.

Unterzucker

Bei mittelalten und älteren Hunde kann Unterzucker durch einen Tumor (Insulinom) in der Bauchspeicheldrüse zu Unterzucker und damit zur Leistungsschwäche führen. Eine Blutuntersuchung zeigt die Zuckerwerte und im Bauchultraschall kann die Bauchspeicheldürse beurteilt werden.

Probleme mit dem Atmungstrakt

Durch Probleme im oberen (z.B. zu langes Gaumensegel bei kurzschnäuzigen Rassen, instabile Luftröhre) oder unteren Atmungstrakt (z.B. Asthma, Bronchitis, Lungenwürmer) kann es dem Hund schwer fallen genügend Luft zu bekommen, wenn er sich anstrengt. Extremes Hecheln, Atemnot, laute Atemgeräusche, Husten und eine angestrengte Atmung aus dem Bauch heraus können Anzeichen dafür sein.

Leistungsschwäche beim Hund

Neurologische Ursachen (Muskelschwäche)

Es gibt eine Reihe neurologischer Krankheiten, welche z.B. zu Muskelschwäche oder Koordinationsstörungen führen können. Sowohl angeborenen Defekte als auch später im Hundeleben auftretende Krankheiten kommen in Frage. Hat man sonst keine Ursachen gefunden, sollte man eine neurologische Abklärung in Betracht ziehen.

Hormonelle Einflüsse

Läufigkeiten können Hündinnen sehr beeinflussen und die Leistungsfähigkeit herabsetzten. Dazu zählen auch Scheinträchtigkeiten. Achtung, nach einer Läufigkeit kann auch eine Gebärmuttervereiterung (Pyometra) der Grund für schlechtes Allgemeinbefinden oder Leistungsschwäche sein. Eine Pyometra kann unbehandelt lebensgefährlich sein, daher lieber etwas früher zum Tierarzt um solche Ursachen auszuschließen.

Andere Krankheiten

Dass ein kranker Hund keine Leistung bringen kann und will ist wohl jedem klar. Da Symptome von Krankheiten nicht immer offensichtlich sind, kann eine nachlassende Spielfreude oder keine Lust auf Spaziergänge der erste Hinweis sein, dass etwas nicht stimmt und der Anlass sein, einen Tierarzt aufzusuchen. Es gibt z.B. eine Reihe von Krankheiten und Infektionen, welche Blutarmut (Anämie) verursachen und dem Körper somit die Möglichkeit nehmen, genügend Sauerstoff im Blut zu transportieren. Blasse Schleimhäute, Müdigkeit und Leistungsschwäche sind die Folge.

Psychologische Ursachen

Vielleicht kommt dem einen oder anderen die Situation bekannt vor – der Hund rennt und ist mit voller Eifer beim Spaziergang dabei. Sobald es jedoch in Richtung Heimat geht, kann er plötzlich nicht mehr schnell laufen, ist erschöpft und legt sich hin. Das kann schlichtweg daran liegen, dass er keine Lust hat schon aufzuhören und er simuliert. Ganz schön schlau die Fellnasen. Abhilfe kann entweder zunehmendes Alter und Weisheit schaffen – erfordert also Geduld. Man kann aber auch versuchen ihn auszutricksen (z.B. mit Leckerli ablenken; kurze Runde mehrmals wiederholen, damit er merkt daheim bedeutet nicht immer das Ende vom Spaß, oder wenn man daheim ist noch eine Weile mit ihm spielen oder arbeiten). Auch Angstzustände können sich wie Leistungsschwäche äußern. Wenn man sich aber nicht sicher ist, sollte man trotzdem einen Tierarzt kontaktieren um mögliche Krankheiten auszuschließen.

Zusammenfassung

Wie man sieht, gibt es sehr viele Ursachen für eine verminderte Leistung und das Symptom an sich kann ganz unterschiedlich interpretiert werden. Schwierig wird es, wenn Leistungsschwäche als alleiniges Symptom auftritt und auch die klinische Untersuchung oder der Blutbefund keine weiteren Hinweise liefern. In diesen Fällen gilt es die Ursachen nacheinander auszuschließen. Die Herzuntersuchung ist schnell, schmerzfrei und liefert sofort eine Antwort ob das Herz als Ursache in Frage kommt. Deshalb wird ein Herzultraschall in diesen Situationen häufig als eine der ersten Untersuchungen durchgeführt, bevor invasivere Eingriffe folgen.