Die Ernährung auf eine verminderte Ausscheidungsfunktion der Niere anzupassen ist die wichtigste therapeutische Maßnahme in der Behandlung von chronischen Niereninsuffizienzen (CNI) bei der Katze. Dabei gibt es in letzter Zeit viele Diskussionen über Nierendiäten, welche zu Verwirrung und Unsicherheit führen können.
- Eiweißzufuhr reduzieren ja oder nein
- Wie verändern sich die Bedürfnisse bei CNI Patienten
- Was muss eine gute Nierendiät enthalten
- Tipps zur Umstellung und Akzeptanzerhöhung
- Tockenfutter oder Nassfutter
- Alternativen zu Nierendiäten
Eiweißzufuhr reduzieren ja oder nein?
Der Kernpunkt der Diskussionen ist die Eiweißversorgung. Neuere Studien geben Anlass zu glauben, dass ältere Tiere einen höheren Proteinbedarf haben als bisher angenommen. Zudem ist bereits nachgewiesen, dass Gewichtsverlust und vor allem Abbau von Muskelmasse ein negativ prognostischer Faktor bei Niereninsuffizienzen ist (Katzen die Gewicht verlieren, überleben im Schnitt kürzer). Deshalb argumentieren nun einige Tierärzte, dass der verminderte Proteingehalt in Nierendiäten nachteilig sei und befürworten stattdessen einen hohe Eiweißzufuhr. Tatsächlich ist unklar ob bei Nierendiäten Muskelmasse abgebaut wird, da dies bisher nicht untersucht wurde. Es konnte lediglich gezeigt werden, dass die Katzen bei ausreichender Menge dieser Diäten ihr Gewicht halten können. ABER: Dass eine verringerte Proteinzufuhr die Blutkonzentration der Abbauprodukte von Proteinen (v.a. Harnstoff) verringert ist schon seit Jahrzehnten bekannt. Es konnte zudem mehrfach nachgewiesen werden, dass Nierendiäten die Überlebenszeit verlängern und das Risiko für Nierenkrisen senken. Die Theorie, dass mehr Protein besser sei, wird bisher durch keine klinischen Untersuchungen unterstützt. Daher raten die Experten weiterhin zur Proteinrestriktion und Verwendung einer Nierendiät bei der Katze mit chronischer Nierninsuffizienz.
Wie verändern sich die Bedürfnisse bei CNI Patienten
Neben der umstrittenen Eiweißmenge hat ein Funktionsverlust der Niere noch weitere Folgen. Diese sollten ebenfalls bei der Fütterung berücksichtigt werden:
Phosphor
Phosphor wird bei Nierenpatienten ungenügend über die Niere ausgeschieden und konzentriert sich im Blut. Hohe Phosphorwerte sind mit schnellerem Fortschreiten der Niereninsuffizienz, mit einer kürzeren Überlebenszeit und Unwohlsein verbunden. Ziel ist es daher durch eine verminderte Phosphorzufuhr diese negativen Auswirkungen zu minimieren. Größte Phosphorquelle im Futter ist Fleisch und eine Restriktion an Fleisch führt in der Regel bereits zu einer Reduktion des Phosphorgehaltes. Der Erhaltungsbedarf einer erwachsenen Katze an Phosphor ist 40mg/kg Körpermasse pro Tag. Bei CNI Patienten kann eine Reduktion bis zu 75% also 10mg/kg Körpermasse pro Tag nötig sein, je nach Phosphorkonzentration im Blut. Reicht eine Reduktion im Futter nicht aus, so können zusätzlich Phosphatbinder eingesetzt werden. Dies sind Medikamente, welche die Resorption aus dem Magen-Darm-Trakt bis zu einem gewissen Grad verhindern. Phosphatbinder sind auch Alternativen, falls eine Reduktion über das Futter nicht möglich ist (Katze frisst keine Nierendiät!). Achtung: Kalzium muss kontrolliert werden, da bei hohen Kalziumwerten Phosphorreduktion zu Problemen führen kann.
Kalium und Vitamine
Vitamine werde vermehrt über die kranken Nieren ausgeschwemmt. Dies sollte in der Ernährung berücksichtigt werden und die Futtermittel demensprechend angereichert sein. Erniedrigte Kaliumwerte kommen bei Katzen ebenfalls relativ häufig vor und ein oraler Ausgleich ist die wichtigste Maßnahme zur Regulation. Wenn Kaliumanreicherung im Futter nicht ausreichend ist, kann zusätzlich mit Ergänzungsmittel Kalium zugeführt werden.
Natrium
Ein erhöhter Natriumspiegel kann sich negativ auf das Fortschreiten der Nierenerkrankung ausüben. Außerdem spielt Natrium bei der Entstehung von Bluthochdruck eine Rolle. Da die kranke Niere nicht mehr in der Lage ist Natrium in ausreichenden Mengen auszuscheiden, sollte der Salzgehalt im Futter – welcher oftmals zu hoch ist – reduziert werden. Da nierenkranke Katzen aber oft mit Dehydratation zu kämpfen haben, sollte der Salzgehalt nicht zu sehr reduziert werden. Eine langsame Reduktion gibt den Nieren Zeit sich anzupassen.
Omega-3
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren haben verschiedene Effekte auf Nieren und Kreislauf. Sie sind z.B. entzündungshemmend, senken den Blutdruck, haben antioxidative Wirkung und positive Auswirkungen auf den Blutfluss in der Niere. Bei Hunden und Menschen mit Niereninsuffizienz konnte ein positiver Effekt gezeigt werden. Klinische Studien zum Einsatz bei chronischer Niereninsuffizienz bei Katzen fehlen jedoch. Da auch bei dieser Spezies ein positiver Einfluss vermutet wird und es keine Hinweise auf negative Einflüsse gibt, werden Nierendiäten oftmals mit Omega-3-Fettsäuren angereichert.
Energiegehalt
Für Nierenpatienten ist es essentiell ihr Gewicht zu halten und so wenig Muskelmasse wie möglich abzubauen. Dafür sollten die eingesetzten Futtermittel eine hohe Energiedichte haben um auch Katzen die nur wenig fressen ausreichend zu versorgen. Da der Proteingehalt reduziert wird, muss die Energie vor allem aus Kohlenhydraten und Fetten stammen.
Besonderheiten von Nierendiäten:
- Reduzierter Proteingehalt
- Reduzierter Phosphor- und Salzgehalt
- Hoher Anteil an Omega-3 Fettsäuren
- Hoher Anteil an Antioxidantien (oxidativer Stress in der Niere)
- Erhöhter Fasergehalt (erhöhter Fasergehalt soll die Ausscheidung von harnpflichtigen Stoffen über den Darm fördern)
- Erhöhter Vitamin und Kaliumgehalt
- Blut-pH-neutralisierende Stoffe (CNI führt oft zu einer Übersäuerung des Blutes, was sich negativ auf das Wohlbefinden der Katze auswirkt)
Trockenfutter oder Nassfutter?
Nierendiäten gibt es meist als Trocken- und als Nassfutter. Die Angst davor, durch Trockenfutter nimmt die Katze weniger Wasser auf ist dabei oft ein Argument für Nassfutter. Tatsache ist, dass dies durch keine Studie bisher belegt werden konnte. In einer Untersuchung, in welcher die Risikofaktoren für eine CNI betrachtet wurden, haben Katzen auf Trockefutter sogar seltener eine CNI entwickelt. Ist eine Katze Trockenfutter gewöhnt und frisst dies lieber als Nassfutter oder wird Nassfutter von der Katze verschmäht, so soll sie bei Trockenfutter bleiben.
Tipps zur Umstellung und Akzeptanzerhöhung
- Futter nach und nach (über mehrere Tage) einmischen
- Kleine Portionen füttern
- Futter anwärmen
- Bratenfett, Apfelsoße, Honig etc. einmischen
- Nicht in akut schlechten Phasen die Futterumstellung erzwingen wollen
Alternativen zur Nierendiät bei der Katze
Nicht alle Katzen wird man von kommerziellen Nierendiäten überzeugen können. Wichtig ist vor allem, dass die Katze überhaupt frisst. Alternativen sind bestimmte Seniorfutter, welche ebenfalls einen reduzierten Eiweißgehalt und Phosphorgehalt haben. Zusätzlich kann man bestimmte Modifikationen mittels Zusatzstoffen vornehmen. Dazu zählen in erster Linie Phosphatbinder. Aber auch Kaliumzusätze, Vitamine und Omega-3 Fettsäuren (z.B. Fischöl).
Eine selbstgekochte Diät ist nicht empfohlen, da gerade Elektrolytgehalte damit nur sehr schwer kontrolliert werden können. Sollte dies jedoch die einzige Möglichkeit sein, dass die Katze Futter aufnimmt, so macht es Sinn die Rationen mit einem Ernährungsexperten durchzugehen.
Habt ihr Meinungen und Erfahrungen zum Thema? Dann würd ich mich freuen, wenn ihr sie mit uns teilt.
In meinem praktischen Handbuch gibt es alle Informationen zur
Niereninsuffizienz bei der Katze auf einen Blick: |
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Hallo, meine 10 Jahre alte Katze hat CNI. Nun bin ich absolut hin und hergerissen was das fressen angeht. Ärzte empfehlen eine Nierendiätfutter amdere sagen lieber ein Hochwertiges Futter wo wenig Phosphat enthalten ist. Denn in den Nierendiätfutter ist ja so gut wie kein Fleisch enthalten. Ich habe im Moment noch das Glück das meine Katze zwar stark abgenommen hat, aber fressen tut sie extrem.
Ein Phosphatbinder brauche ich im Moment auch nicht geben da er sehr weit unten war beim Blutbefund. Viele Grüße Annett mit Lilly
Hallo Annett, genau dieser Punkt wird sehr divers diskutiert. Im Moment ist es jedoch schon so, dass die Experten eine Nierendiät empfehlen. Es geht dabei hauptsächlich darum, die Eiweiß- Zufuhr zu reduzieren. Deswegen auch weniger Fleisch, dafür aber hoch verdaulich. Ein bestimmter Anteil an Fleisch oder Protein darf dabei bei Katzen nicht unterschritten werden, was auch in keinem kommerziellen Futter der Fall sein sollte. Phosphat spielt zwar auch eine Rolle, aber der Hauptgrund für die Nierendiät ist der verminderte Proteingehalt, da viel Protein schlecht für die Niere ist. Das Problem was manche dabei sehen, ist der Abbau von Muskelmasse, den man leider nicht ganz so einfach überwachen kann. Abbau von Muskelmasse ist prognostisch ungünstig. Wenn man den Experten vertraut, dann füttert man Nierendiät, vorausgesetzt die Katze frisst es gut. Vg