Eine Blutbefund mit erhöhten Nierenwerten ist oftmals sehr beängstigend für Tierbesitzer. Doch nicht immer bedeuten erhöhte Werte, dass die Niere geschädigt ist.

Inhalt:

Was sind Nierenwerte?

Wenn man in der Tiermedizin von Nierenwerten spricht, meint man die sogenannte Biomarker Kreatinin und Harnstoff. Sie sind Podukte des Proteinstoffwechsels und werden über die Nieren ausgeschieden. Sie sind relativ einfach im Blut zu messen und werden bei Blutproben routinemäßig bestimmt.


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Was sagen erhöhte Nierenwerte aus?

Die Niere ist ein Ausscheidungsorgan. Ihre Aufgabe ist es, konstant Blut auf bestimmte Stoffe zu filtern und diese über den Harn aus dem Körper zu leiten. Manche Stoffe werden komplett ausgeschieden, manche nur wenn sie über ein bestimmtes Maß im Blut vorhanden sind. Die Leistung der Niere beurteilt man anhand der Glomerulären Filtrationsrate (GFR). Je höher die Filtrationsrate, desto effektiver werden Stoffe ausgeschieden.

Nimmt die Funktion der Niere ab, so werden Stoffe nur langsam ausgeschieden und sammeln sich im Blut an. So auch zum Beispiel Harnstoff und Kreatinin. Das Problem dabei ist, dass ca. 75% der Nieren geschädigt sein müssen, bis die GFR so beeinträchtigt ist, dass diese Stoffe im Blut erhöht sind. Zudem gibt es zahlreiche andere Ursachen für eine Erhöhung dieser Stoffe.

Erhöhte Nierenwerte - schlafende Hunde

Welche

Nierenwerte sind von Bedeutung?

Harnstoff (UREA): Harnstoff entsteht bei der Verstoffwechselung von Protein. Das Problem bei Harnstoff ist, dass er 8-12h nach einer Mahlzeit ganz physiologisch erhöht sein kann, vor allem wenn das Futter sehr proteinreich war. Außerdem kann er erhöht sein, wenn ein Tier ausgetrocknet ist, Blutungen im Magen-Darm-Trakt hat, Muskeln abgebaut hat oder bestimmte Medikamente bekommt.

Kreatinin (Crea): Kreatinin entsteht beim Stoffwechsel von Muskelprotein. Kreatinin kann vor allem bei sehr muskulösen Tieren etwas höher sein. Andere Gründe für eine Erhöhung sind Mahlzeiten, Muskelabbau und exzessiver Sport. Generell ist Kreatinin aber weniger anfällig für Variationen als Harnstoff.

Symmetrisches-Dimethylarginin (SDMA): Dieser etwas ne

uere Biomarker (ebenfalls ein Produkt des Proteinstoffwechsels) wird vor allem in der Humanmedizin benutzt. In der Tiermedizin gibt es ein paar wenige Studien dazu. Diese geben allerdings Grund zur Annahme, dass SDMA früher im Verlauf einer chronischen Niereninsuffizienz erhöht ist und daher besser zur Frühdiagnostik geeignet ist. Zudem wird dieser Wert nicht durch Muskelabbau beeinflusst. Viele Labore bieten diesen Wert bereits an. Er sollte nicht überinterpretiert werden (da weitere Studien noch fehlen), aber ist sicherlich nicht von Nachteil, wenn er mitbestimmt wird.

Phosphat und Kalium: Elektrolyte wie z.B. Phosphat werden durch die Niere reguliert und sind oft erhöht, wenn die Nierenfunktion eingeschränkt ist. Elektrolyte spielen daher weniger bei der Frühdiagnostik eine Rolle, sondern entscheiden im späteren Verlauf einer Chronischen Niereninsuffizienz ob bestimmte Therapien sinnvoll sind (z.B. Phosphatbinder).

Hämatokrit (Hkt): Da die Niere auch eine zentrale Rolle bei der Bildung roter Blutkörperchen spielt, kann ein Nierenproblem sekundär zu Blutarmut oder Minderung der roten Blutkörperchen führen. Vorsicht, der Hämatokrit ist nur im hydrierten Zustand aussagekräftig. Ein hoher Hämatokrit ist ein Zeichen für Dehydratation.

Welche Ursachen gibt es für erhöhte Nierenwerte – bedeutet es immer Niereninsuffizienz?

Erhöhte Nierenwerte, vor allem Harnstoff und Kreatinin sind nicht nur bei einer Niereninsuffizienz erhöht. Da sie durch Fütterung oder Dehydratation beeinflusst werden können, sollten Blutproben nüchtern und in hydriertem Zustand genommen werden. Außerdem können diese Werte erhöht sein, wenn z.B. die Harnröhre geblockt ist, da sich Harn zurück in die Niere staut und so die Ausscheidung vermindert ist. Weitere Ursachen für eine Erhöhung sind z.B. Herzversagen, da dadurch die Nieren eventuell schlechter durchblutet werden und weniger Filtration möglich ist. Zudem bestimmte Medikamente, Gewichtsverlust oder andere Erkrankungen. Nierenwerte müssen daher immer im Zusammenhang mit anderen Untersuchungen und Symptomen beurteilt werden.

Die meisten oben genannten Ursachen verursachen jedoch nur eine milde Erhöhung der Nierenwerte. Bei einer Niereninsuffizienz können die Werte deutlich höher gehen (akut und chronisch), auch dies sollte bei der Beurteilung berücksichtigt werden. Sind die Werte ziemlich hoch und ich habe entsprechende Symptome, ist die Interpretation eindeutiger als bei Tieren ohne Symptome aber leicht erhöhten Nierenwerten. Im Zweifel sollten Werte immer in bestimmten Abständen wiederholt werden.

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Zusammenfassung – Was muss ich beachten, wenn Harnstoff und Kreatinin erhöht sind:

• War das Tier bei der Blutentnahme 8-12 h nüchtern?
• Ist das Tier eventuell dehydriert?
• Gibt es andere Erkrankungen (z.B. Herzversagen)?
• Kann ein Harnstau ausgeschlossen werden?
• Könnten bestimmte Medikamente die Werte beeinflussen?
• Hat mein Tier in letzter Zeit Muskulatur abgebaut?
• Gibt es Symptome die eine Nierenproblematik bestätigen könnten?

Erhöhte Nierenwerte - Katzenkopf Nahaufnahme

Urinuntersuchung gibt weitere Informationen

Wird ein Tier mit Verdacht auf Nierenprobleme untersucht, oder ist eine Niereninsuffizienz bereits diagnostiziert, so sollte immer eine Urinuntersuchung erfolge

n.

Was ist im Bezug auf die Niere wichtig:

  • Proteingehalt: Protein sollte im Harn gesunder Tiere kaum oder nur minimal vorkommen. Protein kann von Infektionen oder Blutungen z.B. in der Harnblase kommen, oder eben auch über die Niere verloren gehen, wenn die Nierenfunktion eingeschränkt ist. Um den Proteingehalt besser zu beurteilen, ist das Verhältnis von Protein zu Kreatinin hilfreich (UP/C). Anhand des UP/C wird der Schweregrad des Proteinverlusts eingeschätzt.
  • Infektionen: Tiere mit Nierenproblemen können auch ohne Symptome Infektionen im Harntrakt haben. Diese sollten unbedingt behandelt werden.
  • Spezifisches Gewicht (USG): Das USG gibt Aufschluss darüber, wie konzentriert der Urin ist. Eine geschädigte Niere kann Harn nicht mehr gut konzentrieren, weshalb das spezifische Gewicht des Urins abnimmt. Zudem ist es wichtig z.B. den Proteingehalt in Bezug auf das spezifische Gewicht einzuordnen. Viel Protein in verdünntem Harn ist schlimmer als in hoch konzentriertem Harn.

Welche anderen Untersuchungen können bei der Nierendiagnostik herangezogen werden?

Chronische Niereninsuffizienzen frühzeitig zu erkennen ist oftmals ein Herausforderung oder gar nicht möglich. Besteht aber der Verdacht, so können weitere Untersuchungen helfen bestimmte Laborergebnisse einzuordnen und zu interpretieren.

  • Vorbericht: Bestimmte Symptome wie vermehrtes Trinken, Gewichtsverlust oder Erbrechen sind wichtige Details. Oftmals sind diese Symptome aber erst im späteren Stadium vorhanden
  • Klinische Untersuchung: Eine klinische Untersuchung ist immer angebracht. Bei der klinischen Untersuchung können u.a. die Nieren abgetastet werden. In manchen Fällen hat man extrem große oder kleine Nieren, was ebenfalls Hinweise auf ein Problem geben kann.
  • Ultraschall: Der Ultraschall ist eine sehr gute, nicht invasive Möglichkeit die Nieren genauer zu beurteilen. Man kann die Nierengröße messen, strukturelle Veränderungen (z.B. Tumore oder Zysten) erkennen und die verschiedenen Zonen beurteilen. Aber auch hier gilt, im frühen Stadium der Niereninsuffizienz wird man kaum Veränderungen erkennen können.
  • Röntgen: Im Röntgenbild kann man ebenfalls die Größe der Nieren beurteilen. Röntgenbilder sind sicherlich nicht die erste Wahl bei der Diagnosestellung, aber manchmal hat man Röntgenbilder aufgrund anderer Indikationen und kann diese heranziehen.
  • Biopsie: Biopsien sind invasiv und werden nur
    selten in der Praxis durchgeführt. Eine Biopsie verlangt zudem eine Narkose und Erfahrung. Sie sind aber äußerst aufschlussreich und vor allem bei Tumorverdacht indiziert.

Erhöhte Nierenwerte – Zusammenfassung:

Nierenwerte sind eine einfache Möglichkeit die Nierenfunktion zu beurteilen, aber man sollte bedenken, dass ein Großteil der Nieren geschädigt sein müssen, bevor man eine Erhöhung der Nierenwerte hat. Sind die Nierenwerte erhöht, gilt es andere Ursachen auszuschließen und bei Zweifeln sind die Blutwerte zu wiederholen. Zudem kann man weitere Untersuchungen durchführen. Generell gilt jedoch, je früher man Nierenprobleme behandelt, desto besser.