Synkopen sind definiert als kurzer Verlust des Bewusstseins durch eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Zu unterscheiden sind diese vor allem von epileptischen Anfälle, aber auch von Anfällen durch eine ganze Reihe anderer Erkrankungen wie z.B. Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes oder Tumoren.

 

Welche Ursachen gibt es für Synkopen

Synkopen können durch Rhythmusstörungen, durch strukturelle Herzerkrankungen oder durch Reflexe des Nervensystems auf bestimmt Reize ausgelöst werden. Zur kurzzeitigen Sauerstoffunterversorgung des Gehirn kommt es dann, wenn nicht genügend sauerstoffreiches Blut vom Herz ausgeworfen wird, in manchen Fällen auch kombiniert mit einem zu niedrigen Blutdruck.

 

  1. Arrhythmie bedingte Synkopen

Sowohl zu langsame (Bradyarrhythmien) als auch zu schnelle Herzfrequenzen und Rhythmusstörungen (Tachyarrhythmien) können zu Synkopen führen. Das Prinzip ist dasselbe: Es wird nicht genügend Blut aus dem Herzen weiter in den Körper gepumpt und es kommt zu wenig Sauerstoff im Gehirn an. Bei den Bradyarrhythmien pumpt der Herzmuskel zwar meist normal, aber entweder so langsam, dass die Menge an Blut vor Anstrengung nicht ausreicht, oder der Muskel macht längere Pausen und nach ca. 6 Sekunden verliert das Tier das Bewusstsein. Bei den Tachyarrhythmien pumpt der Herzmuskel dagegen so schnell, dass das Herz sich in der Zwischenzeit gar nicht mehr mit Blut füllen kann und die Pumpaktivität so flach ist, dass deshalb nicht genügend Blut im Gehirn ankommt. Hört die Tachyarrhythmie nicht auf und entwickelt sich weiter zu Kammerflimmern, kann es auch zum plötzlichen Herztod kommen. Mehr zu den entsprechenden Arrhythmien findet ihr im separaten Artikel.

 

  1. Neurogene oder Vasovagale Synkopen

Von neurogenen Synkopen spricht man, wenn das Nervensystem auf bestimmte Reize übertrieben reagiert und dadurch Synkopen auslöst. Dies kommt z.B. bei Hunden mit Klappenerkrankungen häufig vor.  Rezeptoren im Herzmuskel werden gereizt und das Nervensystem reagiert mit extremer Weitstellung der Gefäße und Verlangsamung der Herzfrequenz. Das Blut “versackt” regelrecht für kurze Zeit und das Tier fällt um. Nach ein paar Sekunden ist alles vorbei und das Nervensystem hat sich wieder eingependelt. Diese Synkopen sind zwar weniger gefährlich was den plötzlichen Sekundentod angeht, trotzdem stellen sie eine enorme Belastung für den Besitzer dar und sind mit einer schlechteren Prognose für die Grunderkrankung assoziiert. Eine spezielle Therapie gibt es allerdings nicht.

 

  1. Strukturelle Herzerkrankung

Herzerkrankungen wie Aortenstenosen oder Pulmonalstenosen engen den Blutfluss mehr oder weniger stark ein. Bei Anstrengung kann es daher passieren, dass durch die verkleinerte Öffnung (Stenose) nicht genügend Blut hindurch gelangt und es dadurch zur Synkope kommt. Zusätzlich finden Umbauvorgänge im Herzmuskel statt, welche eventuell Arrhythmien begünstigen. Auch neurogene Synkopen sind möglich, da sich der Druck in den Herzkammern erhöht und dadurch ebenfalls bestimmte Rezeptoren gereizt werden können. Letztendlich kann es bei bestimmten Erkrankungen auch passieren, dass sauerstoffarmes Blut in den Körperkreislauf gelangt und die Folgen davon zu Synkopen führen. Auch ein erhöhter Lungendruck, welcher entweder durch angeborene Herzerkrankungen, durch chronisches Linksherzversagen oder durch Lungenerkrankungen bedingt sein kann, kann zu Synkope führen. Meist sind dies Reflexsynkopen.

Synkopen

Wie sieht eine Synkope aus

Eine Synkope passiert meist ohne vorangehende Anzeichen. Der Hund ist beim Spielen oder Spazierengehen und fällt einfach so um. Ein paar Sekunden später ist er wieder bei Bewusstsein und läuft weiter. Es kann auch in bestimmten Situationen wie z.B. Husten oder große Freude zur Synkope kommen.

Im Vergleich zum epileptischen Anfall kommt es bei der Synkope nur selten zu Krämpfen mit Urin und Kotabsatz, die Dauer des Anfalls ist sehr kurz und die Tiere erholen sich danach sehr rasch. Besitzer beschreiben es oft als “einmal schütteln und dann laufen sie weiter, wie wenn nichts gewesen wäre”. Trotzdem kann die Erholung auch etwas länger dauern und es können Krämpfen auftreten. Im Gegenzug ist nicht jeder epileptische Anfall von Krämpfe, Urinabsatz und längerer Bewusstlosigkeit geprägt, was eine Unterscheidung anhand der klinischen Symptome etwas erschwert.

Hier ein Link zu einem Video auf Youtube mit einer Reflexsynkope.

Wie sollte man weiter vorgehen

Ohnmachtsanfälle müssen immer ernst genommen und weiter abgeklärt werden, da bei Synkopen grundsätzlich die Gefahr für den plötzlichen Herztod besteht. Ein Video der Episode ist äußerst hilfreich, aber nur in seltenen Fällen möglich. Die Schwierigkeit ist häufig, dass der Patient bei der Vorstellung beim Tierarzt vollkommen unauffällig ist. Zunächst gilt es daher den Vorbericht zu erstellen, da etwa Alter, Rasse oder sonstige Symptome und eine genau Beschreibung des “Anfalls” wichtige Hinweise liefern können. Im Anschluss wird eine gründliche klinische Untersuchung stattfinden. Mittels Blutuntersuchungen kann man bereits einige nicht herzbedingte Ursachen abklären wie z.B. Diabetes, Schilddrüse, Veränderungen im Blutbild. Auch eine Blutdruckmessung sollte nicht fehlen.

Kann man andere Ursachen ausschließen, bzw. deutet die klinische Untersuchung auf ein Herzproblem hin, so folgen eine kardiologische Untersuchung mittels Ultraschall, Röntgenbild vom Brustkorb und EKG. Besteht der Verdacht auf Rhythmusstörungen, so müssen diese häufig im 24-Stunden-EKG weiter abgeklärt werden. Die Ursachenfindung bei Synkopen kann in manchen Fällen schwierig sein und sollte deshalb von einem erfahrenen Tierarzt oder Kardiologen durchgeführt werden.

Synkopen

Therapiemöglichkeiten

Die Therapie hängt natürlich von der Ursache ab. Bei Tachyarrhythmien kommen Antiarrhythmika zum Einsatz. Bei Bradyarrhythmien eventuell ein Herzschrittmacher. Mehr zum Thema Antiarrhythmika im Artikel über Arrhythmien. Da gerade vasovagale Synkopen durch Antiarrhythmika verschlimmert werden können, sollte diese Therapie nicht leichtfertig verabreicht werden. Liegt eine Herzerkrankung zugrunde, so wird sicherlich diese vorrangig therapiert. Allerdings sind Reflexsynkopen oft schwierig in den Griff zu bekommen und über die Therapie muss individuell entschieden werden. Herzschrittmacher helfen in manchen, aber nicht allen Fällen von neurogenen Synkopen. Bei erhöhtem Lungendruck sollte dieser mittels Sildenafil gesenkt werden.

 

Prognose

Bei Tieren mit strukturellen Herzerkrankungen – und vor allem Arrhythmien- ist das Auftreten von Synkopen generell mit einer schlechteren Prognose verbunden, auch wenn diese therapiert werden. Gibt es keine offensichtliche Ursache (z.B. Herzerkrankung, Arrhythmien) für die Synkopen, so ist die Prognose gut. Nicht immer kann man die Symptomatik jedoch verbessern oder in den Griff bekommen.

 

Was ist der plötzliche Herztod?

Ist eine Synkope nicht nach mehreren Sekunden wieder beendet und der Patient erlangt das Bewusstsein, so kann es zum plötzlichen Herztod kommen. Meist stecken hier Arrhythmien dahinter, welche in Kammerflimmern übergehen und schließlich zum Herzstillstand führen. Die einzige Möglichkeit den Herztod abzuwenden, wäre ein Schock mit dem Defibrillator, was natürlich in der Praxis so gut wie nie möglich ist. Bestimmte Hunderassen wie z.B. der Dobermann, entwickeln sehr häufig gefährliche Arrhythmien ohne vorher Symptome zu zeigen. Daher kommt bei dieser Rasse auch der plötzliche Herztod durchaus immer wieder mal vor.


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