Flüssigkeit im Herzbeutel kann lebensbedrohlich sein und muss rasch therapiert werden. Dabei reichen die möglichen Ursachen von harmlos bis zur weit fortgeschrittenen Krebserkrankung. Vor allem mittelalte, größere Hundrassen sind betroffen. Katzen haben nur selten einen behandlungsbedürftigen Perikarderguss.
Was genau ist ein Perikarderguss
Das Herz wird umgeben vom sogenannten Herzbeutel. Dieser Beutel umgibt das Herz wie eine zweilagige Haut und enthält im Normalzustand nur eine geringe Menge an Feuchtigkeit. Füllt sich dieser Beutel mit Flüssigkeit, so spricht man vom Herzbeutel- oder Perikarderguss. Da diese Haut sich nur langsam ausdehnen kann, reicht schon eine geringe Menge an Flüssigkeit um das Herz in seiner Arbeit einzuschränken und Symptome zu verursachen. Bei langsamer Füllung können sich aber auch größere Mengen an Flüssigkeit im Herzbeutel ansammeln.
Durch Flüssigkeit im Herzbeutel entsteht Druck auf das Herz. Es hat zunehmend Probleme sich auszudehnen und mit Blut zu füllen. Die schwache rechte Herzvorkammer wird oft sogar richtig eingedrückt und es entsteht eine sogenannte Herztamponade.
Symptome
Das häufigste und offensichtlichste Symptom ist ein prall gefüllter Bauch, da sich dort Flüssigkeit ansammelt. Dies ist eine Folge der Venenstauung, da sich das Herz nicht mehr genügend mit Blut füllen kann (vor allem die rechte Vorkammer, in der das Herz aus dem Körper ankommt). Zusätzlich sind die Tiere schwach, wollen nicht fressen, Atmen schnell, Husten und können sich kaum anstrengen. Bei etwas längerem Verlauf kann es auch zu Gewichtsverlust kommen. Bei rascher Füllung des Herzbeutels sind Schockzustände mit tödlichen Folgen möglich. Der Tierarzt kann zudem gestaute Venen, schwachen Puls und gedämpfte Herztöne feststellen.
Kann ich als Besitzer erkennen ob mein Tier einen Perikarderguss hat?
Es gibt ein paar Symptome, die auf einen Perikarderguss hindeuten, allerdings auch durch andere Krankheiten ausgelöst werden können. Oftmals entwickeln sich Perikardergüsse sehr rasch, ohne dass die Tiere vorher Probleme haben. Das hängt jedoch auch von der Ursache ab.
Typisch sind:
- Vermehrter Bauchumfang (Flüssigkeitsansammlung)
- Gestaute Halsvenen (evtl. sogar pulsierend)
- Schwäche
- Erschwerte Atmung
- Hohe Herzfrequenz
- Blasse Schleimhäute (kreislaufbedingt)
Da die Tiere sehr offensichtlich krank sind, sollte auf jeden Fall ein Tierarzt aufgesucht werden. Ein Perikarderguss kann auch bei harmlosen Ursachen unbehandelt zum Tod führen und muss so schnell wie möglich behandelt (punktiert) werden.
Ursachen
Die meisten Perikardergüsse beim Hund werden entweder durch Neoplasien ausgelöst oder sind idiopathisch (ohne Ursache). Bei Katzen kommt ein Herzbeutelerguss vor allem bei hochgradigen Herzerkrankungen wie z.B. HCM vor, ist aber meist nur mild und nicht behandlungsbedürftig. Ein Tumor im Herz ist bei der Katze sehr selten.
Ebenfalls selten kann eine Vergiftung mit Rattengift (akute Blutungen), eine Riss in der Vorkammerwand oder eine Infektion für den Erguss verantwortlich sein.
Neoplastischer Perikarderguss
Hämangiosarkome sind die häufigsten Herztumoren beim Hund. Die typische Lokalisation ist dabei das rechte Herzohr. Oftmals sind zusätzlich Neoplasien in Milz und Leber zu finden (Eine Untersuchung der Milz und der Leber sollte auch stattfinden, wenn kein Tumor im Herz gefunden wird). Außerdem findet man gelegentlich Massen um die Herzbasis (Mesotheliom, Chemodectom) beim Hund. Bei der Katze ist selten ein Lymphom im Herz zu finden.
Die Prognose ist bei neoplastischen Perikardergüssen sehr vorsichtig, da die Krankheit zum Zeitpunkt der Diagnose meist schon weit fortgeschritten ist. Bei Hämangiosarkomen ist die durchschnittliche Überlebenszeit 3 Monate. Herzbasistumoren können sehr langsam wachsen und bei entsprechender Therapie ist eine längere Überlebenszeit möglich.
Idiopathischer Perikarderguss
Von idiopathisch spricht man, wenn kein Grund für die Flüssigkeit gefunden werden kann. Typisch ist dies bei mittelalten, größeren Hunden. Es kann natürlich vorkommen, dass ein Tumor im Ultraschall nicht sichtbar ist aber trotzdem hinter dem Erguss steckt. Die Prognose für idiopathische Fälle ist gut, solange man den Erguss in den Griff bekommt. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten die weiter unten beschrieben werden.
Diagnose
Typische Symptome und die klinische Untersuchungen sollten bereits den Verdacht auf ein Herzproblem lenken. In der Regel haben die betroffenen Tiere einen zu niedrigen Blutdruck. Das EKG zeigt kleine alternierende Komplexe und im Röntgenbild kann eine runde ballonförmige Herzsilhouette erkannt werden. Der Ultraschall liefert schließlich die endgültige Diagnose, wobei gleichzeitig nach Ursachen gesucht werden kann. Ist kein Ultraschall vorhanden oder ist der Tierarzt nicht erfahren auf dem Gebiet der Kardiologie, sollte unbedingt eine Überweisung an einen Kardiologen stattfinden. Zudem ist ein Abdomenultraschall angebracht, um Leber und Milz nach Tumoren abzusuchen. In manchen Fällen ist der Patient jedoch so instabil, dass zuerst eine Therapie eingeleitet werden muss, bevor weitere Diagnosemaßnahmen stattfinden können.
Therapie
Da es keine Medikamente gibt, welche den Erguss effektiv verringern, muss eine Punktion der Flüssigkeit durchgeführt werden (Perikardiozentese). Diese ist nicht ganz ohne Risiko, da ein Katheter in unmittelbarer Nähe des Herzens eingeführt wird. Aus diesem Grund sollten nur erfahrenen Tierärzte diese Prozedur durchführen. Durch die Punktion (Flüssigkeit wird entfernt) wird der Druck auf das Herz verringert und das Tier spürt sofort Erleichterung. Meist ist es nötig auch im Bauch Flüssigkeit zu punktieren, was aber weit weniger gefährlich ist. Eine Untersuchung der Flüssigkeit aus dem Herzbeutel kann weitere diagnostische Ergebnisse bezüglich Krebszellen liefern.
Bei idiopathischen Ergüssen kann eine einmalige Punktion bereits ausreichen. Es ist jedoch möglich, dass die Punktion mehrmals wiederholt werden muss. Kommt der Erguss auch nach mehrmaliger Punktion zurück, so muss ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. Dabei wird entweder ein Teil oder der gesamte Herzbeutel entfernt. Das Ziel ist dabei, dass die sich ständig nachlaufende Flüssigkeit nicht mehr im Herzbeutel sammeln kann, sondern im Brustkorb resorbiert wird und so keinen Druck mehr auf das Herz ausüben kann.
Hämangiosarkome sind schnellwachsend und aggressiv. Wird ein Tumor im rechten Herzohr gefunden, oder sind Milz-und Lebertumore vorhanden, so ist die Prognose eher schlecht und manche Besitzer entscheiden sich an diesem Zeitpunkt für eine Euthanasie. Bei Herzbasistumoren ist die Therapie je nach Fall individuell zu gestalten. Chemodectome wachsen z.B. sehr langsam und evtl. ist eine Fensterung des Herzbeutels eine lebensverlängernde Möglichkeit.
Bei Katzen sind die meisten Perikardergüsse nur gering und üben daher nicht genügend Druck auf das Herz aus um die Herzarbeit einzuschränken. Eine geringe Flüssigkeitsansammlung im hochgradigen Herzversagen wird daher nicht behandelt. Allerdings wird die Herzerkankung medikametell behandelt, was im Idealfall auch eine Minderung des Perikardergusses zur Folge hat.
Hier gibts zu einem Fallbericht: Schäferhund mit Perikarderguss