Bei Hunden zählt die Pulmonalstenose (PS) zu den drei häufigsten angeborenen Herzfehlern. Bei Katzen kommt sie zum Glück sehr seltener vor. Das besondere an angeborenen Herzfehlern ist, dass Symptome in vielen Fällen erst nach ein paar Monaten oder noch später offensichtlich werden. Dabei ist es aber wichtig die Diagnose so früh wie möglich zu stellen, um therapeutisch eingreifen zu können, bevor schwere sekundäre Veränderungen entstehen.

Was genau bedeutet eine Pulmonalstenose beim Welpen?

Die rechte Hauptkammer des Herzens pumpt das sauerstoffarme Blut in die Lunge. Zwischen der Herzkammer und den Lungengefäßen befindet sich die sogenannte Pulmonalklappe. Diese öffnet sich, wenn der Herzmuskel sich zusammenzieht und lässt das Blut ohne Widerstand durch. Bei einer Pulmonalstenose ist diese Klappe verklebt oder verdickt und öffnet sich nicht vollständig. Das Blut kann also nicht ungehindert durch. Der Herzmuskel muss demnach viel stärker pumpen um genügend Blut in die Lunge zu befördern. Zusätzlich gibt es an dieser “Engstelle” Turbulenzen im Blutfluss, welche als Herzgeräusch zu hören sind. Als Folge dieser Mehrarbeit verdickt sich der Herzmuskel auf der rechten Seite zunehmend – vergleichbar mit einem Sportler, der beim Gewichtstraining dickere Muskeln bekommt. Je nachdem wie schwerwiegend diese Stenose ist, kann es dazu kommen, dass vor allem bei Anstrengung nicht ausreichend Blut durch die Lunge gepumpt wird.

Pulmonalstenose beim Welpen

Links ein gesundes Herz mit normaler Pulmonalklappe. Rechts ein Herz mit verdickter Pulmonalklappe und etwas verdicktem Herzmuskel auf der rechten Seite.

 

Was ist die Ursache einer Pulmonalstenose beim Welpen?

Eine genetische Ursache wird bei der Pulmonalstenose stark vermutet. Dies bedeutet, dass die Krankheit vererbt wird und die betroffenen Tiere und ihre Eltern nicht mehr zur Zucht verwendet werden sollten. Geschwistertiere sollten ebenfalls gründlich untersucht werden, da manche Welpen anfangs keine Symptome zeigen und die Krankheit eventuell unentdeckt bleiben kann.

Wie erkenne ich, ob mein Welpe eine Pulmonalstenose hat?

Die Symptome hängen davon ab, welchen Schweregrad die Stenose hat und ob noch zusätzliche Defekte oder Komplikationen vorhanden sind. Bei geringgradigen oder nur mittelgradigen Stenosen ohne Komplikationen ist es wahrscheinlich, dass die Tiere eine normale Lebenserwartung haben und nie Symptome entwickeln. Bei hochgradigen Stenosen können die Tiere etwas kleiner und ruhiger als ihre Wurfgeschwister sein oder sich vorerst ganz normal entwickeln. Typischerweise zeigen sich erst im ausgewachsenen Alter Symptome.

Mögliche Symptome sind:

  • Leistungsintoleranz
  • Schnelle Ermüdung
  • Bläuliche Schleimhäute (Zyanose)
  • Ohnmachtsanfälle (Synkopen)
  • Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum (Aszites) und Brustkorb (Thoraxerguss)
  • Atemnot

Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie. Daher ist es absolut essentiell, dass der Tierarzt den Welpen bei der ersten und zweiten Untersuchung (Impfung) gründlich abhört und bei einem Herzgeräusch zum Herzultraschall rät.

Zusätzliche Defekte oder Komplikationen sind z.B.:

  • Undichtigkeit der Trikuspidalklappe (Trikuspidalinsuffizienz)
  • Loch in der Herzscheidewand (Ventrikel Septum Defekt, Atrium Septum Defekt)
  • Stenose verursacht durch ein Blutgefäß, dass sich von außen um die Pulmonalarterie legt (kommt bei Englischen Bulldoggen und Boxern vor).

Wie sieht die Diagnose aus?

Die Diagnose wird im Herzultraschall gestellt. Im Ultraschall wird das Herz von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, die Kammerdimensionen beurteilt und vermessen, der Blutfluss mittels Doppler farblich dargestellt und die Blutflussgeschwindigkeiten bestimmt. Bei der Pulmonalstenose findet man in der Regel einen turbulenten Blutfluss im Bereich der Pulmonalklappe. Die Blutflussgeschwindigkeiten ist abhängig vom Schweregrad erhöht (je enger der Bereich, desto schneller der Blutfluß). Über die Geschwindigkeit wird der Schweregrad bestimmt. Zusätzlich ist der Herzmuskel um die rechte Herzkammer verdickt.

Geringgradige Pulmonalstenose: max. Geschwindigkeit bis zu 3,5 m/s

Mittelgradige Pulmonalstenose: max. Geschwindigkeit zwischen  3,5 – 4,5 m/s

Hochgradige Pulmonalstenose:  max. Geschwindigkeit ab 4,5 m/s

 

Pulmonalstenose beim Welpen

Der Fluss durch die Pulmonalklappe ist unterhalb der Linie abgezeichnet und erreicht bis zu 5 m/s

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Bei einer geringgradigen und mittelgradigen PS ist keine Therapie nötig. Der Hund oder die Katze entwickelt meist keine Symptome und hat eine normale Lebenserwartung. Vorausgesetzt es besteht kein zusätzlicher Defekt.

In den meisten Fällen einer hochgradigen PS wird der Kardiologe zu einem operativer Eingriff zur Minderung der Stenose raten. Dabei wird über eine Vene am Hals unter Vollnarkose ein Katheter bis zur Pulmonalklappe vorgeschoben. Anschließend wird eine Art Ballon aufgepumpt und so die Stenose gesprengt (Ballonierung). Erfolgreich ist der Eingriff, wenn der Schweregrad reduziert werden kann. Der Erfolg ist oft schwer vorherzusagen und ist auch davon abhängig, wie früh die Erkrankung erkannt wurde. Generell ist die Erfolgsrate aber relativ hoch. Ohne Therapie sind Symptome wie Ohnmachtsanfällen und Leistungsschwäche vor allem bei Anstrengung wahrscheinlich. Im schlimmsten Fall kann es zum plötzlichen Herztod aufgrund schwerer Rhythmusstörungen kommen. Außerdem kommt bei hochgradigen PS ein Beta-Blocker (Atenolol) zum Einsatz. Im Falle einer erfolgereichen Operation kann dieser möglicherweise wieder abgesetzt werden.

Bei zusätzlichen Defekten wie z.B. einer Undichtigkeit der Trikuspidalklappe, kann sich Rechtsherzversagen entwickeln. Dabei sammeln sich zum Teil beachtliche Mengen an Flüssigkeit im Bauch und oder im Brustkorb. Symptome sind ein sich rasch entwickelnder großer Bauchumfang und Atemnot. Mit Entwässerungsmedikamenten kann man versuchen das Rechtsherzversagen zu kontrollieren. Allerdings wird in diesem Fall auch schon bei mittelgradigen Stenosen therapiert (Beta-Blocker) oder sogar zur Operation geraten.

Video einer „Ballonierung“ mittels Katheter:

 

Wie ist die Prognose bei einer Pulmonalstenose beim Welpen?

Hat das Tier nur eine geringe oder mittelgradige PS ohne zusätzliche Defekte, so wird von einer normalen Lebenserwartung ohne Symptome ausgegangen. Allerdings darf das Tier tortzdem nicht zur Zucht verwendet werden. Wird eine hochgradige PS erfolgreich durch einen Eingriff reduziert, so ist die Prognose ebenfalls sehr gut. Kann der Schweregrad nicht verringert werden, sind zusätzliche Defekte vorhanden, oder sind bereits deutliche Veränderungen am Herzmuskel (Verdickung) offensichtlich, ist die Prognose etwas vorsichtiger und eine reduzierten Lebenserwartung ist leider zu erwarten.

Wie gestaltet man den Alltag?

Oberste Priorität hat in jedem Fall die Lebensqualität des Tieres. Deshalb darf es auch alles tun, was zu einem normalen Hundeleben gehört. Lediglich auf Aktivitäten wie Joggen oder Fahrradfahren sollte bei diesen Hunden verzichtet werden, da hierbei der Patient nicht selbst bestimmen kann, wie schnell oder viel er läuft. Ansonsten wissen unsere Vierbeiner meist sehr gut, was sie sich zumuten können und wann sie sich ausruhen oder zurückhalten müssen. Zudem kann die Fütterung entsprechend angepasst werden (Artikel über Ernährung von Herzpatienten).