Rivaroxaban ist ein Medikament aus der Humanmedizin, das seit kurzem auch bei der Behandlung von Thromboembolien bei Katzen eingesetzt wird. Thromboembolien sind Blutgerinnsel, die bei Katzen häufig im Zusammenhang mit Herzerkrankungen entstehen und zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Was genau ist eine Aortenthrombose?

Eine Thromboembolie bei der Katze wird meist als Aortenthrombose bezeichnet. Bei Herzerkrankungen kommt es in vielen Fällen zur Vergrößerung von Herzkammern. In diesen vergrößerten Kammern fließt Blut langsamer und begünstigt dadurch die Bildung von Blutgerinnseln. Diese können dann in die Hauptschlagader (Aorta) abgeschwemmt werden und bleiben – je nach Größe – irgendwo stecken und verschließen Blutgefäße. In den meisten Fällen verschließen die Gerinnsel eine oder beide großen Beinarterien, wodurch die Blutzufuhr der Beine gestoppt wird. Eine sehr schmerzhaft Lähmung der Hinterbeine ist dann die Folge.


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Welche Präventionsmaßnahmen gibt es und welche Rolle spielt dabei Rivaroxaban bei der Katze?

Um das Risiko einer Aortenthrombose zu mindern, ist es zunächst wichtig, die Herzerkrankung der Katze zu kennen. Leider sind Katzen sehr gut ihren Zustand zu verstecken und eine Aortenthrombose ist das erste Anzeichen einer Herzproblematik. Ist die Herzerkrankung bekannt, so kann mit Medikamenten das Risiko einer Gerinnselbildung reduziert werden. Es wird dabei vor allem das Medikament Clopidogrel dafür eingesetzt. Dieses verhindert, dass Blutplättchen verklumpen. Ganz ausschalten kann man das Risiko damit aber leider nicht. Früher wurde vor allem Aspirin verwendet. Aspirin hat jedoch deutlich mehr Nebenwirkungen wie Clopidogrel, weshalb es heute nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt wird. Seit kurzem gibt es jedoch die Möglichkeit ein neueres Medikament aus der Humanmedizin – Rivaroxaban- in Kombination mit Clopidogrel zu verabreichen. Diese Option ist vor allem für Patienten mit hohem Thromboserisiko relevant. In Studien hat die Kombination Clopidogrel und Rivaroxaban deutliche Vorteile gezeigt. Als hohes Risiko bezeichnet man Tiere mit Schlierenbildung (Smoke) oder bereits Gerinnsel im vergrößertem linken Vorhof. Dazu muss eine Ultraschalluntersuchung erfolgen. Auch Tiere, die bereits eine Aortenthrombose überlebt haben, haben ein hohes Risiko erneut ein Gerinnsel zu bilden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Bei einer schweren Aortenthrombose mit klassischer Lähmung beider Hinterbeine gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten. Man kann versuchen das Gerinnsel aktiv aufzulösen. Dieser Versuch muss jedoch innerhalb der ersten 24 Stunden gestartet werden, ist sehr aufwendig und teuer. Das dafür benötigte Medikament ist nur in großen Kliniken vorrätig und es bedarf einer intensiven Überwachung des Tieres. Daher ist diese Möglichkeit leider oft rein logistisch keine Option. Die zweite Möglichkeit ist ein konservativer Therapieversuch. Dabei wird dem Körper die Möglichkeit gegeben, das Gerinnsel selbst aufzulösen und gleichzeitig mit Blutverdünner und Schmerzmittel symptomatisch behandelt. Dies kann funktionieren, ist aber nicht immer erfolgversprechend oder sehr langwierig. Oft wird das Tier nach ein paar Tagen erlöst. Damit sind wir auch bei der dritten Möglichkeit. Die Euthanasie. Da die Katze meist bei schlechtem Allgemeinzustand ist und Schmerzen hat, zusätzlich an einer hochgradigen Herzerkrankung leidet und selbst bei erfolgreicher Therapie die Gefahr einer erneuten Aortenthrombose groß ist, ist ein Einschläfern durchaus legitim.

Mit Rivaroxaban besteht nun jedoch die Hoffnung, dass das Risiko einer erneuten Gerinnselbildung sehr viel effektiver minimiert werden kann. Dies könnte in Zukunft ein Argument sein, einen Therapieversuch zu unternehmen und nicht gleich über eine Euthanasie nachzudenken.

Wie sicher ist Rivaroxaban bei der Katze?

Es gibt bisher nur wenige Studien zu Rivaroxaban bei der Katze. Eine Untersuchung hat sich jedoch mit den Nebenwirkungen bei einer Kombinationstherapie von Rivaroxaban und Clopidogrel beschäftigt. Die Ergebnisse sind durchaus positiv. Meist wurde das Medikament gut vertragen. Nebenwirkungen wie z.B. Blutbeimengungen in Urin, Kot oder im Erbrochenen waren meist mild und verübergehend. Das positive war, dass keine der behandelten Tiere eine Aortenthrombose neu entwickelt hat und nur wenige Tiere mit vorhergehender Aortenthrombose erneut eine Gerinnselbildung hatten.

 


Referenzen:

Dual therapy with clopidogrel and rivaroxaban in cats with thromboembolic disease. Sara T Lo 1Ashley L Walker 1Catherine J Georges 1Ronald Hl Li 2Joshua A Stern 3