Sowohl die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) als auch die chronische Niereninsuffizienz (CNI) sind vor allem bei älteren Katzen sehr häufig und können im schlimmsten Fall gleichzeitig auftreten. Die beiden Krankheiten können sich dabei gegenseitig beeinflussen, bzw. es erschweren das jeweilig andere Problem zu erkennen.
Was ist eine Hyperthyreose?
Die Schilddrüse spielt bei vielen Stoffwechselvorgängen eine Rolle. Kommt es zur Überproduktion des Schilddrüsenhormons, so wird der Stoffwechsel extrem beschleunigt und verbraucht Unmengen an Energie. Dies führt dazu, dass die betroffene Katze ständig Hunger hat und fressen will, gleichzeitig aber rasant an Gewicht verliert. Zusätzlich können Symptome wie vermehrtes Trinken, Verhaltensänderungen, Erbrechen, Durchfall und struppiges Fell oder Haarausfall vorhanden sein. Der Tierarzt stellt häufig eine hohe Herzfrequenz und eventuell eine vergrößerte Schilddrüse im Halsbereich fest. Die Diagnose wird durch einen Bluttest bestätigt, indem das Hormon T4 (Thyroxin) gemessen wird. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein normaler Bluttest nicht die zu erwartende Diagnose liefert. Dies kann z.B. bei einer CNI der Fall sein.
Therapeutisch gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Eine tägliche Verabreichung von Medikamenten
- Futtermittel mit reduziertem Jod (ausschließlich)
- Die operative Entfernung der Schilddrüse
- Eine Strahlentherapie zur Zerstörung des Schilddrüsengewebes
Alle Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile und müssen individuell abgewogen werden. Die häufigste Maßnahme in Deutschland ist eine medikamentöse Therapie.
Wer nähres Informationen über die Hyperthyreose sucht findet hier ein Infoblatt!
Chronische Niereninsuffizienz
Bei der CNI nimmt die Nierenfunktion zunehmend ab. Die Hauptaufgabe der Nieren – die Ausscheidung harnpflichtiger Stoffe – kann nicht mehr ausreichend erfüllt werden, weshalb sich diese Substanzen im Körper anreichern und Probleme verursachen. Zusätzlich sind alle anderen Funktionen der Nieren eingeschränkt: Flüssigkeitshaushalt, Elektrolythaushalt, Bildung von Hormonen zur Blutbildung, Säure-Base-Gleichgewicht und die Regulation des Blutdruckes. Im frühen Stadium sind oftmals keine oder nur sehr subtile Symptome vorhanden, je weiter die Krankheit fortschreitet, desto häufiger kommt es zu Anzeichen wie z.B.:
- Vermehrtes Trinken (und vermehrte Harnausscheidung)
- Gewichtsverlust
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Dehydrierung
- Durchfall/Verstopfung
- Läsionen in der Schleimhaut
- Mundgeruch
- Blasse Schleimhäute
- Blindheit
- Schwäche
- Bewusstseinsveränderungen
Die Diagnose wird durch Blut- und Urintests gestellt. Andere Ursachen für diese Symptome und Laborveränderungen müssen jedoch ausgeschlossen werden.
Welchen Einfluss haben die beiden Krankheiten aufeinander?
Einfluss einer CNI auf die Schilddrüsenwerte:
Die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut kann durch eine zusätzliche Erkrankung z.B. eine CNI (aber auch Diabetes, Schmerzen etc.) unterdrückt werden. Wird eine Katze mit typischen Symptomen (viel Hunger und Gewichtsverlust) auf Schilddrüsenhormone untersucht, so kann eine gleichzeitig vorhanden Erkrankung dazu führen, dass im Bluttest das T4 im Normalbereich liegt obwohl eine Hyperthyreose vorhanden ist. Ist bereits bekannt, dass die Tiere an einer weiteren Krankheit leiden, so ist es natürlich einfacher. Schwierig wird es, wenn die zweite Erkrankung unbekannt ist. Weitere Test können z.B. eine Kombination aus T4, TSH und freiem T4 sein. Alternativ stehen aufwendige Stimmunlations- und Suppressionstest zur Verfügung.
Fazit: Hat man einen starken Verdacht auf ein Schilddrüsenproblem trotz normaler Werte, so sollte man den Test wiederholen oder weitere diagnostische Schritte einleiten. Eventuell kann auch ein diagnostischer Therapieversuch gestartet werden.
Einfluss der Schilddrüsenhormone auf die Niere
Schilddrüsenhormone wiederum beeinflussen die Niere, indem sie über verschiedene Mechanismen die Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) erhöhen, die Niere also mehr Filterarbeit betreibt. Dies bedeutet, dass mehr Abfallprodukte des Stoffwechsels aus dem Blut herausgefiltert werden. Wird die Hyperthyreose therapiert, so fällt die GFR wieder auf die normale Rate zurück. Bestand bereits vor der Hyperthyreose ein bekanntes Nierenproblem, so kann es passieren, dass die Nierenwerte (vor allem Kreatinin) plötzlich viel besser werden (also fallen) – häufig bei gleichzeitigem Gewichtsverlust. Beginnt man die Therapie der Hyperthyreose, so steigen die Nierenwerte wieder auf das ursprüngliche Level an. Ist dagegen vor der Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion kein Nierenproblem bekannt, so kann es eventuell durch die Hyperthyreose “maskiert” werden. Ein Anstieg der Nierenwerte nach Therapiestart der Schilddrüse ist daher kein Nebeneffekt der Therapie. Der tatsächliche Zustand der Niere kommt dagegen zum Vorschein.
Fazit: Wird eine Hyperthyreose behandelt, so sollten die Nierenwerte im Auge behalten werden. Steigen die Werte an, so ist dies ein Hinweis, dass bereits eine Nierenerkrankung bestand, diese aber maskiert wurde. Katzen zeigen meist deutlich verbesserte Symptomatik, trotz erhöhten Nierenwerten. Sie nehmen an Gewicht zu, fressen wieder normal und Besitzer sind meist sehr zufrieden. Zugunsten der Nieren auf die Behandlung zu verzichten ist keine Option und wäre ein Trugschluss, da die Auswirkungen von unbehandelten Hyperthyreosen sowohl für die Niere als auch für andere Organe äußerst negativ sind und lediglich die Blutwerte und nicht das Nierengewebe selber besser aussehen.
In meinem praktischen Handbuch gibt es alle Informationen zur
Niereninsuffizienz bei der Katze auf einen Blick: |
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