Nierenpatienten sind meist ältere Tiere und viele von ihnen leiden zusätzlich an Gelenkproblemen und Arthrosen. Entzündungshemmern oder Schmerzmitteln wie zum Beispiel Ibuprofen beim Menschen oder Meloxicam und Caprofen in der Tiermedizin wird häufig nachgesagt, dass sie schlecht für den Magen und die Nieren sind. Was steckt wirklich dahinter und was sind die Alternativen?
Wie wirken Schmerzmittel (NSAIDs)
Die sogenannten “NSAIDs” (Nicht-steroidale-Antiphlogistika) wie z.B. Metacam, Rimadyl und Onsior entfalten ihre Wirkung, indem sie in die Prostaglandin-Bildung eingreifen. Prostaglandine spielen eine große Rolle bei Entzündungen und daraus resultierenden Schmerzen, aber auch im Schutz der Magenschleimhaut und der Aufrechterhaltung der Nierenfunktion. Nun, das System der Prostaglandin-Bildung ist sehr komplex und die Einnahme von NSAIDs führt nicht sofort dazu, dass die Magenschleimhaut geschädigt wird und die Nieren ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Bei gesunden Katzen hat die Gabe von z.B. Meloxicam keine negativen Effekte auf die Nieren. Die Frage ist allerdings, was passiert, wenn die Niere bereits geschädigt ist?
NSAIDs bei Nierenversagen
Die Anwendung von NSAIDs im chronischen Nierenversagen ist möglich, wenn die Katze stabil ist. In experimentellen Studien konnte sogar ein positiver Effekt auf die Lebenszeit bei Langzeitanwendung gezeigt werden. Trotzdem muss die Entscheidung mit Vorsicht und unter enger Absprache zwischen Tierarzt und Besitzer getroffen werden. Andere Methoden der Schmerzlinderung sollten vorher ausprobiert werden. Bei kurzzeitiger Anwendung und akuten Schmerzzuständen (bis zu 2 Wochen) sind alternative Schmerzmedikamente zu bevorzugen.
Eine minimale Dosis sollte zum Einsatz kommen, vorzugsweise integriert in eine holistischen Schmerztherapie (Physiotherapie, alternative Medikamente, Ergänzungsmittel in der Nahrung, evtl. chinesische Kräutermedizin → siehe unten im Abschnitt Alternativen)
Tipps zur Anwendung:
- Blut und Urinuntersuchungen vor der Gabe
- Regelmäßige Kontrollen (zuerst nach 2 Wochen, dann alle 3 Monate, wenn die Dosis nicht verändert wird)
- Die niedrigste Dosis verwenden, vorzugsweise intermittierend
- Bei negativen Effekten Medikament permanent absetzen
Bestimmte Risikofaktoren sprechen gegen den Einsatz von NSAIDs. Diese müssen vorab ausgeschlossen oder therapiert werden:
- Dehydratation
- Niedriger Blutdruck
- Narkosen
- Salzrestriktion im Futter
- Niedriges Bluteiweiß
- Einsatz von Diuretika oder Beta-Blocker
Im akuten Nierenversagen sind NSAIDs absolut kontraindiziert und sollten nicht verwendet werden. Die Nierenfunktion und die Hämodynamik in der Niere ist hier hochgradig gestört und könnte durch ein Eingreifen in die Prostaglandin-Bildung zusätzlich Schaden nehmen
Alternativen zu NSAIDs
NSAIDs gelten zurzeit immer noch als die effektivste Therapie zur Kontrolle von Schmerzen aufgrund von degenerative Gelenkerkrankungen. Da nicht alle Tiere NSAIDs vertragen oder der Einsatz durch eine chronische Niereninsuffizienz eingeschränkt wird, müssen alternative Strategien in Betracht gezogen werden. Aber auch wenn NSAIDs angewendet werden, sollte ein multimodaler Ansatz in der Schmerztherapie erfolgen.
Weitere Möglichkeiten zur Linderung von Schmerzen
- Akupunktur und physiotherapeutische Methoden
- Opioide und alternative Schmerzmittel
- Fischöl (Omega-3-Fettsäuren)
- Glucosamine/ Chondroitin
- Naturheilkunde und Chinesische Kräuter
- CBD
Akupunktur und Physiotherapie
Akupunktur und Physiotherapie sind eine bewährte Methode in der Schmerzbehandlung beim Menschen und werden auch immer beliebter und erfolgreicher beim Tier eingesetzt. Dazu zählen neben der klassischen Physiotherapie auch Elektrotherapie, kalte Umschläge, Massagen etc. Bei Katzen ist natürlich immer die Frage der Akzeptanz im Vordergrund. Daher muss der Einsatz individuell ausprobiert werden.
Alternative Schmerzmittel bei Katzen mit Niereninsuffizienz
Alternative Schmerzmittel gibt es zahlreich, allerdings ist die chronische Anwendung oftmals problematisch. Lokale Schmerzmittel und Opioide sind hervorragend für kurzzeitige Schmerzzustände und Klinikaufenthalte geeignet, können bei längerer Anwendung an aber an Wirkung abnehmen oder nicht praktikabel sein. Andere Medikamente wie Gabapentin oder Tramadol sind nicht immer ausreichend wirksam oder haben unerwünschte Nebeneffekte wie Sedierung (Gabapentin) oder sie sind wegen des bitteren Geschmacks schwer zu verabreichen (Tramadol). Trotzdem können diese Medikamente eine gute Möglichkeit sein die Dosis von NSAIDs zu reduzieren oder gemeinsam mit weiteren Therapiemethoden chronische Schmerzen zu behandeln.
Omega-3-Fettsäuren
Fischöl enthält viele essentielle Omega-3-Fettsäuren die durch ihre entzündungshemmende Wirkung eine wichtige Komponente in keiner Schmerztherapie fehlen sollten. Studien haben die Effektivität bestätigt, allerdings kommt es auf die Dosis an. Die in normalen Diäten für Katzen mit Arthrosen enthaltene Dosis ist meist nicht ausreichen und eine bis zu 3-fach höhere Dosis ist nötig um nachweisbare Effekte zu erzielen. Dabei gibt es ein paar Punkte zu beachten, die ihr im Artikel über Omega-3- Fettsäuren nachlesen könnt.
Glucosamin und Chondroitin
Diese wichtigen Substanzen im Stoffwechsels der Gelenke wird oftmals als Nahrungsergänzung für Arthrose Patienten verabreicht. Studienergebnisse sind widersprüchlich. Einige haben einen positiven Effekt zeigen könne, andere wiederum nicht. Allerdings sind keine negativen Effekte auf Magen-Darmtrakt oder andere Organe bekannt, weshalb die Anwendung als sicher und potentiell positiv gilt. In flüssiger Form ist die Aufnahme in den Körper höher.
Naturheilkunde und Chinesische Kräuter
In der chinesischen Medizin werden viele Kräuter mit stark schmerzlindernden oder Entzündungshemmenden Eigenschaften angewendet ohne dabei negative Effekte zu entwickeln. Dazu zählen z.B. Kurkuma, Corydalis, Myrre und Bowellia. Kurkuma kann als Paste täglich verabreicht werden, allerdings ist auch hier die Akzeptanz bei Katzen fraglich und muss getestet werden. Um die idealen Dosierungen und Kombinationen der Kräuter und Pflanzen zu gewährleisten sollte ein Experte auf dem Gebiet konsultiert werden. Zur Anwendung von Kurkuma sowie Rezepte zur Herstellung von Kurkuma-Pasten gibt es zahlreiche Information im Internet.
CBD – Cannabidiol
Cannabidiol ist ein Hanfprodukt, welches über ein breites Wirkspektrum verfügt aber keinen Rausch erzeugt. Es wird auch in der Tiermedizin vermehrt eingesetzt und die Erfahrungsberichte sind äußerst positiv. Gerade bei Schmerzzuständen kann es diese mindern, ohne dabei die klassischen Nebenwirkungen von traditionellen Schmerzmitteln auszulösen. Mehr zum Thema gibt hier.
Zukunftsaussichten
Trotz dem breit gefächerten Markt an Schmerzmitteln und alternativen Möglichkeiten wird intensiv an neuen Methoden geforscht und getestet. Da chronische Gelenkschmerzen bei allen Spezies ein extrem großer Markt für die Pharmaindustrie darstellen, wird viel Geld in dieses Gebiet investiert, was letztendlich uns Menschen aber auch unseren Haustieren zu Gute kommt. Ein neuer sehr vielversprechender Ansatz sind monoklonale Antikörper, die periodisch gespritzt werden und direkt am Ort der Schmerzentstehung und somit ohne große systemische Nebeneffekte wirken. Die ersten Produkte sind bereits auf dem Markt, allerdings noch keines für Osteoarthrose-Patienten. Ein weiteres Gebiet der Forschung ist die Stammzelltherapie. Auch dieser Ansatz ist vielversprechend.
In meinem praktischen Handbuch gibt es alle Informationen zur
Niereninsuffizienz bei der Katze auf einen Blick |
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