Ein alarmierend hoher Anteil unserer Haustiere bringt zu viel Gewicht auf die Waage. Dabei hat Übergewicht auch beim Tier ernstzunehmende gesundheitliche Konsequenzen. Neben einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Diabetes oder Gelenkproblemen konnte in Studien eine bis zu 2,5 Jahre kürzere Lebenszeit für Hunde mit Übergewicht im Vergleich zu normalgewichtigen Hunden nachgewiesen werden. Mehr Zeit mit unseren geliebten Vierbeinern zu haben sollte für jeden von uns Anreiz genug sein unsere Haustiere möglichst fit und schlank zu halten.

Warum gibt es so viele Hunde und Katzen mit Übergewicht?

Eine Ursache ist sicherlich, dass viele unserer Haustiere kastriert werden. Durch die Kastration ändert sich der Stoffwechsel und wenn die Fütterung nicht entsprechend angepasst wird, entwickeln sich schnell ein paar Fettpölsterchen. Alleine kann man die Kastration aber nicht für dieses weltweite Problem verantwortlich machen. Wie auch bei uns Menschen spielt ein Mangel an Bewegung eine gewisse Rolle. Unser Alltag wird immer hektischer und es ist nicht verwunderlich, wenn dadurch Spaziergänge oder die Spielzeit öfter zu kurz kommen. Um dies zu kompensieren und unser schlechtes Gewissen zu beruhigen, zeigen wir unsere Zuneigung oftmals mit Leckerlies und wollen den Fellnasen mit Futter etwas Gutes tun. Dabei vergessen wir die extra Kalorien die unsere “Zuwendung” bedeutet und akzeptieren dafür ein gewisses Maß an Übergewicht. Irgendwann wird es oft sogar zum Normalzustand.

Hat mein Tier Übergewicht?

Da das Gewicht nur sehr wenig aussagt, wird der Ernährungszustand über den sogenannten Body-Condition-Score (BCS) bestimmt. Dabei gibt es Punktesysteme von 1 bis 5 oder 1 bis 9. Bei einem System von 1 bis 9 bedeutet ein BCS von 1 sehr abgemagert und ein BCS von 9 hochgradig übergewichtig. BCS 5 ist normal. Den idealen BCS von 5 haben Hunde und Katzen bei ca. 15-25% Körperfett. Die Rippen sind leicht zu tasten aber kaum von außen sichtbar (Tastgefühl vergleichbar mit unserem Handrücken). In der Ansicht von oben kann man die Taille deutlich erkennen (Sanduhrform) und in der Seitenansicht zeichnet sich eine Verschmälerung in der Flanke ab. Die Knochen am Schwanzansatz können leicht gefühlt werden und sind minimal mit Fett bedeckt. Je mehr Körperfett ein Tier hat, desto mehr verschwinden die normalen Körperkonturen und die Rippen sind nur mit Druck oder gar nicht mehr tastbar. Wenn du dir jedoch nicht sicher bist ob dein Tier Übergewicht hat oder nicht, bitte deinen Tierarzt um eine Einschätzung.

 

Graphische Darstellung des BSC bei der Katze

Graphische Darstellung des BSC beim Hund

 

Was sind die Risiken von Übergewicht?

Wir alle kennen es aus der Humanmedizin – Übergewicht ist mit vielen Gesundheitsrisiken verbunden und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Insbesondere sind die Risiken für folgende Krankheiten erhöht:

  • Gelenkprobleme (z.B. Arthrosen, Kreuzbandriss, Frakturen)
  • Diabetes mellitus
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck)
  • Atemprobleme
  • Hautprobleme
  • Tumorerkrankungen
  • Erkrankungen des Harntrakts (z.B. Steine, Inkontinenz)
  • Negative Auswirkungen auf das Immunsystem
  • Erhöhtes Narkoserisiko
  • Verkürzte Lebenszeit

Übergewicht beim Hund

Wie kann ich das Gewicht meines Tieres reduzieren?

Jedes Abnehmprogramm sollte aus einer Kombination von Fütterung und Bewegung bestehen. Sowohl Diät als auch Aktivitäten müssen dabei individuell auf das Tier angepasst und bestehende Krankheiten berücksichtigt oder zusätzlich behandelt werden.

Fütterung

Das Ziel ist die langsame und nachhaltige Gewichtsreduktion. Pro Woche sollten nicht mehr als ca. 1-2 % des Körpergewichts abgenommen werden. Bei einem Hund mit 10 kg entspricht dies 100-200g. Gerade Katzen können bei zu schnellem Gewichtsverlust eine Leberverfettung entwickeln, was unbedingt vermieden werden muss. Der erste Schritt zur Gewichtsreduktion ist die Umstellung auf ein entsprechendes kalorienreduziertes Diätfuttermittel. Wird nur die Menge vom “normalen” Futter reduziert, kann es zur Unterversorgung bestimmter Nährstoffe kommen, da die Zusammensetzung nicht auf kleine Futtermengen ausgerichtet ist.

Um den Kalorienbedarf zu berechnen, geht man vom idealen Körpergewicht (KG) und nicht vom aktuellen Gewicht aus. Mit diesem Wert wird der tägliche Energiebedarf in Ruhe berechnet (REB).

REB= (30 x KG)+70

Für Tiere unter 2 kg oder über 30kg wird das metabolische Körpergewicht herangezogen: REB = 70 (KG hoch 0,75)

–> hier gehts zum Rechner

Vom Ruhe-Energiebedarf wird nun die tägliche Kalorienmenge zum Gewichtsverlust berechnet:

Hunde: 1-1.2 x REB
Katzen: 0.8 x REB

Beispiel:
Eine Katze wiegt 6 kg, ihr Idealgewicht liegt im Bereich von 4 kg. Zur Gewichtsreduktion wird der Energiebedarf in Ruhe berechnet: REB = (30 x 4) +70 = 190

Täglicher Kalorienzufuhr zur Gewichtsreduktion: 190 kcal x 0,8 = 152 kcal

Diese Formel ist ein Richtwert. Jeder Organismus reagiert anders und die Diät muss immer individuell angepasst werden. Wichtig ist vor allem eine regelmäßige Gewichtskontrolle und genaue Beobachtung während der Diät. Eine weitere Kalorienreduktion kann nötig sein, vor allem bei Katzen. Eine Reduktion der Kalorienmenge um 10% alle zwei Wochen ist angemessen, bis sich der gewünschte Gewichtsverlust einstellt.

Tipps:

  • Futter mit Küchenwaage abwiegen um genaue Kalorienmenge zu ermitteln
  • Nassfutter ist zu bevorzugen, da es mehr sättigt
  • Leckerli-Kalorien müssen mit in die Tagesration berechnet werden
  • Als Leckerli können z.B. Karotten, Zucchini oder Lachs und Tunfisch bei der Katze eine kalorienarme Alternative sein
  • Fütterungsspiele können Bewegung fördern (z.B. Futterball)
  • Zuwendung durch Streicheleinheiten und Spiel anstatt Futter zeigen

2. Bewegung

Durch eine Steigerung des Aktivitätslevels werden mehr Kalorien verbraucht. Dabei können beim Hund schon 30-minütige flotte Spaziergänge 4x die Woche einen Unterschied machen. Bei der Katze kann dies zum Beispiel durch 10-minütige Spiele am Tag erreicht werden. Dazu eignen sich z.B. Laserpointer, Stoffmäuse oder Spielzeuge, welche den Jagdinstinkt wecken. Auch Hindernisse um zum Futter- oder Schlafplatz zu gelangen, Fütterung auf dem Fensterbrett und weitere Maßnahmen um die Bewegung zu fördern können helfen. Kreativen Ideen sind hierbei kaum Grenzen gesetzt.

Übergewicht bei der Katze

Spezialisierte Tierärzte

Viele Tierkliniken und vereinzelt auch kleinere Praxen bietet mittlerweile eine Ernährungsberatung als Service an. Vieles kann man dabei auch online oder per Telefon besprechen. Es ist absolut empfehlenswert vorab einen Spezialisten oder auf dem Gebiet erfahrenen Tierarzt zu konsultieren. Diese können bei der Auswahl eines geeignetes Futters helfen, einen Diät- und Bewegungsplan entwerfen und durch Verlaufskontrollen die Diät begleiten. Zusätzlich können medizinische Ursachen ausgeschlossen oder ggf. behandelt werden.

Medikamente

Es gibt Medikamente zur Gewichtsreduktion beim Hund. Diese sollten aber nur als letzte Option in Betracht gezogen und nur vom erfahrenen Tierarzt verschrieben werden. Indikationen sind z.B. Situationen, in denen der Besitzer die Futteraufnahme nicht kontrollieren kann. Das Problem ist, dass ohne zusätzliche Maßnahmen (mehr Bewegung, Kalorienreduktion) nach Absetzten der Medikamente die Kilos rasch wieder drauf sind.