Ein Ventrikelseptumdefekt oder kurz VSD ist einer der häufigsten angeborenen Herzfehler bei der Katze und kommt auch beim Hundewelpen isoliert oder zusammen mit anderen Defekten vor. Die meisten Defekte sind zum Glück klein und die Tiere haben eine normale Lebenserwartung. Größe “Löcher” in der Herzscheidewand können dagegen die Prognose deutlich verschlechtern.
Was ist ein VSD
Ein VSD ist eine Fehlentwicklung im Herzen, die dazu führt, dass sich die Wand zwischen linker und rechter Hauptkammer nicht vollständig verschließt. Dies führt zu einer abnormalen Verbindung zwischen Lungenkreislauf und Körperkreislauf nach der Geburt.
In der Regel fließt Blut von der linken Seite (sauerstoffreiches Blut) in die rechte Herzkammern (sauerstoffarmes Blut). Bei zusätzlichen Defekten wie z.B. einer Pulmonalstenose (Verengung des Ausflusstraktes der rechten Herzhälfte in die Lungen) oder einem erhöhten Lungendruck, kann es auch zum Blutfluss von rechts nach links kommen. Dabei gelangt sauerstoffarmes Blut in den Körperkreislauf. Ist der Defekt sehr groß, gleicht sich der Druck auf beiden Seiten aus und es entsteht eine gemeinsame Herzkammer.
Kann sich ein VSD von selbst verschließen?
Bei Kindern kann es in Einzelfällen zum spontanen Verschluss eines kleinen VSD kommen. Beim Tier ist dies extrem selten und meist mit einer weiteren Komplikation (z.B. Klappenundichtigkeit, da ein Teil der Klappe den Defekt verschließt) verbunden. Mit einem spontanen Verschluss sollte bei Hund und Katze nicht gerechnet werden.
Was sind die Folgen eines VSD bei Hund und Katze
Bei kleinen isolierten Defekten ist in der Regel nicht mit Konsequenzen zu rechnen und die Tiere haben eine normale Lebenserwartung. Glücklicherweise sind die meisten VSDs klein und machen keine Probleme.
Blutfluss von links nach rechts
Bei größeren Defekten kann es dagegen zum Linksherzversagen kommen, wenn sich der Blutfluss von links nach rechts bewegt. Das liegt daran, dass das Blutvolumen, welches auf die rechte Seite fließt, nochmals durch die Lungen gepumpt wird und dann auch wieder auf der linken Seite ankommt, also die linke Herzhälfte doppelt belastet. Dadurch kommt es zur Volumenüberladung und die linke Vorkammer und linke Hauptkammer dehnen sich zunehmend aus. Kann sich die linke Vorkammer nicht mehr weiter ausdehnen, so staut sich Blut zurück in die Lungengefäße und es kommt zu Wasser in der Lunge (Lungenödem) und bei der Katze evtl. auch im Brustkorb (Thoraxerguss). Herzversagen tritt meist sehr früh auf (in den ersten Lebenswochen). Wenn die Tiere die ersten 6-12 Monate ohne Symptome überleben ist die Chance gut, dass sie auch keine Symptome mehr entwickeln.
Blutfluss von rechts nach links
Der Druck in der linken Kammer entspricht dem Blutdruck im Körper, welcher bei ca. 120 mmHg liegt. Der Druck in der rechten Kammer entspricht dem Druck in den Lungengefäßen, welcher bei ca. 20 mmHg liegt. Damit der Blutfluss von rechts nach links fließt, muss sich der Druck auf der rechten Seite soweit erhöhen, dass er den Druck in der linken Hauptkammer von ca. 120 mmHg übersteigt. Dies kann passieren, wenn sich der Lungendruck erhöht, was beim Kleintier eher in den ersten 6 Lebensmonaten passiert. In diesem Fall ist die Prognose sehr vorsichtig. Außerdem kann eine Pulmonalstenose, also eine Verengung des Ausflusstraktes in die Lungen den Druck auf der rechten Seite erhöhen und somit zum Rechts-Links-Shunt führen. Das sauerstoffarme Blut, welches dadurch in den Körperkreislauf gelangt führt zur Sauerstoffunterversorgung des Körpers. Die Folgen sind Schwäche, Leistungsintoleranz, Kollaps, blaue Schleimhäute und eine Überproduktion an roten Blutkörperchen. Durch die Erhöhung der roten Blutkörperchen versucht der Körper mehr Sauerstoff zu transportieren, allerding wird das Blut dadurch immer “dicker” und verändert seine Fließeigenschaften, was ebenfalls Komplikationen mit sich zieht.
Sehr große Defekte
Bei sehr großen Defekten gleichen sich die Drücke beider Herzkammern aus. Blut fließt also von links nach rechts und von rechts nach links und es entsteht praktisch eine gemeinsame Kammer. Die Folgen davon sind ebenfalls eine Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff und den oben genannten Kompensationsmechanismen. Zusätzlich verdickt sich die Muskulatur der rechten Herzhälfte. Ein Ansteigen des Lungendruckes ist meist nicht vermeidbar. Links- und Rechtsherzversagen sind möglich.
Was sind die Symptome eines VSD bei Hund und Katze?
Die Symptome sind davon abhängig, wie groß der Defekt ist und ob zusätzlich weitere Defekte vorhanden sind. Bei kleinen isolierten Defekten sind meist keine Symptome zu beobachten und auch nicht zu erwarten. Bei größeren Defekten oder zusätzlichen Problemen kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- Linksherzversagen: Husten und Atemnot aufgrund von Wasser in der Lunge (bei Katzen auch im Brustkorb)
- Seltener: Ohnmachtsanfälle, blauen Schleimhäuten, Leistungsintoleranz , Flüssigkeitsansammlungen im Bauch
Wie wird ein VSD bei Hund und Katze diagnostiziert?
Bei kleinen oder moderaten Defekten ist meist auf der rechten Seite des Brustkorbes ein lautes Herzgeräusch zu hören. Dies sollte bei den ersten Untersuchungen des Welpen auffallen und weiter abgeklärt werden. Röntgenbilder zeigen Veränderungen bei großen Defekten und sind hilfreich dabei, die Folgen eines VDS abzuschätzen. Auch im EKG können Veränderungen beobachtet werden. Bei kleineren Defekten werden diese Untersuchungen vermutlich unauffällig sein. Die Diagnose wird im Herzultraschall gestellt. Dabei kann die Öffnung in der Herzscheidewand dargestellt werden. Der Blutfluss kann mittels Farbdoppler erkannt und die Richtung und Geschwindigkeit mittels Spektraldoppler bestimmt werden.
Welche Therapiemöglichkeit gibt es?
Bei kleinen asymptomatischen Defekten ist keine Therapie nötig. Ein Verschluss des Defektes, wie es beim Menschen Routine ist, wird beim Tier zurzeit nicht durchgeführt. Sind Symptome von Linksherzversagen (Wasser in der Lunge) vorhanden, so kann symptomatisch mit Entwässerungstherapie und ACE-Hemmern therapiert werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, mittels einem Band um die Pulmonalarterie, den Druck in der rechten Hauptkammer zu erhöhen. Man produziert also künstlich eine Pulmonalstenose, damit weniger Blut durch den VSD fließt. Wenn sich der Druck rechts dem auf der linken Seite annähert, wird weniger Blut durch den Defekt gepresst, wodurch sich die Symptome deutlich verbessern können. Allerdings ist Vorsicht geboten, den Druck nicht zu sehr zu erhöhen, da sich der Blutfluss sonst umdreht. Bei einem Rechts-links-Shunt muss die Konzentration an roten Blutkörperchen beobachtet und mittels regelmäßiger Blutabnahme reguliert werden.
Wie ist die Prognose bei einem VSD bei Hund und Katze?
Die Prognose ist von der Größe des Defektes abhänig und davon ob zusätzliche Defekte oder Komplikationen vorhanden sind. Zudem ist es schwierig bei sehr jungen Tieren eine Vorhersage zu treffen. Ab einem Alter von 6-12 Monaten ist dies einfacher. Haben sich bis dahin keine Symptome und Komplikationen entwickelt, ist die Langzeitprognose gut. Wenn sich der Lungendruck erhöht, ist die Prognose dagegen sehr vorsichtig zu stellen.