Typisches Szenario: Der Hund hustet, es wird abgehört und ein Röntgenbild gemacht. Im Röntgenbild wird das Herz als vergrößert befunden und das Herz wird als Ursache für den Husten festgestellt. Herzmedikamente werden verschrieben. In manchen Fällen stimmt dies sicherlich, häufig ist die Situation aber nicht so simpel.
Röntgenbilder sind ein schnelles und einfaches diagnostisches Mittel, haben aber Fehlerquellen und führen öfter zur Fehldiagnose als man denkt im Bereich der Kardiologie.
Wie wird die Herzgröße bestimmt?
Die Herzgröße wird am häufigsten im Röntgenbild bestimmt. Dafür wird eine seitliche Aufnahme von Brustkorb angefertigt. Wichtig dabei ist, dass das Bild in Inspiration (luftgefüllte Lungen) aufgenommen wird, da eine Interpretation sonst nicht möglich ist, bzw. zu falschen Ergebnissen führt. Um die Größe zu bestimmen, wird das Herz ausgemessen und mit Referenzwerten verglichen. Die Messmethode ist der sogenannte VHS (Vertebral Heart Score). Dabei wird die Herzbreite und -Länge mit der Anzahl an Wirbel verglichen.

Im Röntgenbild kann die Größe des Herzens ausgemessen werden. Normalisiert wird es anhand der individuellen Wirbelgröße.
Bei Hund gilt ein Wert bis zu 10,5 als normal. Allerdings gibt es bei einigen Rassen Abweichungen. So haben z.B. Whippet, Boxer oder Beagle deutlich größere Herzen und der Wert kann sogar bis zu 11 oder 12 noch normal sein.
Stellt sich das Herz im Röntgenbild vergrößert dar, so sollte dies im Zusammenhang mit anderen Symptomen (Husten, Herzgeräusch) beurteilt werden. Als weitere Abklärung ist immer ein Herzultraschall zu empfehlen. Im Herzultraschall kann die Herzgröße viel genauer bestimmt werden. Außerdem kann man nur im Ultraschall die Ursache für die Herzvergrößerung diagnostizieren und eine Einschätzung über den Schweregrad der Herzerkrankung abgeben. Nicht selten wird ein Tier beim Kardiologen vorgestellt, nachdem ein vergrößertes Herz im Röntgenbild festgestellt wurde und im Ultraschall ist das Herz vollkommen unauffällig. Die möglichen Fehlerquellen bei der Bestimmung des VHS oder der Beurteilung der Herzgröße im Röntgenbild sind die Ursache dafür und verdeutlichen die Notwendigkeit der weiteren Abklärung mittels Herzultraschall.
Welche Ursachen gibt es für ein vergrößertes Herz beim Hund?
Im Prinzip kann jede Herzerkrankung zur Herzvergrößerung führen. Umgekehrt heißt es jedoch nicht, dass ein normal großes Herz immer gesund ist. Junge Hunde sollten immer auf angeborene Herzerkrankungen untersucht werden, wenn ein vergrößertes Herz festgestellt wird. Bei erwachsenen oder älteren Hunden sind die häufigsten Erkrankungen eine Herzmuskelschwäche (große Hunde) und eine Undichtigkeit der Herzklappen (kleine Hunde). Allerdings gibt es auch Herzbeutelergüsse, Neoplasien, Arrhythmien oder Infektionen (Herzwürmer), die ein vergrößertes Herz beim Hund bedingen können.
Kann sich ein vergrößertes Herz beim Hund wieder verkleinern?
Ob sich ein vergrößertes Herz wieder verkleinern kann, hängt von der Ursache ab. Bei den häufigsten erworbenen Krankheiten DCM und Mitralklappenendokardiose ist es eher unwahrscheinlich, da es sich um nicht heilbare, fortschreitende Erkrankungen handelt. Mit einer geeigneten Therapie kann man jedoch das Fortschreiten deutlich verlangsamen und die Symptome verbessern. Bei angeborenen Erkrankungen gibt es Operationen, welche je nach Herzdefekt zur teilweisen oder kompletten Normalisierung der Herzgröße führen können. Ähnlich ist es bei Herzwürmern, Herzbeutelergüssen oder Arrhyhtmien. Kann man die Ursache beheben oder therapieren, wird sich auch das Herz wieder verkleinern. In manchen Fällen vielleicht nicht komplett, aber zumindest soweit, dass es keine Probleme verursacht.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Die Therapie hängt ebenfalls von der Ursache ab und kann nicht pauschalisiert werden. Die einzige Krankheit, bei der es akzeptiert wird, wenn anhand von Röntgenbild und weiteren klassischen Symptomen eine Therapie empfohlen wird, ist die Mitralkappenendokardiose. Allerdings wird auch hier zu einem Herzultraschall stark geraten und nur wenn ein Ultraschall nicht zur Verfügung steht oder keine Option ist, kann eine Therapieempfehlung abgegeben werden, wenn ein typisches systolisches Herzgeräusch beim kleineren, älteren Hund mit einer vergrößerten Herzshilhouette festgestellt wird. Dabei wird das Medikament Pimobendan eingesetzt, da man von einer Mitralklappenendokardiose (ME) ausgeht. Bei einer ME wurde ab dem Zeitpunkt der Herzvergrößerung eine verlängerte Zeit bis zum Herzversagen (Wasser in der Lunge) festgestellt, wenn Pimobendan verabreicht wurde.
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Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Die Therapie hängt ebenfalls von der Ursache ab und kann nicht pauschalisiert werden. Die einzige Krankheit, bei der es akzeptiert wird, wenn anhand von Röntgenbild und weiteren klassischen Symptomen eine Therapie empfohlen wird, ist die Mitralkappenendokardiose. Allerdings wird auch hier zu einem Herzultraschall stark geraten und nur wenn ein Ultraschall nicht zur Verfügung steht oder keine Option ist. Es kann in diesem Fall eine Therapieempfehlung abgegeben werden, wenn ein typisches systolisches Herzgeräusch beim kleineren, älteren Hund mit einer vergrößerten Herzshilhouette festgestellt wird. Dabei wird das Medikament Pimobendan eingesetzt, da man von einer Mitralklappenendokardiose (ME) ausgeht. Bei einer ME wurde ab dem Zeitpunkt der Herzvergrößerung eine verlängerte Zeit bis zum Herzversagen (Wasser in der Lunge) festgestellt, wenn Pimobendan verabreicht wurde.
Weitere Artikel:
Quellen:
ACVIM consensus guidelines for the diagnosis and treatment of myxomatous mitral valve disease in dogs. Keene BW et al. J Vet Intern Med. (2019)
Diagnostic value of vertebral left atrial size as determined from thoracic radiographs for assessment of left atrial size in dogs with myxomatous mitral valve disease. Malcolm EL et al. J Am Vet Med Assoc. (2018)
Vertebral heart size ranges specific for whippets. Bavegems V et al. Radiol Ultrasound. 2005 Sep-Oct;46(5):400-3.
Richtig schlau wird man aus den Erklärungen hier nicht wirklich. Wenn man danach fragt, welche Medikamente es zur Behandlung einer Mitralklappeninsufizienz beim Hund gibt, solle man doch eigentlich hier eine Liste angezeigt bekommen, welche Medikamente es gibt. Bei meiner Hündin handelt es sich um einen Sheltie, 7 Jahr alt. Gebe derzeit Lanitop 0,5 mg und davon nur eine halbe Tablette. Meine Tierärztin hält von diesem Medikament absolut gar nichts. Welche Alternativen gibt es, die möglichst wenig Nebenwirkungen haben?
Liebe Silke,
Lanitop ist total veraltet und wird beim Hund nur noch bei Vorhofflimmern eingesetzt. Es muss zudem regelmäßig der Blutspiegel kontrolliert werden, da es bei zu hohem Spiegel toxisch wirkt. Die Tierärztin hat also absolut recht. Zudem kann ich nur dazu raten, einen Kardiologen aufzusuchen, dieser kann das genaue Stadium bestimmen und die richtige Medikamenten-Empfehlung geben.
Es gibt sehr genaue Leitlinien zur Mitralendokardiose. Es kommt dabei auf das Stadium an, in welchem der Hund sich befindet. Aber anstatt der „Lanitop-Wirkung“ wird schon seit langem Pimobendan eingesetzt (z.B. Vetmedin), da es große Studien dazu gibt und der Wirkstoff einfach sehr gut ist. Alles über die Mitralklappenendokardiose gibt es übrigens hier:
https://tiermedizin-simplified.com/herzklappenerkrankung-3-von-4-hunden-betroffen/
und auch über die Medikamente mit ihren Nebenwirkungen etc. habe ich Artikel geschrieben.
Viele Grüße