Vetmedin war das erste Medikament in Deutschland mit dem Wirkstoff Pimobendan von der Firma Boehringer Ingelheim. Mittlerweile ist das Patent ausgelaufen und es gibt auch von anderen Herstellern Produkte mit Pimobendan: Pimotab, Pimocard, Cardisure, Zelys und in Kombination mit ACE-Hemmer Fortekor-Plus.
Pimobendan verstärkt die Kontraktionskraft des Herzens und erweitert die Gefäße. Dadurch erleichtert es die Herzarbeit. Weiterhin ist eine verbesserte kardiale Relaxation (Diastolische Funktion) beschrieben. Seine Wirkung entfaltet das Medikament indem es die Calcium-Sensitivität im Herzmuskel erhöht und das Enzym Phosphodiesterase III hemmt, welches eine Rolle bei der Gefäßengstellung spielt.
Wann wird Vetmedin beim Hund eingesetzt?
Vetmedin wird bei den häufigsten erworbenen Herzerkrankungen beim Hund eingesetzt:
Die Mitralkalppenendokardiose und die Dilatative Kardiomyopathie.
Dass die Anwendung bei einer Herzmuskelschwäche (DCM) Sinn macht, erscheint logisch, da der Wirkstoff Pimobendan die Pumpfähigkeit des Herzens, welche bei dieser Erkrankung primär beeinträchtigt ist, verbessert. Aber auch bei undichten Herzklappen hat sich in zahlreichen Studien gezeigt, dass Pimobendan die Überlebenszeit und die Lebensqualität nachhaltig verbessert. So wird von den führenden internationalen Experten der Einsatz bereits im asymptomatischen Stadium beider Krankheiten empfohlen. In einer großen internationalen Studie konnte die Zeit bis zum Herzversagen (Wasser in der Lunge) bei Hunden mit undichten Herzklappen um durchschnittlich 15 Monate verlängert werden, wenn Pimobendan verabreicht wurde. Sinnvoll ist die Gabe, sobald die Herzkammern vergrößert sind.
Nicht eingesetzt werden darf Pimobendan, wenn eine Verengung in die großen Gefäße vorhanden ist (Subaortenstenose oder Pulmonalstenose) oder bei verdicktem Herzmuskel (Hypertrophie). Außerdem ist bei Leberfunktionsstörungen Vorsicht geboten, da das Medikament zu 95 % über die Leber/Galle verstoffwechselt wird.
Welche Nebenwirkungen hat Pimobendan?
Meist wird Pimobendan gut vertragen. Es kann jedoch in Einzelfällen zu Erbrechen und Durchfall kommen. Eine geringe Erhöhung der Herzfrequenz ist zu erwarten. Bei Langzeitgabe kann es zur Hypertrophie des Herzmuskels kommen, welche in der Regel reversibel ist, wenn das Medikament wieder abgesetzt wird. Schlimme Nebenwirkungen wie ein plötzlicher Herztod, was in der Humanmedizin beschrieben ist, sind beim Hund nicht der Fall.
In Kombination mit anderen Blutdrucksenkern, Entwässerungsmedikamente oder ACE-Hemmern kann es zum Blutdruckabfall kommen. Beta-Bocker und Calcium-Kanal-Blocker schwächen die Wirkung auf die Pumpkraft des Herzmuskels ab.
Wie wird Pimobendan oder Vetmedin beim Hund dosiert?
Die Dosis von Pimobendan beträgt 0,25 (-0,3) mg/kg 2x täglich. Für weit fortgeschrittene Erkrankungen wird eine 3x tägliche Gabe von manchen Kardiologen empfohlen, um das Herz noch besser zu unterstützen. Da die dreimalige Gabe nicht zugelassen ist, sollte dies nur in Einzelfällen und in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt erfolgen.
Artikel über alle Herzmedikamente beim Hund
Zusammenfassend kann man sagen, dass Pimobendan eines der wichtigsten Wirkstoffe ist, welcher uns in der Tierkardiologie für den Hund zur Verfügung steht und dass er sowohl die Therapie der DCM als auch der Mitralendokardiose revolutioniert hat. Es wurden bereits viele Studien durchgeführt, sodass die positiven Effekte eindeutig wissenschaftlich belegt sind und es keine Zweifel daran gibt, dass Vetmedin oder Pimobendan unverzichtbar bei unseren kardialen Patienten ist.
Hast du einen Hund mit undichten Herzklappen? Dann könnte dich das Buch über die Mitralklappenendokardiose interessieren:
Quellen:
Effect of pimobendan on physical fitness, lactate and echocardiographic parameters in dogs with preclinical mitral valve disease without cardiomegaly, Iwanuk N at al.,PLoS One. 2019 Oct 3
ACVIM consensus guidelines for the diagnosis and treatment of myxomatous mitral valve disease in dogs, Keene at al.,J Vet Intern Med. 2019 May
Effect of Pimobendan in Dogs with Preclinical Myxomatous Mitral Valve Disease and Cardiomegaly: The EPIC Study-A Randomized Clinical Trial. Boswood A et al. J Vet Intern Med. (2016)
Longitudinal Analysis of Quality of Life, Clinical, Radiographic, Echocardiographic, and Laboratory Variables in Dogs with Preclinical Myxomatous Mitral Valve Disease Receiving Pimobendan or Placebo: The EPIC Study. Boswood A et al. J Vet Intern Med. (2018)
Efficacy of pimobendan on survival and reoccurrence of pulmonary edema in canine congestive heart failure. Mizuno M et al. J Vet Med Sci. (2017)
Hallo Frau Dr. Glatzmeier,
meine Hündin (15 Jahre) bekommt tärglich in Kombinatione je 1/2 Tbl. Cardisure morgens und abends und 1/2 Tbl. Fortekor.
Muss diese Kombi bis ans Lebensende eingenommen werden? Für eine kleine Rückinfo wäre ich Ihnen sehr, sehr dankbar.
Herzliche Grüße, Frau Wagner
Liebe Frau Wagner,
wenn sie die Medikamente aufgrund eines Herzproblems im entsprechenden Stadium bekommt, dann wird sie sie immer brauchen. Schreitet die Erkrankung weiter fort, werden sogar noch weitere Medikamente erforderlich. Bei Fortekor sind sich die Kardiologen uneinig, die Studienlage deutet eher darauf hin, dass zumindest bei Mitralklappenendokardiosen keine Vorteile im frühen Stadium (bevor Entwässerung nötig ist) zu erwarten sind.
Viele Grüße
Dr. Claudia Glatzmeier
Liebe Frau Dr. Glatzmeier,
meine Hündin bekommt seit Juni Vetmedin (wegen DCM). Nach einigen Wochen fing sie an pulssynchron mit den Ohren zu zittern/leicht mit dem Kopf zu nicken. Der Tierarzt konnte es nicht so richtig einordnen. Ich bin jetzt auf das Symptom pulssynchrones Kopfnicken (Musset-Zeichen) beim Menschen gestoßen bei Aortenklappeninsuffizienz. Wäre dann Vetmedin das richtige Medikament? Wenn ich es richtig verstehe wird der Druckgradient dadurch evtl. sogar erhöht?
Viele Grüße
Hallo Miriam,
das ist interessant, habe ich so auch noch nie beobachtet. Hat sie denn auch eine Aorteninsuffizienz?
Für DCM ist Vetmedin auf jeden Fall das richtige Medikament, da es der verminderten Pumpkraft des Herzmuskels entgegenwirkt und somit den Blutdruck vor allem bei Anstrengung aufrecht erhält. Gerade DCM Patienten leiden eher daran, dass zu wenig Blut in den Kreislauf kommt.
Kontraindiziert ist Vetmedin hauptsächlich bei Stenosen, vor allem einer Aortenstenose, welche natürlich auch mit einer Insuffizienz einhergehen kann. Gibt es denn Blutdruckmessungen? Interessant wäre auch das Einflussprofil in die Aorta mit dem Doppler im Ultraschall, während sie auf Vetmedin ist. Wurde der Ultraschall (ich gehe davon aus, dass so die Diagnose gestellt wurde) wiederholt seit sie das Medikament bekommt?
Bei DCM würde ich das Medikament vorerst auf jeden Fall weitergeben und dann eben weitere Untersuchungen durchführen. Je nachdem wie schlimm es für ihre Hündin und auch sie ist, muss dann vielleicht einfach abgewogen werden, ob das Kopfnicken in Kauf genommen werden kann, ob die Dosis vielleicht verändert werden muss etc.
Viele Grüße
Claudia Glatzmeier
Liebe Frau Dr. Glatzmeier,
vielen Dank für die Antwort. Die Diagnose war Verdacht auf DCM. Ob eine Aorteninsuffizienz festgestellt wurde kann ich nicht sagen. Ich bin nur darauf gekommen, weil man das Symptom pulssynchrones Kopfnicken anscheinend nur bei dieser Erkrankung findet (bei Menschen). Man sieht bei ihr auch deutlich die Halsschlagadern pulsieren. Der Ultraschall wurde unter Vetmedin noch nicht wiederholt. Der Tierarzt ist in dieser Woche nicht da. Mir ist nicht klar, ob die Blutdruckamplitude zu stark sein kann bzw. ob das ein Problem ist?
Viele Grüße
Liebe Miriam,
um die Blutdruckamplitude würde ich mit keine Sorgen machen, aber sie natürlich als Symptom ansehen, was auf ein Problem hinweisen kann. Beim Tier ist vor allem zu hoher systolische Blutdruck problematisch, nicht die Amplitude an sich. Ich würde deshalb auf jeden Fall den Ultraschall wiederholen und den Blutdruck kontrollieren. Eine pulsierende Ader am Hals kann auch bei bestimmten Krankheiten die Vene sein und somit von einem Rechtsherzproblem verursacht werden. Allerdings wäre das im Ultraschall sicher aufgefallen. Ich bin gespannt ob weitere Untersuchungen etwas ergeben, hoffe natürlich, dass es nichts schlimmes ist.
Viele Grüße