Wasser im Bauch bei der Katze kommt immer wieder mal vor. Dabei können ganz unterschiedliche Auslöser dafür verantwortlich sein – einer davon ist ein krankes Herz. Angeborene Herzfehler bei eher jungen Tieren oder auch erworbene Herzkrankheiten bei älteren Tieren kommen als Ursache in Frage. Mittels Herzultraschall kann ein Herzproblem ziemlich schnell als Ursache identifiziert oder eben auch ausgeschlossen werden.

Fall Wasser im Bauch bei der Katze: Ben

Vorbericht

Mein Patient Ben ist ein 10 Jahre alter Kater, welcher bis vor kurzem noch völlig frei von Symptomen war. Er wurde dem Haustierarzt vorgestellt, da er nicht mehr so richtig fressen wollte, vermindertes Allgemeinbefinden zeigte und der Bauchumfang stark zugenommen hatte. Die ersten Untersuchungen lieferten etwas unklare Ergebnisse (leichte Veränderungen im Blutbild) aber keine Diagnose. Schließlich wurde der Aszites (Flüssigkeit im Bauch) punktiert und mehrere 100 ml abgezogen. Die Flüssigkeit war wässrig-blutig und sollte zur weiteren Diagnostik eingeschickt werden. Gleichzeitig wurde ein Termin zum Herzultraschall gemacht und Entwässerungsmedikamente verabreicht.

Herzuntersuchung

Schon beim Herzultraschall nur einen Tag später berichtete die Besitzerin, dass er wieder gut fressen würde und es ihm deutlich besser geht. Im Ultraschall wurde auch ziemlich schnell klar, dass er eine hochgradige Herzerkrankung hat und diese ziemlich sicher der Grund für das Wasser im Bauch ist. Der Schall zeigte beidseits vergrößerte Vorhöfe, wobei der rechte Vorhof nochmal deutlich größer war als der linke Vorhof. Zusätzlich war die Trikuspidalklappe zwischen rechtem Vorhof und rechter Hauptkammer hochgradig undicht. Diese Veränderungen zusammen mit ein paar Messungen lassen darauf schließen, dass er eine RCM (Restriktive Kardiomyopathie) hat, die vermutlich durch einen angeborenen Klappenfehler in der rechten Herzhälfte verkompliziert wird und somit zu Rechtsherzversagen führt.

 

RCM, Trikuspidalklappendysplasie

Die Ultraschallbilder zeigen beidseitig vergrößerte Vorhöfe, sowie farblich dargestellt die Verwirbelungen durch die undichte Klappe auf der rechten Seite.

RCM

Therapie und Prognose

Wir stellten den Kater erst mal mit Entwässerungsmedikamenten und Clopidogrel ein und die Besitzerin sollte ihn regelmäßig wiegen, um weitere Wasseransammlungen im Bauch im Auge zu behalten.

Etwas unklar war, woher die Veränderungen im Blutbild kamen (leichte Anämie, niedrige weiße Blutzellen), weshalb zusätzliche Probleme zu diesem Zeitpunkt nicht ganz ausgeschlossen wurden. Eine erneute Blutuntersuchung ergab jedoch ein vollkommen unauffälliges Blutbild.

Ca. 10 Tage später kam er zur Kontrolle. Es ging ihm weiterhin gut, jedoch hatte er die letzten Tage wieder zugenommen. Der Aszites war also wieder da und wir konnten erneut mehrere 100ml punktieren. Daraufhin haben wir die Entwässerungsmedikamente erhöht und zusätzlich Pimobendan (Vetmedin) gestartet.

Die Prognose für Ben ist vorsichtig, da wir nicht wissen, wie lange es dauert bis die Krankheit weiter fortschreitet. Es ist gut möglich, dass er irgendwann erneut Wasser im Bauch hat, eventuell auch in der Lunge und irgendwann werden die Medikamente vielleicht nicht mehr ausreichen. Im Moment geht es ihm jedoch gut und er und seine Besitzer genießen jeden Tag. Wir erwarten ihn demnächst zur Kontrolle der Nierenwerte und der Elektrolyte.

 


Referenzen:

ACVIM consensus statement guidelines for the classification, diagnosis, and management of cardiomyopathies in cats. Virginia Luis Fuentes, Jonathan Abbott,  Valérie Chetboul,  Etienne Côté, Philip R. Fox,  Jens Häggström, Mark D. Kittleson,  Karsten Schober, and Joshua A. Stern 

Congenital heart defects in cats: A retrospective study of 162 cats (1996-2013). Anna Tidholm Ingrid Ljungvall Jenny Michal Jens Häggström Katja Höglund