Die HCM ist die häufigste Herzerkrankung bei der Katze. Es handelt sich um eine genetisch bedingte Verdickung des Herzmuskels, die in der Regel langsam fortschreitet. Nicht alle Katzen entwickeln Symptome, bei den schweren Verläufen kommt es jedoch irgendwann zu Wasseransammlungen in der Lunge und/oder im Brustkorb und schwerer Atemnot. Bei manchen Katzen entsteht auch eine Aortenthrombose (schmerzhafte Lähmung der Hinterbeine) als Folge der vergrößerten linken Herzvorkammer.
Behandlungsempfehlungen der Experten
Internationale Experten der Tierkardiologie des ACVIM (American College of Veterinary Internal Medicine) haben vor kurzem Richtlinien zur Behandlung einer HCM bei der Katze veröffentlicht. Diese sollen Tierärzten helfen, in den unterschiedlichen Krankheitsstadien die notwendigen Therapiemöglichkeiten einzusetzen und gleichzeitig unnötige Behandlungen auch wegzulassen. Zusätzlich werden in diesen Richtlinien viele Hinweise gegeben, wie die Diagnose gestellt wird und welche Zusatzmaßnahmen sinnvoll sind. Es wird bei den Empfehlungen oder Richtlinien unterschieden, ob es sich um wissenschaftlich fundiertes Wissen handelt, ob es Studien mit weniger Aussagekraft dazu gibt oder ob es sich nur um Expertenmeinungen handelt, da es keine Studien gibt.
Diese Guidelines sind wunderbare Entscheidungshilfen für Tierärzte und vereinheitlichen die Behandlung dieser Krankheit weltweit, vorausgesetzt der behandelnde Arzt ist mit ihnen vertraut.
Wie der Name schon sagt, es sind Richtlinien und keine Gesetzte. Jedes Tier ist anders und muss individuell evaluiert werden. Es können andere Krankheiten oder Faktoren Abweichungen vom Standard-Therapieschema bedingen und so kann es durchaus vorkommen, dass Tiere eine etwas andere Behandlung oder zusätzliche Medikamente benötigen. Auch kann es sein, dass Medikamente schlecht vertragen werden und deshalb eine Abweichung nötig ist.
Wenn man diese Richtlinien mal etwas genauer betrachtet, dann fällt auf, dass die Behandlung einer klassisch verlaufenden HCM eigentlich recht einfach ist. In der Grafik unten habe ich die Therapie in den jeweiligen Stadien mal zusammengefasst dargestellt.
Grafik als PDF: HCM bei der Katze Behandlungs-Richtlinien
Verschiedene Krankheitsstadien einer HCM
Die Einteilung nach dem folgenden System hat sich in den letzten Jahren immer mehr etabliert und wird auch in den HCM-Guidelines verwendet. Dabei werden die Krankheitsstadien von A bis D mit Unterklassen eingeteilt und entsprechend therapiert.
Stadium A: Katzen mit genetischer Vorbelastung, jedoch noch keiner nachweisbaren Veränderung im Herzen
Stadium B1: Katzen mit verdicktem Herzmuskel, also diagnostizierter HCM. Eine Einengung des linken Ausflusstrakts in die Aorta (DLVOTO oder SAM) kann vorhanden sein. Die linke Vorkammer wird normal groß gemessen. Die Katze hat keine Symptome
Stadium B2: Katzen mit HCM und bereits vergrößerter linker Vorkammer. Auch in diesem Stadium hat das Tier keine Symptome
Stadium C: Katzen mit akutem oder vorangegangenem Lungenödem/Thoraxerguss. Im akuten Zustand zeigt die Katze hochgradige Atemnot, im chronischen, behandelten Zustand sind die Symptome unter Kontrolle.
Stadium D: Katzen deren Symptome mit der Standardtherapie nicht unter Kontrolle sind und die wiederholt Wasser in der Lunge oder im Thorax ansammeln und Atemnot zeigen.
Wie behandelt man eine HCM bei der Katze – das sagen die Guidelines
Stadium A
keine Therapie
aber regelmäßige Kontrollen (z.B. jährlich)
Stadium B1
keine Behandlung
mit Ausnahme von hochgradigem DLVOTO (SAM), hochgradig bedeutet dauerhaft sehr hohe Herzfrequenz (>200/min), hohe Geschwindigkeit durch die Engstelle und hochgradige Hypertrophie (Beta-Blocker: Atenolol)
Schilddrüse und Blutdruck sollte nach der Diagnose kontrolliert werden (v.a. bei älteren Katzen)
Stadium B2
-
- Thromboseprophylaxe (Clopidogrel)
Atenolol nur bei hochgradigem DLVOTO
Regelmäßiges Zählen der Ruheatemfrequenz wird empfohlen ab Stadium B2
Stadium C
-
- Entwässerung (Furosemid)
- Thromboseprophylaxe (Clopidogrel)
ACE-Hemmer konnten in keiner Studie eindeutige Vorteile zeigen, trotzdem werden sie von einigen Kardiologen noch eingesetzt
Pimobendan kann verwendet werden, wenn kein DLVOTO vorhanden ist und der Herzauswurf komprimiert ist (z.B. niedriger Blutdruck, niedrige Körpertemperatur, langsame Herzfrequenz)
3-7 Tage nach Therapiestart mit Furosemid sollten die Nierenwerte und Elektrolyte überprüft werden
Stadium D
-
- Entwässerung (evtl. auf Torasemid wechseln und zusätzlich Spironolacton)
- Thromboseprophylaxe
Pimobendan wie in Stadium C, Elektrolyte vor allem Kalium muss kontrolliert werden und bei niedrigen Werten zugefüttert werden, Fütterung salzarm und proteinreich (meist kommt es zu Gewichtsverlust und Muskelabbau)
Artikel über die Herzmedikamente bei der Katze
Zusätzliche Medikamente kommen bei behandlungsbedürftigen Rhythmusstörungen zum Einsatz. In akuten Phasen können weitere Medikamente und Maßnahmen wie z.B. Sauerstoff nötig werden, diese werden aber nicht dauerhaft verabreicht.