Teil I – Spulwürmer (Toxocara)
Eine kürzlich besuchte Fortbildung über Parasiten hat mich zu diesem Artikel inspiriert. Der Vortrag handelte von Spulwürmern – Toxocara canis und cati – bei Hund und Katze und die Gefahr die von diesem Wurm ausgeht. Immer öfter werden Stimmen laut, dass unsere Tiere viel zu oft entwurmt werden. Es ist wohl wahr, dass die meisten Würmer unseren Haustieren nicht wirklich schaden. Sie verursachen Ekel, wenn sie sichtbar sind, sind nervig, wenn sich das Tier ständig am Hinterteil juckt und können beim Welpen auch mal eine Darmverstopfung auslösen. Ansonsten sind sie für uns unsichtbar und machen scheinbar wenig Ärger.
Das Problem sind aber nicht unsere Tiere, sondern wir Menschen. Infiziert sich ein Mensch mit einem Spulwurmei, entwickelt sich die Larve im Körper weiter. Dabei wandert sie und kann somit in alle möglichen Organe gelangen und dort erheblichen Schaden anrichten. Als Beispiele sind Blindheit, Asthma, Epilepsie und eine verminderte Gehirnentwicklung beschrieben. Dabei wird vermutet, dass die Infektion in vielen Fällen gar nicht erkannt und noch total unterschätzt wird. Es ist zudem extrem schwierig die Infektion festzustellen. In einer aktuellen Studie in den USA wurde gezeigt, dass Menschen die Antikörper gegen Toxocara hatten – also schon mal mit Spulwurmlarven infiziert waren oder es noch sind – deutlich schlechter bei kognitiven Tests abschneiden. Dies sind neue durchaus ernüchternde Informationen.
In einer Studie in England konnte bei 27% aller untersuchten Kinder und 14% aller Erwachsenen Antikörper nachgewiesen werden.
Wie infizieren sich Menschen mit Spulwürmer?
Die klassische Vorstellung ist ein spielendes Kind im Sandkasten, welches gerne mal etwas Sand in den Mund nimmt. Tatsächlich findet man Toxocara-Eier aber überall. In Böden, Gras, Picknickplätzen, Gärten etc. In einer Studie in Bristol wurden in 20% von zufälligen Bodenproben Toxcocara-Eier gefunden. Es ist also fair zu sagen, dass die Gefahr überall lauert und durch Pfoten, an Schuhen und Fell auch ins Haus getragen wird. Natürlich schützt Händewaschen und ein gewisses Maß an Hygiene vor der Infektion – Kinder interessieren sich aber in der Regel herzlich wenig ob sie „Dreck“ an den Händen haben bevor sie ihre Finger oder sonst etwas in den Mund nehmen. Und je mehr die Erde „verseucht“ ist, desto höher die Gefahr.
Der Lebenszyklus von Spulwürmern:
Nicht nur Welpen sind Infektionsquelle
Dass bei Welpen Spulwürmer vorkommen ist ausreichend bekannt. Man kann aber auch davon ausgehen, dass die meisten erwachsenen Tiere infiziert sind. Der Unterschied ist, dass beim gesunden erwachsenen Tier die Larven meist in eine Art Ruhestadium übergehen und nur ca. 3% der Tiere auch Eier ausscheiden. Da erwachsene Hunde viel zahlreicher sind und somit insgesamt mehr Kot produzieren, sind sie trotzdem Quelle von ca. ⅓ aller ausgeschiedenen Eier. Bei Katzen geht man von zudem von viel höheren Zahlen aus, da sie Jäger sind und Mäuse als Zwischenwirt dienen.
In der Trächtigkeit oder wenn ein Tier geschwächt ist, entwickeln sich die Larven aus ihrem Ruhestadium weiter zu adulten Würmern und produzieren Eier. Welpen werden schon in der Gebärmutter und zusätzlich über die Milch infiziert. Bereits mit nur 2 Wochen beginnen sie massenhaft Eier auszuscheiden.
Wie kann man die Gefahr minimieren?
- Hundekot einsammeln
Ein weiblicher Spulwurm produziert ca. 12000 Eier pro Tag. Diese Eier können über Monate sogar Jahre im Boden überleben. Durch einsammeln von Hundekot kann diese massenhafte Ausbreitung deutlich minimiert werden. - Regelmäßig (monatlich) entwurmen
Um die Ausscheidung von Wurmeiern und die Gefahr die von Ihnen ausgeht komplett zu verhindern, muss monatlich entwurmt werden. Die Entwicklung von der Larve bis zum adulten Wurm dauert ca. 45 Tage, allerdings werden Larvenstadien nicht von allen Entwurmungsmitteln getötet und können somit schon früher wieder adulte Würmer hervorbringen. Eine Entwurmung alle 3 Monate – wie sie sehr gängig ist – mindert aber verhindert die Gefahr nicht. Es gibt Länder oder Regionen in denen monatlich Programme eingeführt wurden und Toxocara unter anderem erfolgreich reduziert wurde. Es funktioniert also, fordert aber Einsehen und Mithilfe der Tierbesitzer. - Trächtige Muttertiere vor der Geburt und Welpen und Mutter alle 2 Wochen entwurmen
Bei vielen Züchtern ist es Routine Muttertier und Welpen regelmäßig zu entwurmen, doch sicher nicht bei allen und nicht bei allen so konsequent wie nötig, was eine massive Eiausscheidung und Kontamination der Umwelt zur Folge haben kann. - Aufklärung
Viele Tierbesitzer und vermutlich auch Tierärzte sind sich der Gefahr von Spulwürmern (und anderen Würmern) gar nicht bewusst und die Aussage, dass wir zu viel Entwurmen ist schlichtweg auf fehlender Information und Aufklärung basiert. Für jeden Tierbesitzer ist es wichtig zu wissen, warum eine häufige Entwurmung wichtig ist und welche Gefahren wir ausgesetzt sind.
Wenn ihr gerne mehr zu diesem Thema hören wollt, oder sonstige Meinungen oder Kommentare habe würde ich mich freuen, wenn ihr mir schreibt.