Zahnstein, Infektionen und Mundgeruch sind bei vielen Katzen und Hunden ein Problem. Jeder der selbst einmal Zahnschmerzen hatte, kann sich vorstellen wie schmerzhaft und unangenehm diese sein können. Trotzdem wird die Zahn- und Maulhygiene beim Tier oft unterschätzt, ignoriert oder schlicht weg vergessen.
Entstehung von Zahnstein
Futterreste im Maul bieten Nährstoffquellen für Bakterien. Diese vermehren sich und bilden zusammen mit abgestorbenen Zellen der Maulschleimhaut Beläge – den weichen Plaque. Wird weicher Plaque nicht durch Putzen oder Abrieb entfernt, lagern sich Mineralsalze aus dem Speichel an und es entsteht Zahnstein. Zahnstein besteht also aus Bakterien, evtl. Pilzen, Zellen, Futterresten und Mineralien aus dem Speichel. Er hat eine raue Oberfläche, wodurch sich weitere Bakterien anhaften können. Bakterien wiederum irritieren das Zahnfleisch und führen zu Entzündungen. Sie können sogar bis in die Kieferknochen gelangen.
Faktoren die bei der Entstehung von Zahnstein und Co. eine Rolle spielen:
1. Rasse
Je kleiner die Hunderasse, desto häufiger sind die Zahnprobleme und Zahnsteinbildung.
Es gibt mehrere Gründe dafür: Kleine Hunderassen werden älter und je älter desto länger kann sich Zahnstein bilden. Bei kleinen Hunderassen haben Zähne oft weniger Platz, stehen ab oder aufeinander, was den natürlichen Abrieb stört. Vermehrtes Hecheln – vor allem bei kurznasigen Rassen – trocknet das Maul schneller aus. Speichelfluss hilft aber bei der Zahnreinigung.
Bei Katzen können ebenfalls Kieferfehlstellungen oder „schiefe“ Zähne zur Zahnsteinbildung beitragen, aber grundsätzlich kommen Zahnprobleme bei allen Rassen vor.
2. Fütterung
Die Fütterung ist ein sehr wichtiger Aspekt bei der Entstehung von Zahnstein. Zum einen bietet Futter die Nahrungsquelle für Bakterien im Maul, zum anderen wird durch die richtige Konsistenz der Abrieb und dadurch Entfernung von Plaque begünstigt oder auch nicht. Außerdem können bestimmte Inhaltsstoffe im Futter Bakterienwachstum begünstigen oder minimieren.
Diskussionen welches Futter das „Richtige“ ist, gibt es genügend. Vor allem die Befürworter von Rohfütterung argumentieren damit, dass BARF die Zahngesundheit fördert.
• Trockenfutter hat den Vorteil, dass die Stücke zerkaut werden müssen und somit natürlicher Abrieb von Belägen entsteht. Dies ist allerdings nur der Fall, wenn die Stückchen eine entsprechende Größe haben. Die VOHC (Veterinary Oral Health Council -Amerikanische tierärztliche Gesellschaft für Zahngesundheit) hat eine Liste mit getesteten und akzeptierten Produkten zusammengestellt.
• Nassfutter hat den Nachteil, dass kaum Abrieb beim Kauvorgang entsteht und insgesamt auch weniger gekaut werden muss. Da vor allem Katzen extrem wählerisch sind, ist es nicht immer möglich auf Nassfutter zu verzichteten Zudem hat man bei Katzen oft das Problem, dass sie eher zu weniger Wasser zu sich nehmen. Bei Trockenfutter kann dieses Problem noch verstärkt werden. Bei Fütterung mit Nassfutter sollten verstärkt weitere Maßnahmen zur Zahnpflege ergriffen werden.
• BARF-Befürworter betonen immer, dass Rohfütterung die Zahngesundheit fördert. Dabei soll es nicht unbedingt eine Rolle spielen ob Knochen als Ganzes zum Kauen oder gemahlen zur Verfügung stehen. Auch meine persönliche Erfahrung kann dieses Argument nur unterstützen. Tiere die hauptsächlich roh gefüttert werden, haben in der Regel keine Probleme mit Zahnstein. Ob dies an den Inhaltsstoffen, am Kauvorgang oder der Kombination aus beiden liegt ist dabei noch unklar.
Prävention von Zahnstein
Zähne putzen ist der Goldstandard bei der Zahnpflege. Es gibt verschiedene Zahnpasten und Zahnbürsten um den weichen Plaque zu lösen. Alternativ gibt es auch Fingerkappen mit Bürsten oder Tücher zur Reinigung. Die Kooperation der Vierbeiner ist hier sicherlich das größte Hindernis. Am einfachsten ist es Welpen an das Zähneputzen zu gewöhnen. Bei älteren Hunden oder Katzen ist es oft unmöglich oder erfordert sehr viel Geduld. Es gibt mittlerweile zahlreiche Videos und Anleitungen im Internet wie man ans Zähneputzen herangehen kann.
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Zahnpasta
Beim Zähneputzen steht die mechanische Entfernung von weichem Plaque im Vordergrund. Daher ist es vor allem wichtig, dass die Zahnpasta vom Tier gut toleriert wird. Es gibt Zahnpasten mit Enzymen, welche die antibakterielle Wirkung im Speichel unterstützen und somit einen Effekt gegen die schädlichen Bakterien haben wie z.B. die enzymatische Zahnpasta von Virbac. Manche Tiere vertragen eventuell bestimmte Zahnpasten nicht. In dem Fall ist entweder nur die mechanische Reinigung mit Zahnbürste und Wasser möglich. Es gibt auch Rezepte um Zahnpasta selbst zu mischen. Allerdings kann es auch dabei zu Unverträglichkeiten kommen.
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Zahnbürsten
Die Bürsten sollten vor allem weich sein. Bei Studien mit mittelgroßen oder großen Hunden wird standardmäßig eine flachköpfige weiche Zahnbürste für Erwachsene benutzt. Also auch dies ist möglich. Es gibt unzählige Produkte auf dem Markt. Hier gilt ausprobieren was am besten mit dem jeweiligen Tier funktioniert. Eventuell werden auch Bürsten auf Fingerkuppen besser toleriert.
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Wipes
Tücher oder Fingerhüte zum Putzen von Zähnen sind nicht so effektiv wie das aktive Putzen mit einer Bürste um den weichen Plaque zu entfernen. Dennoch gilt auch hier, Zähne mit einem Tuch zu reinigen ist besser als gar nicht zu reinigen.
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Zahnpflegeprodukte und Leckerlies
Die Futtermittelindustrie produziert unzählige Produkte zur Zahnpflege: Kaustangen, Pasten, Gele, Sprays und Futterzusätze. Als Besitzer kann diese Auswahl einen leicht überfordern. Auch hier gibt es eine Empfehlung der VOHC für getestete Produkte auf dem amerikanischen Markt. Die meisten sind auch bei uns erhältlich.
Kontrolle von Zähnen und Maul
Bei jeder tierärztlichen Untersuchung werden Zähne und Maulraum begutachtet. Aber kaum ein Besitzer macht dies auch regelmäßig Zuhause, weshalb Zahnprobleme oder andere Krankheiten in diesem Bereich oft erst spät erkannt werden. In vielen Fällen sind Zahnprobleme soweit fortgeschritten, dass Zähne nicht mehr gerettet werden können und entfernt werden müssen. Manche Tiere leben mit schlimmen Infektionen oder freiliegenden Zahnhälsen, die auch andere Organsysteme wie z.B. Nieren oder Herz negativ beeinflussen können.
Therapeutische Maßnahmen
Bei vielen Katzen und kleineren Hunderassen ist eine Entfernung von Zahnstein unter Narkose irgendwann unumgänglich. Angst vor einer Narkose und die Kosten für die Behandlung hindern Besitzer eventuell daran, dies rechtzeitig in Angriff zu nehmen. Oftmals sind sich Besitzer auch nicht bewusst, wie schlimm die Situation im Mäulchen ihres Schützlings bereits ist. Gerade Katzen lassen sich oftmals nicht anmerken, dass sie schmerzhafte Zähne haben.
Für eine Zahnreinigung und -Sanierung ist eine Narkose beim Tier absolut notwendig. Ohne Intubation (Schlauch in die Luftröhre) – welche nur in Vollnarkose möglich ist – ist die Gefahr, dass Wasser, Speichel oder Zahnstein-Stückchen in die Atemwege gelangen zu groß. Zudem ist vor der Behandlung nicht abzusehen wie schmerzhaft die Zähne unter dem Zahnstein sind und ob Zähne entfernt werden müssen oder nicht, sodass eine Zahnsteinentfernung in wachem oder sedierten Zustand keine Option beim Tier ist.
Nach einer Zahnreinigung sollte großen Wert auf Prophylaxe gegen neuen Zahnstein gelegt werden.