Nach einem milden Februar hat die Zeckensaison recht früh begonnen und die ersten Blutsauger krabbeln bereits auf unseren Vierbeinern. Zeit sich ein paar Fakten über Zecken und durch sie übertragenen Krankheiten ins Gedächtnis zu rufen:
Inhaltsverzeichnis:

1. Welche Krankheiten werden bei uns durch Zecken übertragen:
- Borreliose
Durch den gemeinen Holzbock (häufigste Zecke in Deutschland) übertragen. Übertragung findet erst nach 2-4 Tagen statt. Ein großer Prozentsatz an Zecken ist infiziert. Nur wenige infizierte Hunde entwickeln aber Symptome. Katzen scheinen noch weniger anfällig zu sein.
- Anaplasmose
Ebenfalls durch den gemeinen Holzbock übertragen und auch in Deutschland präsent. Allerdings sind nur wenige Zecken bis jetzt infiziert. Hunde und Katzen können erkranken.
- Hepatozoonose
Infektion durch orale Aufnahme der braunen Hundezecke, z.B. durch Fressen von Beutetieren. Vorwiegend in wärmeren Regionen, aber in den Sommermonaten auch in Mitteleuropa anzutreffen. Katzen und Hunde sind betroffen.
- FSME
Ebenfalls durch den gemeinen Holzbock übertragen. Hunde können an FSME erkranken. Bei Katzen ist dies bisher nicht bekannt. Für Tiere gibt es keine Impfung. Die Krankheit tritt zwar selten auf, der Verlauf ist aber oft schwerwiegend mit Todesfällen oder Langzeitfolgen.
- Ehrlichiose
Durch mehrere Zeckenarten übertragen. Vorkommen hauptsächlich in wärmeren Regionen (Mittelmeerraum). Übertragung kann bereits 3 Stunden nach Zeckenbiss stattfinden. Hunde und Katzen können sich infizieren. Gefährlich vor allem für Welpen.
- Babesiose (Hundemalaria)
Übertragen durch die Auwaldzecke. Der Erreger zerstört Blutplättchen und rote Blutkörperchen. Vor allem Hunde sind betroffen. Eine Infektion bei Katzen ist seltener aber möglich.
2. Welche Symptome deuten auf Infektionen nach Zeckenbiss hin
- Gelenkschwellungen und Lahmheit
- Fieber (auch Fieberschübe)
- Gewichtsverlust
- Inappetenz
- Blutiger Durchfall
- Anämie (Blutarmut)
- Blutiger Urin
- Lymphknotenschwellung
- Zentralnervöse Störungen
- Nasenbluten
- Überempfindlichkeit bei Berührung
- Aggressivität
Die Inkubationszeit reicht von einigen Tagen bis Wochen oder sogar Monaten. Die beim Menschen bekannte Wanderröte (kreisförmige Rötung an der Zeckenbissstelle) kann man bei Hund und Katze nicht regelmäßig beobachten. Es können aber lokale Reaktionen und Infektionen an der Bissstelle auftreten.

3. Klassische Prävention gegen Zecken
Es gibt eine große Auswahl an Produkten gegen Zecken, um das richtige Produkt zu finden müssen einige Dinge in Betracht gezogen werden:
- Wie lange soll das Produkt wirken: Ein paar Wochen, 3 Monate oder die ganze Saison
- Sollen gleichzeitig Flöhe und/oder Milben bekämpft werden: Es gibt viele verschieden Kombinationen an Wirkstoffen mit breitem oder weniger breiten Spektrum
- Gab es schon einmal lokale Hautreaktion, hat mein Tier generell empfindliche Haut oder eher Probleme mit dem Magen: Es gibt Produkte zum Auftragen auf die Haut, in Tablettenform oder als Halsband. Manche Produkte verteilen sich in der Haut, manche über das Blut.
- Will ich ein Produkt mit Repellent- Wirkung, sodass Zecken gar nicht erst beißen: Der Wirkstoff Permethrin z.B. hat genau diese Eigenschaft, ist allerdings nicht für Katzen geeignet.
- Stehen auch Reisen ins Ausland an, sollte dies bei der Produktwahl ebenfalls berücksichtigt werden, da im Ausland andere Zeckenarten vorkommen können und weitere Prophylaxe nötig ist.
All diese Dinge spielen bei der Auswahl eine Rolle uns müssen gegeneinander abgewogen werden. Jeder Tierbesitzer hat dabei andere Prioritäten. Eine Beratung durch den Tierarzt führt am ehesten zum richtigen Produkt.
Kein Produkt ist zu 100% wirksam und eine zusätzliche manuelle Zeckensuche und Entfernung ist auch bei der Verwendung von diesen Produkten sehr zu empfehlen.
Mehr zum Thema Toxizität von Insektenschutzmittel im Beitrag: Sind Floh- und Zeckemittel schädlich?
4. Alternative Methoden gegen Zecken
Viele Besitzer haben Angst vor Nebenwirkungen oder sind schlichtweg gegen den Einsatz von pharmazeutischen Produkten. Es gibt eine ganze Reihe an alternativen Mitteln, allerdings ohne wissenschaftliche Studien, welche die Wirksamkeit oder Sicherheit belegen. Zu bedenken gilt, dass auch “natürliche” Produkte Nebenwirkungen wie z.B. lokale Hautreaktionen auslösen können.
Kokosöl: Die in Kokosöl enthaltenen Fettsäuren haben in bestimmten Konzentrationen eine abwehrenden Effekt gegen Zecken und andere Insekten. Dies wurde vor allem an Menschen getestet, wie der Effekt durch das Fell der Tiere beeinflusst wird ist unklar. Das Öl muss dabei regelmäßig neu aufgetragen werden. Mindestens 1-2x pro Woche. Die tatsächliche Effektivität ist schwer vorherzusagen und muss individuell ausprobiert werden. Zusätzlich sollte immer eine manuelle Zeckensuche und -entfernung stattfinden. Plus: Kokosöl ist gut für Haut und Fell und auch bei oraler Aufnahme ungefährlich.
Ätherische Öle, Kreuzkümmelöl und Zitrusduft: Ähnlich dem Kokosöl haben auch bestimmte Öle und Zitrusdüfte eine repellierende Wirkung auf Insekten. Wie effektiv die Wirkung tatsächlich ist, ist schwer vorhersehbar. Beim Menschen gab ein paar Versuche in denen jedoch keine ausreichende Zeckenabwehr erreicht werden konnte. Einige dieser Substanzen können allerdings Hautreaktionen auslösen und eventuell kann auch der Hund oder die Katze den Duft als unangenehm oder reizend wahrnehmen.
Knoblauch: Knoblauch ist giftig für unsere Vierbeiner und deshalb mit Vorsicht einzusetzen. Knoblauch scheint einen Effekt zu haben, die Effektivität ist aber dosisabhängig und sehr individuell. 5g/kg für Katzen und 15g/kg Körpergewicht für Hunde gilt als giftig, allerdings gibt es auch Rassen die anfälliger sind. Diese Werte gelten für die einmalige Einnahme, unklar ist was passiert, wenn Knoblauch über längeren Zeitraum verabreicht wird.
Bernstein und Homöopathie: Es gibt keine Studien zu diesen Methoden und die Wirkung ist äußerst fraglich. Wissenschaftler und Parasitologen glauben nicht daran, dass eine Wirkung gegen Zecken mit diesen Mitteln erreicht werden kann. Halsketten bei Tieren sind immer mit einem gewissen Verletzungsrisiko verbunden, ansonsten haben diese Methoden aber wohl kaum negative Effekte fürs Tier.
Eine gute Zusammenfassung über Kokosöl und Co. findet ihr hier.

5. Zecken entfernen – was gibt es zu beachten?
WICHTIG: Kein Produkt oder Mittel schützt zu 100%. Nach jedem Spaziergang oder alle 24 Stunden sollten Haustiere deshalb nach Zecken abgesucht werden um sie ggf. zu entfernen.
Es gibt viele kleine Helfer um Zecken zu entfernen wie z.B. Zeckenzangen, Haken oder Zeckenkarten. Egal wie die Zecke entfernt wird, wichtig ist vor allem, dass es so schnell wie möglich passiert und dass die Zecke nicht gestresst wird. Wird der Blutsauger z.B. gequetscht, kann es sein, dass er seine Speicheldrüsen oder Mageninhalt entleert und so evtl. Infektionserreger in den Organismus des Wirtes gelangen. Auf keinen Fall sollte man Zecken mit Klebstoff, Alkohol oder sonstigen Mitteln „behandeln“.
Eine gute Anleitung für die Zeckenentfernung mit diversen Hilfsmitteln findet ihr hier.